VOGELSCHUTZ 3-22

VOGELSCHUTZ 3|22 41 FOTOS: DR. NADJA DANNER (5), ULRIKE VOLLMOND Eine echte Besonderheit des LBV-Schutzgebiets Saaletal ist die Schieferhalde. Auf einer Fläche von etwa 1,7 Hektar türmt sich der Schiefer des südlich gelegenen aufgelassenen Dachschieferbruchs auf. Bis in das Jahr 1959 wurde dort ordovizischer Griffelschiefer gewonnen. Da nur weniger als zehn Prozent des dabei anfallenden Förderguts die gewünschte Dachschieferqualität hatte, kam der Rest auf diese ausgedehnte Halde. Sie birgt heute eine vielfältige Moos- und Flechtenvegetation, wie sie andernorts kaum zu finden ist. Ackerwildkräuter willkommen An den nach Nordwesten hin exponierten Hängen des Saaletals besitzt der LBV zudem mehrere Hektar Acker- und Brachflächen mit Hecken und Altgrasstreifen. 2021 konnte hier der Familienbetrieb Rank (www.wiesenbrueder.de), der sich auf die Herstellung von Wiesensaatgut sowie ökologischen Ackerbau spezialisiert hat, als Pächter für eine Zusammenarbeit gewonnen werden. Denn die Hangflächen auf dem schieferdurchsetzten Boden sind für eine extensive Nutzung besonders gut geeignet und bergen unter anderem das Potenzial für seltene Ackerwildkräuter. Zunächst soll dazu ein Nährstoffentzug der Flächen durch den Anbau von beispielsweise Tatarischem Buchweizen erzielt werden. Dieser findet anschließend im Betrieb des Pächters als Gründüngung Verwendung. Welche Ackerwildkräuter sich künftig auf den LBV-Flächen ansiedeln, wird jetzt von den Aktiven mit Spannung beobachtet. Da auf dem Betrieb des Pächters bereits verschollen geglaubte Arten nachgewiesen wurden, scheinen die Voraussetzungen für weitere Ackerwildkräuter gut zu sein. Galloway-Rinder als Landschaftspfleger Ferner wurde im Frühjahr 2021 ein neues Weidekonzept etabliert. Neben LBV-Flächen wurden dafür angrenzende Flächen des Wasserwirtschaftsamts entlang der Saale sowie eine Privatfläche in die Beweidung einbezogen. In Zusammenarbeit mit der Regierung von Oberfranken, der örtlichen unteren Naturschutzbehörde, des Wasserwirtschaftsamts Hof, der LBV-Kreisgruppe Hof sowie einem örtlichen Tierhalter konnte so auf über acht Hektar ehemaliger (Feucht-) Wiese und verbuschender Brache eine Weide für GallowayRinder eingerichtet werden. Durch die extensive Beweidung soll allgemein der Strukturreichtum und damit auch die Biodiversität auf dieser Fläche verbessert werden. Das Vorhaben wird vom Bayerischen Umweltministerium gefördert. Bereits nach der ersten Weidesaison sind die Auswirkungen des neuen Konzepts zu erkennen: Zuvor relativ strukturarmes Grünland und Brachflächen haben sich unter den Hufen und dem Appetit der Vierbeiner positiv verwandelt. Es finden sich dort nun Elemente wie Altgrasreste und offene Bodenstellen, durchweidetes Feuchtgrünland und zuvor verbuschte Bereiche, die dank der Beweidung wieder geöffnet wurden, sowie überall insektenreiche Dunghaufen. Vögel und Fledermäuse profitieren von der extensiven Beweidung, die allein durch den Dung eine beachtliche Menge Insekten produziert. Es bleibt spannend, welche Arten sich zukünftig von der Fläche anziehen lassen. Um die Auswirkungen der Beweidung bewerten zu können, wurden im letzten Jahr die Vegetation und ausgewählte Tiergruppen kartiert und Dauerbeobachtungsflächen verortet. Zusätzlich gewinnt die Weidefläche dank des Einsatzes eines erfahrenen örtlichen Baggerfahrers anWert. Dieser hat an ausgewählten Stellen bereits vorhandene alte Gräben leicht aufgeweitet und abgeflacht, sodass sich Biotope im Übergang von Grünland zu Wasser entwickeln können. Im LBV-Schutzgebiet Saaletal kann sich in den kommenden Jahren eine echte Perle entwickeln. Die Schieferhalde ist ein besonderer Lebensraum. Hier fühlt sich die Rentierflechte wohl. Galloway-Rinder auf der Weide halten die Verbuschung auf. Ihr Dung wird in kürzester Zeit von Insekten besiedelt. DR. NADJA DANNER Flächenmanagerin Referat Landschaftspflege, Landesgeschäftsstelle Hilpoltstein E-Mail: nadja.danner@lbv.de

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