Was gibt's Neues?
Aktuelles aus dem Ortolanschutz in Bayern
Hier erfahren Sie alle aktuellen Nachrichten zum Vorkommen, Bestand und Schutzmaßnahmen des Ortolans in Bayern
Ergebnisse der Brutsaison 2023 und Forschung
In diesem Jahr ist die Anzahl der singenden Ortolan Männchen auf 64 gesunken, drei weniger als im Vorjahr. Die beiden letzten Jahre liegen somit deutlich unter dem aktuellen Durchschnitt, der in 18 Erfassungsjahren 83,8 Reviere (singende Männchen) beträgt. In der Brutsaison 2023 wurden auf 229 Flächen Schutzmaßnahmen mit einer Gesamtfläche von 75 ha umgesetzt. Daran waren 76 kooperierende Landwirtinnen und Landwirte beteiligt.
Forschung
Im Jahr 2022 wurde eine Pilotstudie durchgeführt, bei der durch intensive Beobachtungen während der Brutsaison diverse Daten erhoben wurden. Diese Daten wurden im Rahmen einer Masterarbeit ausgewertet, deren Ergebnisse nun vorliegen. Es konnte nachgewiesen werden, dass die vom AHP vermittelten, landwirtschaftlichen Maßnahmenflächen sowie generell eine diverse Landschaft den Bruterfolg des Ortolans erhöhen. Außerdem korreliert die Größe der Singgemeinschaft mit dem Bruterfolg, weshalb ein Zerschneiden bestehender Singgemeinschaften vermieden werden sollte.
Die Pilotstudie zeigte jedoch, dass einige für den effektiveren Schutz der Ortolanbruten benötigte Daten nicht durch nicht-invasive Methoden gewonnen werden können. Aus diesem Grund hat sich das AHP für einen neuen spannenden Ansatz interessiert, den der Bioakustik. Forschungsarbeiten zum Ortolan haben gezeigt, dass jedes Individuum durch sein Gesangsrepertoire eindeutig erkannt werden kann. Dies könnte wichtige offene Fragen zu Rückkehr- und Überlebensraten, Lebensdauer, Dispersion und dem Umfang von Singgemeinschaften beantworten. Das AHP hat daher Kontakt mit Expertinnen und Experten in diesem Gebiet gesucht und Ende April 2023 einen 3-tägigen Bioakustikworkshop in der Nähe von Würzburg organisiert. Daran nahmen Paweł Szymański aus Polen mit seiner Doktorandin Lia Zampa aus Italien teil, sowie Tereza Petrusková von der Universität Prag und Lisa Gill vom Bioakustikteam des LBV (siehe Abbildung). Sie zeigten uns, mit welchen Geräten und welcher Methodik sie die Aufnahmen machen, welche Software sie zur Auswertung verwenden und was sie bisher herausfinden konnten.
Eine Fortführung dieses Ansatzes finden wir im AHP sehr wünschenswert, dies müsste aber wieder als Forschungsprojekt aufgezogen werden, da viele Helfer zeitgleich in der ersten Phase der Brutsaison (hohe Gesangsaktivität) an vielen verschiedenen Orten und nur bei windarmen Bedingungen für die Aufnahmen unterwegs sein müssten. Auch die Auswertung ist umfangreich. Wir freuen uns deshalb über Studierende/Promovierende die Interesse an dem Thema haben.
Öffentlichkeitsarbeit
Im September ist ein Artikel über den Ortolan in dem Buch „Time Over -Verlorene Biodiversität in Feld und Flur“ von Bernd Pöppelmann erschienen, geschrieben von Dagmar Kobbeloer und Julia Ott. Pöppelmann vereint in dem Buch Wissenschaft, Naturschutz, Kunst, Fotografie, um die Problematik des Biodiversitätsverlustes in Feld und Flur aufzuzeigen.
Brutsaison 2022: Beinahe ein Rekord-Tief
Bei den jährlichen Bestandserfassungen der singenden Ortolan-Männchen, die im Rahmen des Artenhilfsprogramms auf acht ausgewählten Probeflächen durchgeführt werden, konnten 2022 nur 67 revieranzeigende Vögel gezählt werden. Damit ist der zweittiefste Wert seit Beginn der jährlichen Erfassungen im Jahr 2006 erreicht: Nur 2008 wurden mit damals 56 singenden Männchen noch weniger Revierinhaber gezählt. Da nach wie vor gemeinsam mit Landwirtinnen und -wirten zahlreiche landwirtschaftliche Maßnahmen umgesetzt werden, die der Ortolan-Population zugutekommen sollen, suchen wir seitens des AHP nach Ursachen für diesen Einbruch.
