Pilzartenschutz in Bayern
Mit Schwerpunkt Offenlandlebensräume und Feuchtgebiete
Im Herbst 2025 startete der LBV gemeinsam mit der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft (BMG) und der Universität Bayreuth ein landesweites Projekt zum Schutz gefährdeter Großpilzarten. Gefördert wird das Vorhaben durch den Bayerischen Naturschutzfonds. Die Zusammenarbeit vereint naturschutzfachliche Praxis, wissenschaftliche Forschung und ehrenamtliches Engagement – mit dem Ziel, die Vielfalt und Schutzwürdigkeit der Pilze in Bayern sichtbar zu machen und gezielt zu fördern.
Warum Pilze schützen?
Pilze sind faszinierende und oft übersehene Mitbewohner unserer Natur. Sie spielen eine zentrale Rolle in Ökosystemen: als Zersetzer organischer Substanz, als Symbiosepartner von Pflanzen und als treibende Kraft für Nährstoffkreisläufe.
Im Fokus des Projekts stehen die sogenannten CHEGD-Arten:
- Keulen- und Korallenpilze (Clavariaceae)
- Saftlinge (Hygrocybe s.l.)
- Rötlinge (Entoloma)
- Erdzungen (Geoglossaceae)
- Samtritterlinge (Dermoloma)
Diese teilweise farbenprächtigen, ökologisch hochsensiblen Pilze gelten als „Orchideen unter den Pilzen“ und sind wertvolle Bioindikatoren für nährstoffarme Lebensräume wie artenreiche Wiesen und Feuchtgebiete. Viele dieser Lebensräume sind durch intensive Landwirtschaft, Düngung und Nutzungsaufgabe bedroht.
Abgesehen von den Wiesenpilzen, stehen zwei weitere holzbesiedelnde Arten im Fokus des Projekts: der Struppige Stachelrindenpilz (Gloiodon strigosus) und der Zweisporige Prachtnabeling (Haasiella venustissima). Beide Arten sind extrem selten: aktuell ist nur noch je ein Fundpunkt in Bayern (bei ersterem sogar in ganz Deutschland) bekannt. Für beide Arten werden gezielte Wiederansiedlungsmaßnahmen entwickelt, um sie vom Aussterben in Bayern zu bewahren.
Trägergemeinschaft:
In Kooperation mit
Gefördert durch:
Projektziele
- Erhebung dringend benötigter Daten zum Vorkommen geschützter und gefährdeter Pilzarten in den LBV-Schutzgebieten mit Schwerpunkt CHEGD-Arten
- Den Wert der Pilze als Bioindikatoren für den Naturschutz zu erschließen und Bewusstsein für den naturschutzfachlichen Wert und die Schönheit gefährdeter Pilzarten zu bilden
- Artenhilfsmaßnahmen für stark gefährdete Pilzarten umzusetzen (CHEDG-Arten, Gloiodon strigosus und Haasiella venustissima)
- Im Rahmen eines Citzen-Science-Projektes das Zusammenwirken von holzzersetzenden Pilzen und Spechten als Ökosystem-Ingenieure zu erkunden
Innovative Ansätze
Das Projekt setzt bewusst auf neue Wege im Pilzschutz – sowohl methodisch als auch konzeptionell. Ein zentrales Element ist die Anwendung des CHEGD-Systems zur Bewertung nährstoffarmer Offenlandlebensräume anhand ihrer Pilzgemeinschaften.
Diese Methodik, die in anderen europäischen Ländern bereits etabliert ist, wird in Bayern erstmals systematisch auf LBV-Flächen angewendet. Ergänzend zur klassischen Kartierung kommt Metabarcoding zum Einsatz: Die Universität Bayreuth analysiert Umwelt-DNA aus Bodenproben, um auch schwer erfassbare oder versteckt lebende Arten nachzuweisen. Für die Wiederansiedlung gefährdeter Arten werden Biotoptransfers wie Mahdgutübertragung und Kleinsodenverpflanzung, sowie die gezielte Inokulation von Totholz mit Myzel erprobt.
Ansprechpartnerin:
Lotte Krüger, M.Sc. Integrative Zoologie, Projektmanagerin Pilznaturschutz
Telefon: 0173 4191261
E-Mail: lotte.krueger@lbv.de
LBV-Landesgeschäftsstelle