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von Boden, Wasser, Luft und für die Förderung der Biodiver- sität soll an die Stelle der bisherigen Direktzahlungen treten, die jeder Landwirt für seine gesamten Betriebsflächen erhält (unter Einhaltung von minimalen Auflagen und den ökolo- gisch weitgehend unwirksamen Greening-Maßnahmen). Für Flächen, auf denen nichts für die Umwelt passiert, würden Landwirte ab 2021 kein Geld mehr bekommen, dafür für Blühflächen, Brachen, Randstreifen u.a. ein Vielfaches der aktuellen Prämien. Wie Prof. Harald Grethe von der Hum- boldt Universität Berlin beim Deutschen Landschaftspfle- getag 2017 treffend feststellte: „Wenn man angesichts der Herausforderungen von Klimawandel, Biodiversitätsschwund und Nitrat im Trinkwasser nach der besten Lösung sucht, käme dann jemand auf die Idee zu sagen: Das Beste ist, je- der Landwirt bekommt 290 € pro Hektar Betriebsfläche? Die Direktzahlungen können nur historisch erklärt werden, haben aber heute keine Berechtigung mehr.“ Fakten müssen anerkannt werden Wir werden immer wieder damit konfrontiert, dass Vertreter des Bayerischen Bauernverbands den Rückgang der Arten- vielfalt trotz der eindeutigen Beweise durch zahllose Studien nicht als Fakt akzeptieren. Auch die vielfach belegten Zusam- menhänge mit Veränderungen der Agrarlandschaft werden nicht anerkannt. Wir können jedoch nur auf der Basis der naturwissenschaftlichen Fakten gemein- sam Lösungen erarbeiten. Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft DLG ist hier mit gutem Beispiel vorangegangen: Sie hat erkannt, dass „die Landwirtschaft neue Wege gehen muss“. An den Anfang stellt sie eine ehrliche Bestandsaufnahme. In ihren „10 The- sen zur Landwirtschaft 2030“ werden die Probleme und He- rausforderungen präzise benannt: „An einigen Punkten über- schreitet der Modernisierungspfad allerdings die Grenzen der Nachhaltigkeit und er gefährdet die Resilienz der Systeme.“ Die DLG streitet den Artenschwund nicht ab, sondern bezieht sich auf den vom Bundesamt für Naturschutz ermittelten Vo- gelindikator auf Agrarland. Als Konsequenz schlägt die DLG u.a. vor: „Biodiversität kann erhöht werden durch Pflege und Vernetzung von Feldrainen, Hecken, Ackerrandstreifen, So- litärgehölzen sowie durch angepasste Bewirtschaftung er- tragsschwacher und ökologisch wertvoller Teilflächen. (…). Fruchtfolgegestaltung, Bodenbearbeitung, Aussaattech- nik und -zeiten müssen wieder mehr einem ganzheitlichen ackerbaulichen Anspruch genügen.“ Um die Stickstoffüber- schüsse in den Griff zu kriegen, zieht die DLG ebenso wie die Naturschutzverbände die Folgerung, dass „Tierhaltung und Fläche innerhalb des Betriebes oder vertraglich zu koppeln sind“. Erfolgreiche Bewegung zur EU-Agrarpolitik Es ist eminent wichtig, dass der LBV und die Gesellschaft sich stärker in der Agrarpolitik engagieren. Ein erster Erfolg zeigte sich beim Online-Konsultationsverfahren der EU-Kommission zur europäischen Agrarpolitik. Innerhalb weniger Wochen be- teiligten sich 320.000 Menschen an der Konsultation, davon unterstützten 258.000 die LivingLand -Vision einer nachhal- tigeren Landwirtschaftspolitik. Der LBV bewegte knapp 4.000 Mitglieder und Förderer zu einer Stellungnahme. Ein weiterer Erfolg spielte sich im Europa-Parlament ab: Der Agraraus- schuss stimmte am 30. Mai 2017 noch mit 30:11 Stimmen gegen den Vorschlag von EU-Agrarkommissar Phil Hogan, den Einsatz von Pestiziden auf den so genannten Ökolo- gischen Vorrangflächen des Greenings zukünftig zu verbie- ten. Die umweltfeindliche Politik des Agrarausschusses wird maßgeblich vom bayerischen CSU-Ab- geordneten Albert Deß bestimmt. Zwei Wochen später setzte sich die Vollversammlung des Parlaments über die- ses Votum hinweg und beschloss dann doch mit knapper Mehrheit das Pestizidverbot. Das Beispiel zeigt, dass zurzeit ein Wandel statt- findet, aber die Kräfte von Reformern und den Bewahrern des alten Systems sich in etwa die Waage halten. Es liegt an uns, dafür zu sor- gen, dass eine nachhaltige Landwirtschaft so schnell wie möglich Wirklichkeit wird. 4 I 17 VOGELSCHUTZ 21 MATTHIAS LUY Leiter AK Landwirtschaft LBV-Bezirksgeschäftsstelle Oberbayern E-Mail: matthias.luy@lbv.de Fotos: Peter Bria, Carola Bria, Thomas Staab Es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass eine nachhaltige Landwirt- schaft so schnell wie möglich Wirklichkeit wird.  Ansätze für nachhaltigeres Wirtschaften: Blühflächen und Ackerrandstreifen mit heimischen Arten (z.B. hier zu sehen Klatschmohn und Wilde Malve). ƒ Intensiver Pestizideinsatz (oben) und überdüngte Monokultu- ren (großes Foto links) tragen maßgeblich zum Artensterben bei.

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