Eine Chance für den Feuersalamander

Machbarkeitsstudie im Auftrag des Naturschutzes zeigt Wege, um die gefährdete Amphibienart nachhaltig zu schützen

In Rahmen des Projekts Feuersalamander haben LBV, BN und LARS eine Machbarkeitsstudie bei den Experten von Frogs & Friends in Auftrag gegeben, die nun zeigt: Um die genetische Vielfalt der Feuersalamander zu sichern, müssen Tiere in menschliche Obhut genommen werde:

Feuersalamander | © Christoph Bosch © Christoph Bosch

Keine Zeit mehr verlieren: Feuersalamander akut bedroht

LBV-Schutzgebiet Kalktuffquellen | © Julia Römheld © Julia Römheld
Typischer Lebensraum der Larven des Feuersalamanders: Kalktuffquellen

Der Feuersalamander ist in Bayern auf Grund des Verlustes seiner Lebensräume ohnehin schon gefährdet. Das markante Tier lebt hauptsächlich in Laub- und Mischwäldern mit natürlichen Quellbereichen der Mittelgebirge sowie in alpinen Bereichen. Doch nun bedroht zusätzlich der eingeschleppte Hautpilz Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal) die charismatische heimische Salamanderart und könnte sogar zu ihrem Aussterben führen.

Diese Gefahr abzuwenden ist eines der Ziele eines gemeinsamen Projektes der drei bayerischen Naturschutzverbände LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz), BUND Naturschutz und LARS (Landesverband für Amphibien- und Reptilienschutz). In dessen Rahmen haben wir eine Machbarkeitsstudie bei den Experten von Frogs & Friends in Auftrag gegeben, die nun zeigt:

Um die genetische Vielfalt der Feuersalamander zu sichern, müssen Tiere in menschliche Obhut genommen werden. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Es geht um die Frage, welche Maßnahmen notwendig sind, um das Überleben des Feuersalamanders langfristig zu sichern.

Machbarkeitsstudie zeigt: Wir müssen schneller sein als der Pilz

2020 wurden im Steigerwald erstmals von Bsal befallene Feuersalamander in Bayern nachgewiesen. Im Ruhrgebiet und der Eifel, sowie den angrenzenden Gebieten in Belgien beziehungsweise den Niederlanden hat der Pilz Teilpopulationen bereits ausgelöscht.

Im Rahmen des vom bayerischen Umweltministerium geförderten Artenhilfsprogramms (AHP) Feuersalamander haben wir zusammen mit unseren Projektpartnern BN und LARS deshalb eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um Möglichkeiten für das langfriste Überleben der Feuersalamander auszuloten. 

Die Ergebnisse dieser Machbarkeitsstudie, die unter der Federführung der Artenschutzexperten von Frogs & Friends entstanden ist, zeigen nun: Um den Feuersalamander in Bayern vor dem Aussterben zu bewahren, müssen Tiere aus unterschiedlichen Standorten in menschliche Obhut genommen und Ex-situ, also außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes, gehalten werden. So sollen genetisch vielfältige Zuchtstämme entstehen, die als Reservepopulation dienen. Unser Ziel ist es, schneller zu sein als der Pilz. Also nicht erst zu reagieren, wenn die Art fast ausgestorben ist. Wir müssen proaktiv handeln, solange wir noch die Möglichkeit dazu haben. 

Überblick über die Ergebnisse

Die Machbarkeitsstudie hält fest, welche unterschiedlichen Haltungsmöglichkeiten und Erfahrungen es bereits gibt, woher die Tiere kommen sollten, um die bestehende Vielfalt zu erhalten und wie das Vorhaben praktisch umgesetzt werden kann. Ein Maßnahmenpaket sieht vor, in einer fünfjährigen Initialphase zuerst eine breite fachliche Expertise aufzubauen und ein Netzwerk an möglichen Standorten für die Zucht der Feuersalamander aufzubauen. Dafür sind finanzielle Mittel von knapp über einer halben Million Euro nötig. Hierfür bemühen sich die beteiligten Partner um Förderungen des Bundes und der Länder.

Zunächst sollen Feuersalamander aus drei Population entnommen und auf fünf Standorte mit unterschiedlichen Haltungsformen aufgeteilt werden. Vorgesehen ist eine Zusammenarbeit mit professionellen Institutionen wie Zoos, aber auch das Wissen von Privathalter*innen soll einfließen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Feuersalamander bei einer eher trockenen, aber sehr hygienischen Haltung am besten gedeihen. Wichtig ist, dass sie unterschiedliche Milieus angeboten bekommen und so selbst wählen können, was sie gerade brauchen.

Das zentrale Management könnte durch Citizen Conservation (CC) übernommen werden. Diese Initiative von Zoos und Privathaltern betreut inzwischen 17 Arterhaltungsprogramme für vom Aussterben bedrohte Tierarten. 

Machbarkeitsstudie als Grundlage für eine nationale Strategie zum Schutz des Feuersalamanders

Erste Erfahrungen konnten bereits gesammelt werden: Unter menschlicher Obhut wurden in der Quarantänestation des Nürnberger Tiergartens bereits fünfvon Bsal befallene Feuersalamander aus dem fränkischen Steigerwald erfolgreich therapiert. Die geheilten Feuersalamander können nicht zurück in ihren kontaminierten Lebensraum und bleiben zunächst im Tiergarten.

Eine Möglichkeit, Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu behandeln, gibt es momentan nicht. Am Beispiel des Feuersalamanders entsteht gerade ein Modell, wie ein Netzwerk aus Experten*innen, Enthusiast*innen, öffentlichen und privaten Einrichtungen sowie Behörden nachhaltigen Artenschutz betreiben kann. Wir freuen uns sehr, Bestandteil dieses Netzwerks zu sein. 

Als sogenannte Verantwortungsart steht der Feuersalamander unter besonderem staatlichem Schutz in Deutschland. Was wir brauchen, ist eine nationale Strategie zum Schutz des Feuersalamanders vor der Bsal-Epidemie. Die vorliegende Machbarkeitsstudie bildet hierfür eine exzellente Grundlage. Auf Fachebene haben wir die nötigen Partner beisammen. Was es jetzt braucht, ist ein staatliches Bekenntnis zur Verantwortung für den Feuersalamander, also ein nationales Artenhilfsprogramm, das auch die Ex-situ-Haltung beinhaltet.

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