Einerseits machen sich hier die schlechten Brutbedingungen in den zwei vorangegangenen Jahren bemerkbar: Starkniederschläge haben zum Teil die Brutflächen überschwemmt, kalter, starker Wind hat die Vögel zusätzlich beeinträchtigt. Gerade in der Zeit kurz nach dem Schlupf sind die Küken sehr empfindlich: Sie schlüpfen blind und mit noch nicht wasserdichten Federn aus dem Ei und müssen permanent von den Altvögeln gewärmt und umsorgt werden. In einem feuchten Nest ist die Gefahr einer Unterkühlung sehr hoch; im schlimmsten Fall läuft die Nestmulde voll Wasser.
Nachdem im letzten Jahr die Zahlen der Ortolane noch leicht gestiegen ist, sehen wir nun im Rückgang revieranzeigender Männchen den Effekt der zwei nachwuchsschwachen Jahrgänge. Doch nicht nur die klimatischen Bedingungen während der Brutperiode, sondern auch während des Vogelzugs sind entscheidend.
Saharastaub und hohe Niederschläge könnten Ortolane beim Rückflug behindert haben
Im Frühjahr 2022 fiel ein ungewöhnliches Ereignis in die Zeit des Rückfluges aus den afrikanischen Überwinterungsquartieren nach Europa: Bei einem starken Saharastaubereignis im März wurde eine um den Faktor 200 erhöhte Staubkonzentrationen in der Luft gemessen (Pressemitteilung DWD 18.03.2022). Solch hohe Werte sind sehr selten. Sie gingen mit starkem Sturm und Regen einher. Des Weiteren kam es in Spanien Ende März lokal zu sehr ergiebigen Niederschlägen von bis zu 200 Liter pro Quadratmeter (Pressemitteilung DWD 25.03.2022), die örtlich zu großflächigen Überflutungen und Hochwasser führten. Die zeitliche Überschneidung dieser Wetterereignisse mit dem Vogelzug könnte die Tiere bei ihrem Rückflug behindert haben. Über die Zustände in den Überwinterungsgebieten selbst liegen uns leider kaum Informationen vor; zweifelsohne entscheiden sie mit über die Entwicklung der hiesigen Population.
Aber auch hier vor Ort kann noch einiges für den Ortolan getan werden, einerseits mit entsprechenden Maßnahmen zur Optimierung der Brut- und Nahrungshabitate, doch auch darüber hinaus. Nach einer kleinen Pilotstudie im Frühjahr 2022, bei der fünf Studierende die fränkischen Ortolane im Freiland beobachteten, gehen die Mitarbeiterinnen des AHPs von einem eklatanten Weibchen-Mangel in den fränkischen Gebieten aus. Das bedeutet eine starke Schwächung für eine so isolierte Population wie die fränkische. Die Weibchen, die auf dem Nest am Boden sitzen, sind vielen Gefahren ausgesetzt: Sowohl Prädatoren wie Greifvögel, Fuchs oder Marder, als auch die landwirtschaftliche Bearbeitung der Äcker stellen ein tödliches Risiko dar, wenn die Weibchen ihr Nest zum Schutz der Eier und Jungtiere nicht verlassen wollen.
