Gefährdung des Schwarzstorchs und Schutzmaßnahmen
Der Schwarzstorch liebt Ruhe und Abgeschiedenheit
Der Schwarzstorch ist ein seltener und gefährdeter Brutvogel in Bayern. Seine Neststandorte sind durch direkte Eingriffe am Horst bzw. im unmittelbaren Nestumfeld gefährdet. Störungen durch Forstarbeiten und erneuerbarer Energien im Umfeld des Horstes wirken sich gravierend auf das Brutgeschehen aus.
Energieversorgung kontra Artenschutz
Aktuell gibt es immer wieder Konflikte durch den Wunsch nach mehr Erneuerbaren Energien, der auf Grund der dichten Besiedelung Deutschlands verstärkt zum Bau von Windkraftanlagen in Wäldern führt und somit dem Schutz bedrohter im Wald brütender Vogelarten wie Uhu, Rotmilan und eben Schwarzstörchen entgegensteht.
Hier ergeben sich für viele bedrohte Waldvogelarten potentielle Gefährdungen, die nur durch eine gute Zusammenarbeit zwischen Windkraftanlagenbetreibern, zuständigen Behörden und fachkompetenten Organisation wie dem LBV gelöst werden können.
Masten von Mittelspannungsleitungen werden vom Schwarzstorch und anderen Großvogelarten wie Rotmilan, Weißstorch und Uhu gerne als Ruheplatz genutzt. Leider ist bei ungesicherten Mittelspannungsmasten die Gefahr von Überbrückungen und dadurch Stromschlag sehr groß. Immer wieder kommt es auf diese Weise zu Todesopfern.
Anflüge an Freileitungen können Jungvögeln zum Verhängnis werden, die noch ungeübt im Fliegen sind. Die Energieversorger sind gesetzlich verpflichtet, in Gebieten mit Vorkommen gefährdeter Großvogelarten die Masten so umzurüsten, das keine Stromschläge auftreten können.
Gefährdung durch Verfolgung und Abschuss
Auch in Deutschland kommt es immer wieder zur gezielten Tötung von Schwarzstörchen, neben (direkten) illegalen Abschüssen gibt es auch Fälle, in denen Schwarzstörche in unerlaubt aufgestellten Schlag- oder Tellerfallen an Fischteichen verletzt werden.
Leider werden auch auf dem Zug und in den Überwinterungsgebieten immer wieder Vögel abgeschossen oder verfangen sich in Netzen an Teichanlagen an den Rastplätzen in Israel. Einer lettischen Studie zufolge werden 22% der überwinternden Schwarzstörche Opfer von Abschüssen.
Neben strengeren gesetzlichen Regelungen bedarf es daher vor allem der Aufklärung der betreffenden Bevölkerung.
Natürliche Gefahren
Neben menschlichen Störungen können auch Nesträuber den Schwarzstörchen gefährlich werden. Adulte Vögel haben kaum Feinde, lediglich der Seeadler ist in der Lage auch einen Altvogel zu erbeuten. Die Gelege und auch die Jungvögel allerdings können Baummarder oder Waschbär zum Opfer fallen, selten auch dem Uhu oder Kolkraben.
In einigen Regionen bereiten gerade Waschbären zunehmend Probleme für die Schwarzstörche, nicht nur als Prädator, sondern auch weil sie die Horste als Schlafplätze nutzen und die Vögel vertreiben. Hier können Manschetten am Stamm als Schutz dienen.
Schutzmaßnahmen
Forschung
Für einen gezielten und langfristigen Schutz ist es wichtig, die Brutplätze zu kennen und mit der nötigen Diskretion zu kontrollieren. Neben diesem Monitoring sind auch Kenntnisse über Zug – und Ansiedelungsverhalten von Bedeutung.
Wichtige Informationen dazu liefert die Beringung nestjunger Schwarzstörche mit Farbkennringen. Auch in Bayern wurden durch den Projektbetreuer C. Rohde in Zusammenarbeit mit den örtlichen LBV-Kreisgruppen im Allgäu und im Frankenwald seit 2009 mehrere Dutzend junge Schwarzstörche beringt. Die ersten Wiederfunde und Erkenntnisse daraus sind spannend und können hier nachgelesen werden.
Weiterhin wurden im Rahmen einer Masterarbeit 3 Jungstörche mit einem Satelliten-Telemetriesender ausgestattet und ihr Verhalten nach dem Ausfliegen sowie auf dem Zug beobachtet.
Sicherung der Nahrungsgrundlagen
Zum Schwarzstorchschutz gehört jedoch nicht nur der Schutz der Brutplätze, sondern auch die Sicherung seines Lebensraumes, insbesondere der Nahrungsgrundlagen.
Der Schwarzstorch ist als eine Leitart für naturnahe Fließgewässerökosysteme anzusehen, daher sind besonders Maßnahmen anzustreben, die eine Optimierung der kleinen und mittleren Fließgewässer zum Ziel haben.
So geht es bei dem LBV-Projekt „Lebendige Bäche“ vor allem um die kleinen Gewässer III. Ordnung, die auch für den Schwarzstorch wichtig sind. Wo Bäche ungehindert und gesäumt von Erlen fließen können, keine Staustufen oder Verbauungen zu finden sind und das Bachbett kiesig, finden nicht nur Bachforelle und Groppe einen Lebensraum, sondern auch Schwarzstorch, Eisvogel, Wasseramsel und Fischotter.