VOGELSCHUTZ 4-18

8 VOGELSCHUTZ 4|18 Bayern hat gewählt. Regiert wird der Freistaat die nächs- ten fünf Jahre von einer Koalition, insgesamt sitzen in der kommenden Legislaturperiode Abgeordnete von sechs Par- teien im Landtag. Der LBV hat im Vorfeld der Landtagswahl „7 Forderungen für die Natur in Bayern“ formuliert, an Par- teien herangetragen und intensiv mit den Kandidatinnen und Kandidaten diskutiert. Vom Centrum für Angewandte Politikforschung (C·A·P) haben wir schließlich analysieren lassen, welche unserer Forderungen in die jeweiligen Wahl- programme aufgenommen wurden. Wo auch immer sie politisch stehen – eine Tatsache belegen sowohl Umfragen vor der Wahl als auch die Wahlergebnisse: Die Menschen in Bayern wollen mehr Natur- und Umweltschutz. Die Ge- sellschaft hat das Wissen, die finanziellen Mittel und das Interesse sowie die Unterstützung der Bevölkerung. Was wir jetzt brauchen, ist der Mut von Politi- kerinnen und Politikern. Diesen fordern wir jetzt ein! EU-Wasserrahmenrichtlinie nicht schwächen Als ein wichtiger Brennpunkt für den Natur- und Arten- schutz in ganz Europa und gerade auch in Bayern gilt der Schutz unserer Gewässer. Die Schaumberge auf Flüssen, die einige von uns noch aus den 1970er Jahren kennen, sind – Gott sei Dank – Geschichte. Hinsichtlich ihrer Struk- turen sind aber heute nur 7 Prozent unserer Gewässer in einem günstigen ökologischen Zustand. Die EU-Wasser- rahmenrichtlinie fordert 100 Prozent bis 2027. Sicherlich eine große Herausforderung. Statt jedoch jetzt die Was- serrahmenrichtlinie zu schwächen und den Zeitrahmen in Frage zu stellen, muss die Bayerische Staatsregierung alles tun, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Gerade die einfa- chen Maßnahmen müssen sofort umgesetzt werden – und dazu gehört die verpflichtende Ausweisung nutzungsfrei- er Gewässerrandstreifen. Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels geraten unsere Gewässer immer mehr unter Druck. So sind beispielsweise in Franken im vergan- genen Dürre-Sommer zahlreiche Quellen und kleine Fließ- gewässer ausgetrocknet. Es muss uns gelingen, Wasser länger in der Landschaft zu halten, hierdurch Hochwasser- spitzen zu kappen, Trockenzeiten zu überbrücken und die Biologische Vielfalt zu erhalten. Unser Projekt „Natürliche Bäche in Bayern“ setzt genau hier an. Landwirtschaft und Gewässer Immensen Einfluss auf den Zustand unserer Gewässer hat die Landwirtschaft im jeweiligen Einzugsgebiet. Das Pflügen von Hängen sollte ebenso unterbleiben wie das Pflügen von Torfböden. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus. Die diesbezüglich vielleicht am schlimmsten betroffe- ne Fläche in Bayern ist das Do- naumoos: In Ludwigsmoos, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen, hat sich die Bodenoberfläche durch Entwässerung, Bewirtschaftung und damit einhergehende Zer- setzungsprozesse seit 1836 um insgesamt 2,90 Meter ge- senkt, mit verheerenden Auswirkungen auf die Umwelt. Das Donaumoos ist heute die größte ökologische Kata­ strophenregion in Bayern. Ackerbau auf Torfböden ist ökologischer Irrsinn und wirkt sich durch die Freisetzung von gigantischen Mengen von Kohlenstoffdioxid verhee- rend auf unser Klima aus. Feldlerche – Vogel des Jahres 2019 Keine Frage, die intensiv genutzte Agrarlandschaft ist das zentrale Thema im Natur- und Artenschutz. Aus diesem Grunde haben NABU (Naturschutzbund Deutschland) und LBV die Feldlerche nach 1998 für das Jahr 2019 noch ein- mal zum Vogel des Jahres gewählt. Eine traurige Auszeich- nung, wobei die Feldlerche hier für eine ganze Reihe von Feldvogelarten wie Rebhuhn, Braunkehlchen oder Kiebitz steht. Stellen Sie sich eine Agrarlandschaft im Mai ohne BRENNPUNKT AGRARLANDSCHAFT DR. NORBERT SCHÄFFER LBV-VORSITZENDER S T A ND P UN K T Was wir brauchen, ist der Mut von Politikerinnen und Politikern

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