Flächendeckende Ortolankartierung 2021
Im Jahr 2021 fand zum vierten Mal eine „flächendeckende“ (bzw. manchmal auch „landesweit“ genannte) Kartierung des Ortolan-Bestandes in Bayern statt. Anhand der Verbreitung der letzten 40 Jahre wurde ein Erfassungskulisse festgelegt, die in sogenannte „Messtischblätter“, also Kartenausschnitte, unterteilt ist. Ein Viertel eines solchen Messtischblattes wird als Quadrant bezeichnet und in der Regel von jeweils einem Erfasser bearbeitet. Basierend auf den Vorkommen der letzten 12 Jahre wurde die Erfassungskulisse gegenüber 2015 etwas reduziert, da beispielsweise in den Bamberger Gebieten und in den Haßbergen keine Ortolanvorkommen mehr zu erwarten sind. Übrig blieben fast ausschließlich Gebiete in Unter- und Mittelfranken. Insgesamt 49 Quadranten wurden von 29 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern nach Ortolanen abgesucht. Im Zeitraum vom 03. bis 31. Mai wurde zweimal kartiert, möglichst in den frühen Morgen- oder Abendstunden und bei günstiger Witterung – 2021 eine echte Herausforderung! Wegen der verspäteten Rückkehr der Ortolane aus ihren Überwinterungsquartieren musste die Kartierung bereits um eine Woche nach hinten verschoben werden. Vor allem der penetrante, kalte Wind und die häufigen Niederschläge erschwerten die Erfassung – zum einen ist das natürlich unangenehm für die Beobachter, aber noch viel unbefriedigender ist, dass die Ortolan-Männchen bei derartigem Wetter nicht singen und somit nur schwer entdeckt werden können. Und nicht nur der Gesang fällt in solchen Jahren spärlich aus: Als Bodenbrüter wird sein Bruterfolg durch zu kalte und regenreiche Frühsommer sehr beeinträchtigt. Insgesamt konnten 189 Ortolanmännchen kartiert werden, was eine Abnahme um 21,6% im Vergleich zum Ergebnis der letzten flächendeckenden Kartierung im Jahr 2015 bedeutet.
Dieses Ergebnis an sich ist erstmal kein Grund zur Freude und eine derart deutliche Abnahme klingt alarmierend. Dennoch liegt das Ergebnis der diesjährigen Kartierung immer noch über dem von 2009. Hätte sich die Kurve weiter so steil nach unten bewegt wie zwischen 1989 und 2009, wäre der Ortolan bei uns bereits ausgestorben. Deshalb ist allein die Tatsache, dass wir diesmal mehr Ortolane als vor 12 Jahren feststellen konnten, ein bemerkenswerter Erfolg.
Alles in allem spricht das Ergebnis dafür, dass der extreme Abwärtstrend im Bestand, den es seit den 80er Jahren zu beobachten gab, aufgehalten wurde. Der in 2015 zu erhoffende Aufwärtstrend entpuppte sich jedoch als trügerisch, wie wir spätestens jetzt feststellen können. Gleichzeitig setzen sich verschiedenen Dynamiken fort, die für die Restpopulation problematisch sind: Während die absoluten Zahlen im Vergleich zur Kartierung 2009 nicht abnahmen, wird die Fläche, auf denen Ortolane nachgewiesen werden konnten, immer kleiner. Die Männchen, die sich Reviere innerhalb von Singgemeinschaften suchen, konzentrieren sich auf immer kleinere Gebiete – möglicherweise sogar unabhängig davon, ob dort die Brut- und Futterbedingungen günstig sind. Dies könnte einen geringen Bruterfolg nach sich ziehen.
Genau da setzen die Maßnahmen des Artenhilfsprogramms für den Ortolan an: der Ortolanbestand wird in ausgewählten Gebieten erfasst, um dann dort, wo er vorkommt, mit punktuellen Maßnahmen die Lebensraumqualität zu erhöhen. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit den ansässigen Landwirt*innen, die etwa Blühflächen anlegen oder streifenweise eine Feldfrucht anbauen, in der der Ortolan gut brüten kann. Um noch besser zu verstehen, welche Faktoren für den Bruterfolg des Ortolans eine Rolle spielen, werden in den nächsten Jahren in größerem Umfang Daten erhoben. Gemeinsam mit unseren ehrenamtlichen Helfer*innen, der Unterstützung der Behörden und Landwirt*innen setzt sich das AHP Ortolan auch in Zukunft für den in Bayern vom Aussterben bedrohten Vogel ein.
Ergebnisse Brutsaison 2020: Ein stiller Frühling
In dieser Brutsaison wurde ein neuerlicher deutlicher Einbruch der Ortolan-Bestände festgestellt. Nach dem starken Rückgang im Jahr 2016 auf 75 Reviere hatte sich die Anzahl in den letzten drei Jahren auf 88 Reviere erhöht. Aber mit nur mehr 77 singenden Männchen wurde in diesem Jahr nun der drittniedrigste Wert in 15 Jahren des Bestandsmonitorings erfasst. Die Bestandszahlen liegen damit deutlich unter den bisherigen Höchstständen von je 104 Revieren in den Jahren 2011 und 2013 und unter dem Durchschnitt seit Beginn des AHP im Jahr 2006. Die Bewertung dieser Brutergebnisse ist schwierig, da wegen der geringen Singfreudigkeit der Männchen in dieser Saison und der dadurch ungünstigen Erfassungsbedingungen auch unsicher ist, ob der dokumentierte Rückgang real ist. Auf einzelnen Flächen wurde die Erfassungsintensität sogar erhöht, um ein mögliches „Übersehen“ der Ortolane auszuschließen; trotzdem blieben die Ergebnisse unter Vorjahresniveau. Das ist zumindest ein Indiz dafür, dass es sich dabei nicht um ein Artefakt, sondern um einen realen Rückgang handelt. Dass zudem in diesem Jahr die Witterungs- und somit auch die Brutbedingungen zwar lokal recht unterschiedlich, aber zumindest phasenweise und regional ungünstig waren, lässt wenig Gutes für die Bestandsentwicklung im nächsten Jahr erwarten.
