VOGELSCHUTZ 3-22

T H EMA FOTOS: CURIOSO.PHOTOGRAPHY -, JJ GOUIN -, NBLXER -, DUSAN KOSTIC- STOCK.ADOBE.COM, PETER BRIA, THOMAS STAAB Brutlebensräume insbesondere für Bodenbrüter. Beim Getreideanbau dominieren ertragreiche, schnellwüchsige Sorten, die zu einer dichten Vegetation führen, begleitet von einer regional hohen Beregnungsintensität. Solche Felder sind kaum noch als Brutstandort geeignet. Hinzu kommen immer kürzere Nutzungsintervalle: Wintergetreide, Ackergras oder Intensivgrünland werden für die Nutzung in Biogasanlagen oder als Viehfutter bereits Anfang Mai gemäht. Selbst die ursprünglich weit verbreitete Feldlerche gilt nach der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands 2021 erneut als gefährdet. Wildwuchs nicht erwünscht Damit nicht genug führt die Intensivierung der Flächennutzung kombiniert mit dem Einsatz hocheffizienter Pestizide zwangsläufig auch zum Verlust einer vielfältigen Ackerwildkrautflora und damit der an sie angepassten Insekten. Für eine erfolgreiche Vogelbrut ist jedoch proteinreiche Nahrung erforderlich; Insekten sowie deren Larven bilden hierfür die Nahrungsgrundlage. Nicht nur die Biomasse an Insekten ist entscheidend. Je artenreicher die Insektenwelt, umso wahrscheinlicher ist es, dass nach dem Schlupf geeignete Nahrung für die Jungenaufzucht zur Verfügung steht. Des Weiteren sind durch die Aufgabe der Stilllegungsverpflichtung vor rund 15 Jahren insbesondere auf mageren Ackerstandorten in niederschlagsarmen Gebieten weitere, langjährig extensiv genutzte Rückzugsräume für charakteristische Feldvogelarten verschwunden. Die Stilllegung von Flächen über fünf und mehr Jahre war in diesen Gebieten biodiversitätsfördernd: Grauammer, Feldlerche, aber auch Braunkehlchen und Rebhuhn profitierten. Heute wird versucht, durch Vernetzungsstrukturen mit breiten, blütenreichen Saumstrukturen diesen Verlust wettzumachen. Auf kommunaler Ebene stehen viele Wegerandstreifen zur Verfügung, die der Förderung der Artenvielfalt dienen könnten. Die Umsetzung ist jedoch kleinteilig und mühsam. Telemetrische Studien an Rebhühnern bei Göttingen zeigen zudem, dass lineare Strukturen nicht ausreichen, um eine Trendumkehr für Bodenbrüter zu bewirken. Während in schmalen, linienförmigen Landschaftsstrukturen wie Feldrainen und schmalen Blühstreifen der größte Teil der Rebhuhn-Nester geräubert wurde, blieben Nester in flächigen Strukturen zum größten Teil unentdeckt. Ähnlich ist es beim Braunkehlchen. Den höchsten Bruterfolg erreicht es in extensiv genutztem Grünland mit überjährigen Stauden oder ausreichend Koppelpfählen. In linearen Strukturen tragen Störungen durch Menschen sowie eine höhere Fuchsdichte ebenso zum Prädationsrisiko bei wie die Verarmung der Landschaft, in der 50 100 150 200 250 300 350 400 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 Trendindex Deutschland (%, 2006 = 100%) Rebhuhn Feldlerche Kiebitz Braunkehlchen Die deutschen Brutbestände dieser typischen Feldvogelarten sind dramatisch eingebrochen. Technische Perfektionierung und Maximierung der Ertragsleistung führen zu einer Verarmung der Biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft. 14 VOGELSCHUTZ 3|22

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