VOGELSCHUTZ 2-22

VOGELSCHUTZ 2|22 11 geändert. Zur Wahrheit gehört vielmehr, dass von den im Schnitt 44 Millionen Tonnen Getreide, die in jedem Jahr in Deutschland geerntet werden, nur 20 Prozent für die Nahrungsmittelproduktion Verwendung finden. Neun Prozent gehen in die Treibstoff- oder Energieerzeugung als sogenannter Biosprit, und der Löwenanteil von knapp 60 Prozent der gesamten Getreideernte wird als Futtermittel vor allem zur Fleischproduktion verwendet. Statt die Minimalforderung von vier Prozent Bracheflächen aufzugeben, sollten wir auf unseren Feldern Lebensmittel statt Biosprit und Tiernahrung erzeugen und selbstverständlich darauf achten, dass nicht ein Sechstel unserer Lebensmittel – jährlich rund 75 Kilogramm pro Einwohner – einfach weggeworfen wird. Wer angesichts derartiger Zahlen eine Schwächung des Natur- und Artenschutzes fordert, zeigt nur, dass ihm dieser noch niemals wichtig war. Wir dürfen nicht zulassen, dass der russische Angriffskrieg in der Ukraine instrumentalisiert wird, um den Natur- und Artenschutz in Bayern auszuhebeln. Stammtischparolen helfen nicht Zugegeben, die Diskussionen um Energie- und Lebensmittelsicherheit sind komplex. Umso trauriger ist es, wenn diese von einigen Politikern und Politikerinnen auf einfache Parolen reduziert werden. Mit Sätzen wie „Oma Huber ist jetzt wichtiger als der Rotmilan“ und „dass Oma Huber Strom hat und im Warmen sitzt, geht vor dem Schutz eines Vogels“ wird man der Diskussion schlichtweg nicht nur nicht gerecht, diese Aussagen sind ganz einfach falsch, weil es nicht um Entweder-oder, nicht um sich ausschließende Alternativen geht. Es ist wichtiger denn je, ganz genau hinzuhören, wer was sagt, und äußerst vorsichtig zu sein, wenn alte Forderungen mit einer vermeintlich neuen Situation gerechtfertigt werden. Jüngstes Beispiel ist die Stadt Teublitz, die trotz des eindeutigen VGH-Urteils gegen ihr Gewerbegebiet dieses nun weiterplant. In seiner Rede in der öffentlichen Stadtratssitzung begründete der Bürgermeister den neuerlichen Versuch auch mit dem Hinweis auf die „Zeitenwende“ und den Krieg, was eine Neubewertung erfordern würde. Folgen Sie mir auf Twitter unter @N_Schaeffer Dr. Norbert Schäffer Naturschutz so wichtig wie eh und je Natur- und Artenschutz sind kein Luxus, den man sich nur in guten Zeiten leisten kann. Eine intakte Natur ist für uns überlebensnotwendig – und auch eine Quelle von Lebensqualität, ganz besonders in Krisenzeiten. In diesem Zusammenhang möchte ich unserer LBV-Stiftung Bayerisches Naturerbe zum 20-jährigen Jubiläum gratulieren. Durch ihre finanzielle Unterstützung konnten wir beispielsweise Flächen kaufen und somit Rückzugsräume für unsere Natur und Erholungsorte für Menschen erhalten. Stellvertretend für alle Beteiligten möchte ich mich bei Dr. Rüdiger Dietel und Gerhard Koller ganz herzlich für ihr ehrenamtliches Engagement bedanken. Vögel, Schmetterlinge und Wildblumen machen glücklich, das wissen wir. Dies gilt selbstverständlich ebenso für die Natur in unseren Gärten. Auch deswegen sind Gärten für den LBV ein Arbeitsschwerpunkt. Der „Ritterschlag“ im Hinblick auf naturnahe Gärten sind für mich die Zauneidechsen in unserem Garten. Daher freue ich mich außerordentlich über das Titelbild dieser Ausgabe unseres Mitgliedermagazins. Umso trauriger stimmen mich dagegen öde Gärten, die noch lebloser sind als Zuckerrübenfelder und Maisäcker – künstliche Steinwüsten, die das ganze Jahr über unbelebt bleiben. Für die Staren-, Haus- und Feldsperlingskolonien in unserem Garten kann ich mich jeden Tag aufs Neue begeistern. Neben der Stunde der Gartenvögel beteilige ich mich im Mai selbstverständlich auch an „Dawn Chorus“, einem Projekt von BIOTOPIA, das der LBV als Projektpartner unterstützt. Würde mich freuen, wenn ich Sie ebenfalls dafür gewinnen könnte. Ich wünsche nun auch Ihnen, Ihren Angehörigen und Freunden von Herzen, dass Sie durch unsere Vögel ein Stück glücklicher werden! NATURGARTEN I FOTO: ANITA SCHÄFFER

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