Ergebnisse Brutsaison 2019: Gute Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Artenschutz
In den letzten drei Jahren stieg die Zahl der nachgewiesenen Männchen sukzessive jedes Jahr wieder leicht an – im Jahr 2019 wurden 88 Reviere festgestellt. Es kann also dieses Jahr wiederum von einer leichten Bestandserholung ausgegangen werden und dies umso mehr, als der diesjährige Bestand möglicherweise sogar unterschätzt wurde, da sich die Ortolane aufgrund des schlechten Wetters im Mai sehr bedeckt gehalten haben und wenig singfreudig waren. Der Bestandszuwachs könnte auch die günstigen Brutbedingungen im Vorjahr widerspiegeln. Der kalte und regnerische Mai könnte allerdings das Brutgeschäft in diesem Jahr wiederum negativ beeinflusst haben. Trotzdem berichteten auch 2019 wieder einige Erfasser von Jungvogel-Sichtungen. Möglicherweise blieben doch einige Bruten von den lokalen Starkregenereignissen verschont.
Durch die intensive und persönliche Beratung der mittlerweile rund 80 teilnehmenden Landwirte und Landwirtinnen konnten Anzahl und Umfang der Maßnahmenflächen abermals gesteigert werden – auf ganzen 74 ha wird das Brutgeschäft des Ortolans mit entsprechenden, landwirtschaftlichen Maßnahmen unterstützt.
Ohne die gute Kooperation zwischen Landwirtschaft und Artenschutz wären die letzten fränkischen Bestände des Ortolans deutlich gefährdeter als sie es sowieso schon sind. Die Maßnahmen konzentrieren sich auf die Probeflächen und unmittelbar angrenzende Gebiete. Um auch die Nahrungsverfügbarkeit für den Ortolan zu erhöhen, konnten mittlerweile 60 Flächen mit Blühmischungen angelegt werden – die Hälfte davon mit einer extra für den Ortolan neu entwickelten Saatmischung.
Ergebnisse Brutsaison 2018: Die fränkischen Ortolan-Bestände nehmen wieder zu
Die Befürchtungen, dass der starke Einbruch im Jahr 2016 – auf damals nur noch 75 Reviere in den Probeflächen – einen neuerlichen weiteren Bestandsrückgang einleiten würde, hat sich zum Glück bislang nicht bewahrheitet: Stattdessen ist der Bestand 2018 zum zweiten Mal in Folge – von 75 zunächst auf 80 Reviere im vergangenen Jahr und aktuell nun auf 85 Reviere angestiegen. Die Bestandszahlen liegen damit zwar immer noch deutlich unter den bisherigen Höchstständen von je 104 Revieren in den Jahren 2011 und 2013, aber in diesem Jahr wurden die Brutbedingungen als günstig eingeschätzt und es konnten viele flügge Jungvögel beobachtet werden. Somit dürfte zumindest ein guter Grundstein für eine Fortsetzung der Bestandserholung bzw. für nochmalige Zunahme im nächsten Jahr gelegt sein.
Ergebnisse Brutsaison 2017: Die fränkischen Ortolanbestände nahmen nicht weiter ab
Im letzten Jahr -2016- musste bedauerlicherweise ein Rückgang der fränkischen Ortolan-Reviere um 21% festgestellt werden. Außerdem wurden die klimatischen Bedingungen während der Brutzeit in 2016 als sehr ungünstig eingeschätzt, was einen negativen Einfluss auf den Bruterfolg und damit auch die Bestandszahlen der darauffolgenden Brutsaison haben kann. Deshalb wurde befürchtet, dass wir in 2017 einen weiteren Rückgang erleben würden.
