Noch hat das Rotkehlchen den Schnabel vorn
Wahlkampfteams können noch viel Bewegung in die Wahl bringen
Seit gut drei Wochen stimmen Vogelfreund*innen in ganz Deutschland für Ihren Kandidaten in der Wahl um den Vogel des Jahres 2021 ab. Es wurden mittlerweile schon über 190.000 Stimmen abgegeben. Die Rangliste der Top Ten verändert sich allerdings im Moment kaum.
10. Februar 2021
Nach der turbulenten Startphase mit mehrfachen Führungswechseln, hat sich die Rangliste vorübergehend etwas beruhigt.
An der Spitze liefern sich Rotkehlchen und Rauchschwalbe ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem bisher meist das Rotkehlchen den Schnabel vorn hat. Zwischendurch lag aber auch die Rauchschwalbe kurzzeitig an der Spitze des Feldes. Kann sich das Rotkehlchen den Titel sichern?
Der kleine und unverwechselbare Singvogel mit der orangenen Brust war 1992 schon einmal Vogel des Jahres und würde sich über eine erneute Auszeichnung bestimmt freuen. In seinem Wahlprogramm setzt sich das Rotkehlchen für mehr Unordnung im Wald und höhere Gestrüppdichte im Garten ein. Konnte es mit diesen Forderungen die Wähler*innen überzeugen?
Gefährdete Vögel auf dem Vormarsch – doch eine bedrohte Art bleibt zurück
Das Duo der gefährdeten Agrarvögel, Kiebitz und Feldlerche, folgen fast gleichauf auf Platz 3 und 4, während das Innenstadt-Duo aus Stadttaube und Haussperling aktuell das Mittelfeld auf Platz 5 und 6 abbilden.
Deutlich mehr Unterstützung benötigen noch Blaumeise, Eisvogel, Goldregenpfeifer und Amsel, die alle bisher ähnlich viele Stimmen gesammelt haben.
Besonders die niedrige Position des Goldregenpfeifers ist erstaunlich, war er doch einer der Stars der Vorwahl. Mit der Unterstützung starker Wahlkampfteams, unter anderem um Schriftsteller Saša Stanišić, hatte er es in der ersten Wahlrunde auf Platz 5 geschafft.
Warum schwächelt er nun so in der Hauptwahl? Dabei vertritt er eine dringende Wahlbotschaft. „I want Moor“, fordert der melancholische Vogel, der in Deutschland nicht mehr brütet und nur noch als Gast zu uns kommt. Der Abbau von Torf und das Trockenlegen von Mooren gefährden seinen Lebensraum
Auf dem letzten Platz steht im Moment die Amsel. Sie ist vielleicht ein unterschätzter Kandidat, den viele als zu selbstverständlich war nehmen. Dabei war sie noch nie Vogel des Jahres und besonders ihr Gesang ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Schon jetzt Mitte Februar beginnt sie ihr Frühjahrskonzert und wird sich so bestimmt noch bei einigen Wähler*innen beliebt machen.
Dominik Eulberg vertont Top-Ten-Kandidaten
Neben der Amsel werden mit den ersten, frühlingshaften Sonnenstrahlen unsere gefiederten Freunde immer lauter. Und so finden auch unsere Kandidaten ihre Simmen und entfalten einen Gesang der besonderen Art.
Seit mehr als 25 Jahren ist der Musiker und Ornithologe Dominik Eulberg mit seiner elektronischen Musik aktiv . Er begleitet die Wahl zum Vogel des Jahres. Mit dem Projekt „Synthibirds“ – einer Weltpremiere – setzt er die Stimmen der zehn Kandidaten musikalisch in Szene.
Der Gesang jeder Art wurde von Dominik Eulberg in einem kleinen Musikstück verewigt. Das Besondere daran: Alle Noten in den Stücken stammen tatsächlich von der jeweiligen Vogelart und wurden nur mittel Synthesizer übersetzt.
Der individuelle Charakter der Vögel und ihrer Situation findet sich so in jedem Stück.
Melancholische Klänge lassen den Bedrohungsgrad bei Kiebitz und Goldregenpfeifer nachempfinden. Das lustvolle Lied der Feldlerche bricht abrupt ab, denn wir Menschen berauben sie um ihren Lebensraum. Gartenvögel wie Amsel und Haussperling sind eher fröhlich interpretiert. Und auch in dem rollenden Gurren der Straßentaube steckt viel Schönheit.