Die wichtigsten Ergebnisse des Telemetrie-Projekts

Auf den Spuren des Brachvogels – Wie GPS-Sender Bayerns seltene Wiesenbrüter schützen helfen

Großer Brachvogel mit markantem Schnabel im grünen Sumpfgebiet, gekennzeichnet mit LBV-Ring am Bein | © Peter Zach © Peter Zach
Der Brachvogel „Ludwig“ wurde 2021 als Jungvogel in der Regentalaue besendert. 2024 kehrte er dorthin zurück.
Karte zeigt Vogelzugrouten über Europa und Afrika mit Linien für adulte und juvenile Herbstmigration, erstellt von LBV.
Die Brachvögel müssen weite Strecken von bis zu über 5000 Kilometer zurücklegen, um ihre Wintergebiete zu erreichen. Manche Individuen fliegen dabei zielgerichtet, andere machen weite Umwege, um ihr Ziel zu erreichen.

Mit Sender und Satellit den Geheimnissen auf der Spur

Seit 2017 verfolgt der LBV mithilfe moderner GPS-Sender das Leben von 42 Brachvögeln in Bayern – von Jungvögeln bis hin zu erfahrenen Altvögeln. Finanziert wurde das Projekt vom Bayerischen Naturschutzfonds und unterstützt vom Landesamt für Umwelt.

Das Ziel: herausfinden, was den Brachvögeln das Überleben schwer macht – und wie sie besser geschützt werden können. Besonders wichtig war dabei, zu verstehen:

  • Wo und wie sterben Jungvögel?
  • Wie nutzen die Vögel ihre Lebensräume?
  • Wohin ziehen sie im Winter?
  • Und warum ist der Bruterfolg oft so gering?

Aufwachsen in Gefahr

Die Ergebnisse sind teils ernüchternd: Von den 33 besenderten Jungvögeln überlebten nur wenige. Schon im Brutgebiet fielen elf von ihnen Fressfeinden zum Opfer. Ein Problem ist, dass die jungen Brachvögel erst mit durchschnittlich 44 Tagen richtig fliegen können – bis dahin sind sie leichte Beute. Zwei weitere wurden in Marokko gewildert.

Satellitenbild mit markierten Punkten auf Feldern, LBV-Daten zur Vogelbewegung in Bayern | © LBV © LBV
Ein Beispiel für die Daten der Brachvögel in ihrem Lebensraum. Die Datenpunkte zeigen deutlich, wo die Brachvögel sich bevorzugt aufhalten

Erst im dritten Lebensjahr kehren die jungen Vögel nach Bayern zurück, doch nur wenige versuchen dann schon zu brüten. Viele erkunden zunächst verschiedene Wiesen und finden erst später „ihr“ Revier.

Satellitenkarte mit farbigen Punkten zeigt Vogelbewegungen in einem Feuchtgebiet. LBV-Studie zur Vogelbeobachtung | © LBV © LBV
Die Vogelinsel im Altmühlsee ist wichtig für die Brachvögel im Altmühltal. Das Projekt zeigte deutlich, dass die Brachvögel die Insel über die gesamte Saison hinweg als Schlafplatz nutzen

Warum Wiesenpflege den Unterschied macht

Karte von Südeuropa mit markierten Feuchtgebieten, darunter Bassin d'Arcachon und Delta del Ebro | © LBV © LBV
Die Wintergebiete unserer besenderten Brachvögel. Die vielen, weit verteilten Gebiete machen deutlich, wie wichtig für unsere Population internationale Schutzgebietsnetzwerke wie Natura 2000 und Ramsar sind

Spannend: Brachvögel sind wählerisch, wenn es um ihren Lebensraum geht. Gemähte Wiesen ziehen sie zur Nahrungssuche an – doch genau hier lauert Gefahr. Denn eine frühe Mahd kann Nester und Jungvögel zerstören. Unsere Ergebnisse zum Einfluss der Wiesenmahd auf die Brachvögel wurden bereits als wissenschaftliche Arbeit veröffentlicht.

Auch nachts suchen die Vögel gezielt sichere Plätze – etwa Inseln oder seichte Wasserzonen, die Schutz vor Räubern bieten. Die Studie zeigte auch: Erfahrene Altvögel sind ihrem Brutplatz sehr treu. Verliert ein Paar jedoch seine Brut, verschiebt sich der Standort im nächsten Jahr etwas weiter.

Weite Reisen, klare Botschaft

Überraschend ist, wie zielstrebig die Altvögel in ihre Winterquartiere in Frankreich, Spanien, Portugal oder Marokko ziehen. Die Jungen hingegen fliegen weniger geradlinig, machen häufiger Pause und brauchen länger. Dennoch zeigen beide Gruppen eine ausgeprägte Treue zu ihren Winterplätzen.

Die Daten unserer bayerischen Brachvögel sind zusammen mit denen vielen anderer aus Europa ausgewertet worden. Eine wissenschaftliche Arbeit untersuchte dabei vor allem die Migration, eine andere die Wintergebiete.

Trotz aller Herausforderungen ist klar: Mit gezieltem Schutz von Wiesen, abgestimmter Mahd und sicheren Schlafplätzen lässt sich der Bruterfolg der Brachvögel deutlich verbessern. Und dank moderner Technik wissen wir heute mehr denn je, wie wir den faszinierenden Wiesenvogel retten können.