Wir stellten daher mit einer gewissen Erleichterung fest, dass (über alle Probeflächen gemittelt) die dokumentierte Anzahl von 75 auf 80 singende Männchen zunahm (ein leichtes Plus von 6%;). Dennoch liegt dieser Bestand –mit Ausnahme des niedrigen Ergebnisses von 2016- unter dem der letzten acht Jahre und gibt immer noch Anlass zur Sorge. Die Ergebnisse der Bestandszählungen der letzten Jahre sind im Diagramm unten zu sehen. Hier sind die durch singende Männchen angezeigten Reviere zusammengefasst. Die unterschiedlichen Farben kennzeichnen die bisher untersuchten Landkreise: Schweinfurt (SW), Kitzingen, (KT) und Würzburg (Wü).
Dieses Jahr wurde der Ortolan-Bestand Frankens in zehn Probeflächen kartiert – zwei Probeflächen in den Landkreisen Neustadt a.d. Aisch und Kitzingen kamen neu hinzu, da dort bei der flächendeckenden Kartierung 2015 eine beachtliche Anzahl von Ortolan-Revieren erfasst wurde. Die Ergebnisse dieser Zählungen werden erst nach einigen Jahren Rückschlüsse auf die dortige Bestandsentwicklung zu lassen und sind deshalb in den oben genannten Auswertungen noch nicht enthalten.
Dank der hervorragenden Kooperationsbereitschaft der fränkischen Landwirte werden jedes Jahr viele Maßnahmen zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Ammernart in der Agrarlandschaft umgesetzt. 2017 legten 60 Landwirte auf ganzen 195 Flächen Schutzmaßnahmen mit einer Gesamtfläche von 57,48 ha an. Damit konnten erneut etwas mehr Einzelmaßnahmen vermittelt werden als im Vorjahr.
Ab 2018 werden erstmals auch im Landkreis Neustadt a.d. Aisch Ortolan-Maßnahmen umgesetzt werden, um die dortige Population zu unterstützen.
Ergebnisse Brutsaison 2016 – Rückgang der Ortolan-Population
Im Jahr 2015 hatte sowohl der Bestand in den Probeflächen als auch das gesamt-bayerische Vorkommen zugenommen. 2016 musste hingegen in den Probeflächen ein Rückgang um 21% festgestellt werden. Derartige Schwankungen sind in Kleinvogel-Populationen, insbesondere bei Zugvögeln, durchaus normal. Dennoch verdeutlicht dies, dass die Gefahr des Aussterbens für den Ortolan nach wie vor gegenwärtiger ist, als man sich nach den erfreulichen Ergebnissen der flächendeckenden Kartierung in 2015 – mit einem Zuwachs von 178 auf 241 Reviere seit 2009 – erhofft hatte: Bei dem aktuellen geringen Ortolanbestand drohen bereits einige wenige Jahre mit schlechtem Bruterfolg die gesamte Population auszulöschen. Zudem überrascht dieser doch beachtliche Rückgang in 2016 auch deshalb, weil im vergangenen Jahr die klimatischen Bedingungen während der Brutzeit und Jungenaufzucht als günstig eingeschätzt wurden. Ein Einbruch in der Reproduktion im Vorjahr ist daher als Ursache für die aktuellen Bestandsrückgänge weitgehend auszuschließen. Das wiederum lässt vermuten, dass die Wetterbedingungen auf dem Zug eine mindestens ebenso entscheidende Rolle spielen. Die in jüngster Zeit durch Geologger gewonnenen Daten belegen eine starke Synchronisierung des Zuges und stützen damit die Annahme, dass die plötzliche Aufgabe ganzer Vorkommensgebiete auf den gleichzeitigen Verlust synchron ziehender Trupps aus diesen Gebieten zurückzuführen sein könnte.
Flächendeckende Kartierung 2015: Der Ortolan-Bestand in Bayern nimmt wieder zu!
Seit den 1980er Jahren ging der Bestand des Ortolans in Bayern erschreckend zurück: von circa 890 auf nur noch 363 erfasste Reviere im Jahr 2003 - und 2009 konnten sogar nur noch 178 Reviere nachgewiesen werden. Dies entspricht einem Rückgang von 80% gegenüber den 80er Jahren! Aber vielleicht haben die Schutzmaßnahmen der letzten Jahre eine Trendwende bewirken können? Darauf deuten die Ergebnisse unserer aktuellen flächendeckenden Kartierung im Jahr 2015 hin.
