Hintergrund zum Schwarzstorch-Telemetrie-Projekt

Mit besserem Wissen für besseren Schwarzstorch-Schutz

Schwarzstorch steht in niedrigem Wasser und taucht mit dem Schnabel ein | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka

Schwarzstörche haben erfreulicherweise in Bayern eine positive Bestandsentwicklung genommen. Trotzdem gibt es immer noch eine Reihe von Gefährdungsfaktoren, wie die zunehmende Errichtung von Windkraftanlagen in den Lebensräumen des Schwarzstorches und die Zerstörung der Nahrungs- und Brutgebiete. Wir möchten daher mehr über den Schwarzstorch erfahren, um ihn noch besser schützen zu können.

Da der scheue Schwarzstorch im Gegensatz zu seinem weißen Verwandten sehr zurückgezogen in Wäldern lebt und selbst bei der Nahrungssuche an Bachläufen und auf feuchten Wiesen nur schwer zu beobachten und erforschen ist, wollen wir einigen Bayerischen Schwarzstörchen mit Hilfe von Hightech Satelliten-Sendern auf die Schliche kommen. Deshalb sind wir in diesem Jahr mit der Besenderung von drei jungen Schwarzstörchen in das dreijährige Schwarzstorch-Telemetrie Projekt gestartet.

Diese neueste Technik erlaubt es uns, die Flugrouten und Nahrungsgebiete so genau nachzuvollziehen, dass wir später ganz gezielt dort in den Brutgebieten mit Maßnahmen dem Storch helfen können, wo es am nötigsten ist und er am wenigsten gestört wird. Außerdem können wir endlich handfeste Daten liefern, die bei Entscheidungen zur Planung von Windkraftanlagen so wichtig sind: In welchen Höhen fliegt der Schwarzstorch? Wie nah kommt er den gefährlichen Rotorblättern? Umfliegt er die Windparks großräumig, oder fliegt er mitten durch?

Der LBV unterstützt den Ausbau von Erneuerbaren Energien und somit auch den Bau von Windkraftanlagen, aber nur unter der Voraussetzung, dass diese an geeigneten Standorten stehen und eine ordentliche Planung und Abwägung der Gefahrenpotentiale für Wildtiere erfolgt ist.

Für das Schwarzstorch-Telemetrie Projekt haben wir in diesem Sommer drei junge Schwarzstörche kurz bevor sie flügge wurden mit Satelliten-Sendern bestückt. Ein Storch stammt aus dem südlichen Mainfranken, die anderen zwei sind Geschwister und kommen aus dem südlichen Nürnberger Reichswald. Wir können sie nun ein Storchenleben lang begleiten und all ihre Schritte nachvollziehen.

Im nächsten Jahr wollen wir dann auch erwachsenen Störche fangen, um die Flugrouten und Nahrungsgebiete im Brutrevier bei der Versorgung ihrer Küken zu erforschen.

Im dritten Jahr werden wir dann in den jeweiligen Brutrevieren unserer Senderstörche mit Renaturierungsmaßnahmen für eine Verbesserung der Lebensräume sorgen und versuchen die Tiere in störungsärmere Gebiete ihrer Reviere zu lenken. Anhand der gesammelten Daten werden wir dann wissen, was sie besonders gerne als Nahrungsgebiete nutzen und warum und welche Strecken sie bevorzugt dorthin fliegen. Außerdem werden wir mehr über die Erkundung der Gebiete durch die Jungstörche wissen und sie somit hoffentlich besser vor Gefahren schützen können.

Die Besenderung eines Schwarzstorchs: In Stoff verpackt

Adulter Schwarzstorch mit drei Jungen im Dunenkleid im Schwarzstorchhorst | © Zdenek Tunka © Zdenek Tunka
Schwarzstörche müssen bei der Besenderung kurz vorm Ausfliegen sein

Um Schwarzstörche zu Besendern, muss man hoch hinaus. Denn man kann die scheuen Tiere am besten einfangen, wenn sie noch nicht fliegen können, also noch als Jungtiere im Horst auf dem Brutbaum sitzen. Damit ihnen der Rucksack aber nicht zu groß ist, sondern perfekt passt, wartet man so lange, bis die Jungstörche kurz vor dem Ausfliegen sind, so zu sagen "im Teenager Alter". Mit 50 Tagen sind sie schon groß genug für den Rucksack und gleichzeitig aber noch "klein" genug, um nicht aus dem Horst zu hüpfen.

Professionelle Baumkletterer von den Bayerischen Staatsforsten klettern dann auf dem Horstbaum hinauf. Dort packen sie die Schwarzstorchjungen vorsichtig einzeln in Stofftaschen und lassen sie langsam am Seil zu Boden, wo sie von den LBV-Forschern in Empfang genommen werden. Bevor der Rucksack angepasst wird, wird jeder Storch vermessen, gewogen und beringt.

Die Daten liefern Auskunft über den Ernährungzustand und können zum Vergleich mit anderen Standorten genutzt werden. Die speziellen ELSA Storchen-Ringe der Vogelwarte Radolfzell können auch aus großen Distanzen gut abgelesen werden und somit bei der Identifizierung helfen, falls die Schwarzstörche gesichtet werden. Auch die Geschwister der besenderten Störche erhalten diese Ringe.

Das Rucksacksystem mit dem Sender wird behutsam angelegt und mehrmals auf seinen korrekten Sitz hin kontrolliert. Immerhin muss es ja jahrelang perfekt sitzen. Dann werden alle Jungstörche wieder in den Stofftaschen hinauf in den Horst gezogen und zurückgesetzt. Die ganze Aktion dauert in etwa 45 Minuten und es wird genau darauf geachtet, dass die Elterntiere nichts davon mitbekommen. Diese sind den ganzen Tag auf Nahrungssuche für ihren immer hungrigen Nachwuchs und kommen meist erst nach vier bis fünf Stunden zum kurzen Füttern zum Horst zurück.

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