Die Bilanz des letzten Satelliten-Telemetrie-Projektjahres 2024

Ein schwieriges Jahr für Bayerns Wiesenbrüter

Die Wiesenbrüter und allen voran der Brachvogel ist in Bayern vom Aussterben bedroht. Ein Grund dafür ist der oftmals ausbleibende Nachwuchs. Auch 2024 war leider in vielen bayerischen Brutgebieten ein schlechtes Jahr für unsere Wiesenbrüter.

Großer Brachvogel auf einer Wiese | ©  Gunther Zieger © Gunther Zieger

Neben Lebensraumschwund, Nahrungsmangel und Fressfeinde machte dieses Jahr einigen Brachvögeln auch das Hochwasser zu schaffen. Die Brachvögel mit unseren GPS-Sendern brüteten 2024 leider nicht erfolgreich.

Lebensraumverlust und Fressfeinde gefährden den Großen Brachvogel

Der Große Brachvogel ist in Bayern vom Aussterben bedroht. Sein bayerischer Brutbestand beläuft sich mittlerweile nur noch auf unter 500 Brutpaare. Hauptursache ist der Lebensraumverlust, der mit Wassermangel und ungünstigen Flächenstrukturen einhergeht. Weitere Faktoren für den Bestandsrückgang sind zunehmende Störungen durch Freizeitaktivitäten sowie der enorme Druck durch Fressfeinden wie den Fuchs.

2024 waren fünf mit GPS-Sendern ausgestattete Brachvögel in Bayern unterwegs. Diese Brachvögel sind mit ihren zwei beziehungsweise drei Jahren noch relativ Jung. Brachvögel können leicht über 20 Jahre alt werden und brüten in ihren ersten Lebensjahren meist noch nicht. Unser Forschungsprojekt zeigte eindeutig, dass junge Brachvögel in ihrem ersten Lebensjahr nicht wie erwachsene Brachvögel im Frühling aus den Wintergebieten in die Brutgebiete ziehen, sondern bis zu ihrem zweiten Lebensjahr an den Küsten von Spanien, Portugal, Frankreich und Marokko bleiben. Erst dann kommen sie erstmals zu uns nach Bayern.

Hochwasser zerstört Bruten

Frederik, ein junger Brachvogel, der 2022 im Altmühltal als Küken besendert wurde, kam 2024 das erste Mal zu uns nach Bayern zurück. Zielgerichtet flog er in das Altmühltal und besuchte dort verschiedene Wiesengebiete zwischen Wiesmet und Alesheim oder die Vogelinsel im Altmühlsee. Allerdings zeigte der junge Brachvogel noch kein Interesse daran, ein eigenes Revier zu gründen.

Die anderen Brachvögel Karlo, Ludwig, Bippo und Franzi sind ein Jahr älter als Frederik und 2024 bereits das zweite Mal zurück in den bayerischen Brutgebieten. Franzi und Ludwig erkundeten wie der Jungspund Frederik weiträumig potenzielle Lebensräume und hatten noch kein eigenes Revier. Bippo und Karlo dagegen schienen bereits Partner gefunden zu haben und brüteten beide. Während wir bei Bippo nicht sicher wissen, weshalb seine Brut im Altmühltal nicht erfolgreich war, wissen wir bei Karlo, dass sich dieser ein Brutrevier im Landkreis Regensburg ausgewählt hat.

Leider lag dieses im Vorland, nur etwa 350 Meter vom Ufer der Donau entfernt. Aufgrund der anhaltenden Regenfälle in der zweiten Maihälfte kam es Ende Mai zu starken Überflutungen an der Donau und die Brut ging verloren. In unseren Telemetrie-Projektgebieten werden zahlreiche Maßnahmen zum Schutz der Wiesenbrüter ergriffen: Die Mahdtermine der Wiesen werden angepasst, so dass kein Nest und kein Küken durch Bewirtschaftung verloren geht. Nasse Senken werden angelegt, an denen die Vögel nach Nahrung suchen können und Gehölze werden entfernt, die den Lebensraum einengen und begrenzen und zudem auch Ansitz und Versteck für Fressfeinde bietet. Elektrozäune schützen in vielen Gebieten die Nester und Küken vor Fressfeinden wie Fuchs und Marder.

Dennoch konnten wir das Nest von Karlo nicht vor dem Hochwasser schützen. Die Sender übertragen ihre Daten über das Handynetz. Liegt hier keine ausreichende Abdeckung vor, erhalten wir die Positionsdaten oft mit vielen Tagen oder Wochen Verzögerung. Das war leider auch bei Karlo der Fall und wir haben erst viel später von der Brut an der Donau erfahren.

Freudige Wiederbegegnungen mit bekannten Brachvögeln

Gefreut hat uns in dieser Saison besonders das „wortwörtliche“ Wiedersehen mit den GPS-Brachvögeln. Ludwig wurde bei seinem Besuch in der Regentalaue fotografiert, Karlo bei einem kurzen Besuch im Landkreis Rottal-Inn entdeckt und auch Franzi wurde gleich im Frühjahr auf den Wiesen im Königsauer Moos fotografiert.

Ein großer Brachvogel steht auf einer grünen Wiese mit vereinzelten gelben Blumen, sein langer Schnabel ist deutlich sichtbar | © Florian Marchner © Florian Marchner
Karlo erkundete weiträumig verschiedene Gebiete in Ostbayern. Neben Wiese in den Landkreisen Regensburg und Deggendorf war Karlo bei Rottal-Inn und wurde dort entdeckt
Ein Großer Brachvogel mit einem rotein Ring am Bein und einem Sener auf dem Rücken mit langem Schnabel läuft über eine grüne Wiese. | © Norbert Geisenberger © Norbert Geisenberger
Direkt nach der beschwerlichen Reise vom Wintergebiet in Portugal nach Niederbayern wurde Brachvogel Franzi im Königsauer Moos anhand der Ringe identifiziert.
Ein Großer Brachvogel steht im hohen Gras eines Feuchtgebiets, während ein Rotschenkel und ein Kiebitzküken im Hintergrund zu sehen sind  | © Peter Zach © Peter Zach
Ludwig im Mai 2024 zusammen mit anderen Watvögeln in der Regentalaue bei Cham. Hier finden die Brachvögel und Co. gute Lebensraumbedingungen vor.