Tatsächlich schienen sich auf ausgewählten Probeflächen, in denen wir die Bestände jährlich erfassen, schon in den letzten Jahren die Bestände zu stabilisieren. Aber war das auch außerhalb der Probeflächen der Fall? Diese wichtige Frage haben erst 2015 die fast 40 ehrenamtlichen LBV-Mitarbeiter beantwortet, die im Mai 2015 in Franken unterwegs waren, um auch den letzten Ortolan in den entlegensten Teilen seines ehemaligen Verbreitungsgebietes aufzuspüren. Und, ja: Es ist wahr - entgegen allen Befürchtungen hat der Bestand auch außerhalb der LBV-Probeflächen nicht abgenommen, ganz im Gegenteil. Die bayerische Population ist vielmehr seit der letzten flächendeckenden Zählung im Jahr 2009 von 178 singenden Männchen auf 241 im Jahr 2015 angewachsen -erheblich mehr, als wir zu hoffen gewagt hatten. Das sind gute Nachrichten!
Herzlicher Dank allen ehrenamtlichen Erfassern, deren Einsatz die flächen- deckende Kartierung im Jahr 2015 ermöglicht hat!
Die Bestandszuwächse sind jedoch noch kein Grund für Jubelstürme: Ein großer Teil der Männchen ist nicht verpaart - die Zahl der Reviere entspricht also nicht der Zahl der Brutpaare. Deshalb dürfte der aktuelle bayerische Brutbestand deutlich weniger als 200 Paare umfassen. Und eine derart kleine Population kann rasch an den Rand des Aussterbens gedrängt werden - dafür würden schon wenige aufeinander folgende Jahre genügen, in denen ungünstige Wetterbedingungen in der empfindlichen Huder- und Nestlingsphase für Einbußen beim Nachwuchs sorgen.
Trotz der aktuellen Bestandszunahme bleibt die Lage also kritisch, und der Ortolan läuft in Bayern nach wie vor Gefahr, auszusterben. Deshalb arbeiten wir weiterhin mit Hochdruck daran, die Brutbedingungen für den Ortolan zu verbessern und den Verlust weiterer wertvoller Lebensräume - zum Beispiel in Flurbereinigungsverfahren - zu verhindern.
Brutsaison 2014: Der befürchtete starke Einbruch des Brutbestands bleibt aus
Für das Jahr 2014 befürchteten wir einen starken Rückgang der Population des Ortolans in Bayern: Im Vorjahr regnete es außergewöhnlich viel - und dies gerade während der Zeit, in der die kleinen, empfindlichen Ortolan-Küken in den Nestern saßen. So wurden im Jahr 2013 sicherlich nur wenige Bruten flügge.
Dennoch blieb im Jahr 2014 der erwartete deutliche Rückgang der Population aus: Gegenüber dem Vorjahr hat der Bestand in den LBV-Probeflächen nur um circa ein Zehntel abgenommen. Eine große Erleichterung für die Ortolan-Schützer des LBV, denn die bayerische Population steht ja immer noch am Rande des Aussterbens.
Besonders erfreulich ist, dass in diesem Jahr die Witterung in der sensiblen Küken- und Nestlingsphase sehr trocken war. Das gibt Anlass zur Hoffnung, dass dieses Jahr wieder viele junge Ortolane ausfliegen konnten und so die Verluste des Vorjahres etwas ausgeglichen wurden.
180 Äcker für den Ortolan: Landwirte im Einsatz
Es ist nicht einfach, den Ortolan in Bayern vor dem Verschwinden zu retten. Zahlreiche Landwirte in Mainfranken beteiligen sich am umfangreichen Schutz-Programm des LBV: Im Jahr 2014 führten sie auf 180 ausgewählten Ackerflächen eine ganz spezielle, ortolangerechte Bewirtschaftung durch. Dazu zählte insbesondere die dünne Ansaat des Getreides, das Anlegen von Blüh- und Kartoffelstreifen und der Verzicht auf Dünge- und Spritzmittel.
Einige Landwirte konnten diesjahr erstmals einen Ortolan eingehender beobachten und seinen melodischen Gesang wahrnehmen: Ortolan-Exkursionen des LBV boten hierzu eine optimale Gelegenheit. Besonderer Dank gilt den ehrenamtlichen Ortolan-Erfassern Harald Vorberg und Karl und Helene Günzel, die eine mit knapp 30 Teilnehmern sehr gut besuchte Führung bei Grettstadt veranstalteten.