VOGELSCHUTZ 2-22

FOTOS: BIRGIT HELBIG, INGO RITSCHER, RALPH STURM doch haben freilaufende Hauskatzen noch andere Auswirkungen auf Gartenvögel: Allein durch ihre regelmäßige Anwesenheit im Garten vertreiben sie Vögel. In stark von Katzen besuchten Gärten in England war die Vogeldichte um bis zu 95 Prozent niedriger als in Gärten ohne regelmäßigen Katzenbesuch. Zudem war in Gärten mit hohen Katzendichten die Fütterungsrate der Jungvögel um etwa ein Drittel niedriger, mit der Folge, dass die Wachstumsrate der Jungvögel erheblich niedriger war als in katzenfreien Gärten. Auch Futterstellen werden von Vögeln weniger angenommen oder gar verweigert, wenn Katzen in der Nähe sind. Gefährden Katzen unsere Gartenvögel? Die von Katzen erbeutete Anzahl an Vögeln ist durchaus gewaltig, dennoch gefährden sie in der Regel unsere Gartenvögel nicht. Die meisten der von Katzen erbeuteten Vögel gehören zu den sehr häufigen Arten. So waren es in Baden-Württemberg zu etwa ein Viertel aller Vogelarten Amseln, gefolgt von Haussperling und Kohlmeise. Auch in einer englischen Studie waren es mit Haussperling, Rotkehlchen, Heckenbraunelle und Amsel häufige Arten. Insgesamt zeigt sich, dass insbesondere solche Vogelarten Katzenopfer werden, die häufig am Boden bzw. bodenah Nahrung suchen oder brüten. Alles also halb so schlimm? Die Prädation durch Katzen kann allerdings in Einzelfällen schon erheblich sein. So führte die Beraubung von Nestern durch Katzen in einer Untersuchung in England zu einer Verminderung des Fortpflanzungserfolgs bei Haussperling, Heckenbraunelle und Rotkehlchen von bis zu 90 Prozent. Eine generelle Gefährdung sind Katzen für Gartenvögel aber nicht, doch ihre Anwesenheit kann Gärten vogelärmer machen. Welche Möglichkeiten haben Katzenhalter und -halterinnen, um negative Auswirkungen ihrer Katze auf Gartenvögel zu minimieren? Da gibt es eine ganze Reihe. Die effektivste wäre, die Katzen gerade zur Brutzeit im Frühjahr und Sommer nicht oder weniger aus dem Haus zu lassen. Lässt man sie raus, sollte man sie vorher gut und fleischreich füttern. Solche fleischreiche Nahrung reduzierte laut einer Studie in England die Prädation von Vögeln durch Katzen um etwa 30 Prozent. Auch fünf- bis zehnminütiges Spielen mit der Katze vor dem Freigang verringerte die Prädation. Und was ist mit Halsglöckchen? Diese werden oft empfohlen, da sie die Vögel auf die jagende Katze aufmerksam machen und sie veranlassen zu fliehen. Solche Glöckchen haben sich in vielen Untersuchungen als durchaus sehr erfolgreich gezeigt, mit bis zu 50 Prozent geringerem Jagderfolg, doch die Glöckchen können die Katzen selbst stören, vor allem aber erhöhen sie die Vertreibewirkung auf Vögel. Ähnliches gilt auch für andere, dauerhafte akustische Signale. Welche Möglichkeiten gibt es noch? In mehreren Studien sehr bewährt haben sich bunte, für Vögel gut sichtbare Halskrausen und Lätzchen, die den Jagderfolg auf Vögel um bis zu 78 Prozent verringern können. Solche Halskrausen wurden in einer Studie in Australien auch von nahezu 80 Prozent der Katzenbesitzer und -besitzerinnen als für ihre Katzen völlig problemlos gesehen, anders als Glöckchen. Eine zukünftige Möglichkeit dürfte eine Entwicklung ergeben, die derzeit am Max-PlanckInstitut für Verhaltensbiologie geprüft wird. Die Katzen tragen dazu ein Halsband, in dem sich ein Sensor befindet, der erkennt, ob eine Katze in Jagdverhalten geht. Ist dies der Fall, ertönt ein Signal, das den Vogel warnt. Lesen Sie das ganze Interview online auf unserer Webseite unter www.lbv.de/katzen-interview „Katzen zur Brutzeit weniger aus dem Haus lassen“ Mehr als 80 Prozent aller Katzenopfer sind Jungvögel. Vor dem Freigang mit der Katze zu spielen verringert ihren Jagdtrieb. Dornenreiche Hecken bieten Vögeln Schutz bei der Brut. VOGELSCHUTZ 2|22 19

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