Das Uhu Telemetrie-Projekt
Mit High-Tech dem König der Nacht auf der Spur
Warum mangelt es dem Uhu besonders im Süden Deutschlands an Nahrung, während sein Bestand in West- und Norddeutschland stabil bleibt? Warum wachsen in Bayern nur halb so viele Jungtiere auf, wie zur Erhaltung der Art nötig wären? Antworten auf diese Fragen sind Voraussetzung für wirkungsvolle Schutzmaßnahmen. Und ohne die könnte der Uhu schnell wieder zu dem Sorgenkind des Artenschutzes werden, das er 50 Jahren schon einmal war.
Forschen für den Artenschutz
Diese Antworten erhoffen wir uns von einem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und dem Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) geförderten Forschungsprojekt, das im Sommer 2012 abgeschlossen wird. Vier Jahre lang haben wir untersucht, wo der Uhu jagt, welche Strukturen er dafür benötigt und was er erbeutet bzw. womit er seinen Nachwuchs groß zieht. Wir vergleichen "gute" und "schlechte" Revier - solche, in denen meist viele Junge groß werden, mit solchen, in denen erfolgreiche Bruten selten sind.
So wird deutlich, welche enstcheidenden Strukturen ein optimales Uhurevier ausmachen bzw. woran es in den schlechten Revieren fehlt. Sobald die laufenden Auswertungen abgeschlossen sind, sollten wir die Schlüssel in der Hand haben, um zielgerichtete und effiziente Schutzmaßnahmen für den Uhus auf den Weg zu bringen und wieder für mehr Nachwuchs in den bayerischen Uhurevieren zu sorgen.
Big brother is watching you: Uhus am (Peil-)Sender
Um die Jagdflüge der Uhus in den untersuchten Revieren verfolgen zu können, ohne zu stören, wurden 11 Uhus mit Peilsendern bestückt. Deren Signale verraten, wo sich die besenderten Tiere aufhalten, wo sie Beute suchen und welche Flächen von ihnen nicht bejagt werden, obwohl es dort ausreichend Nahrung gäbe.
Wir können anhand der Peilsignale die Reviere abgrenzen und wissen, welche Strecken die Vögel zum Beuteerwerb zurücklegen. Diese Informationen gleich wir mit den Biotopstrukturen und der Entwicklung der Landnutzung in den einzelnen Revieren ab.
Gewölle "pulen": nicht lecker aber aufschlussreich
Uhus bei der nächtlichen Jagd zu beobachten und so Aufschluss über Beute zu bekommen, ist fast unmöglich. Dafür aber kann der Kundige in den Hinterlassenschaften des Uhus - in Gewöllen und Rupfungen - fast lesen wie in einem Buch: Die Beureste - von kleinsten Fischschuppen und Körperteilen von Insekten bis hin zu verschiedensten Knochen und Federn größerer Beutetiere - geben Aufschluss über das Nahrungsspektrum der Brutpaare.
In den letzten Jahren wurden gesammelte Gewölle und andere Beutereste aus mehr als 50 Uhurevieren analysiert. Dabei kamen Reste von fast 8000 Beutetieren zu Tage, die Aufschluss über das Angebot an Nahrung und sein Nutzung in verschiedenen Revieren geben. Daraus ergeben sich wieder wichtige Hinweise für künftige Schutzmaßnahmen.