Blindschleichen - Zu Unrecht verurteilt

Weder blind, giftig, noch eine Schlange - Anguis Fragilis

Blindschleiche am Boden | © Ralph Sturm © Ralph Sturm
Die Blindschleiche ist neben Berg- und Zauneidechse die häufigste Echsenart in Europa

Sie trägt einen irreführenden Namen und hat ein ebenso irreführendes Äußeres: die Blindschleiche oder auch Anguis fragilis, wie sie in der Wissenschaft genannt wird, wird oft Opfer unwissender Menschen, die sie mit einer Giftschlange verwechseln. Aber sie ist weder blind, weder giftig, noch ist sie überhaupt eine Schlange, sondern zählt zur Ordnung der Echsen.

Wohnen welche bei Ihnen im Garten? Vorteilhaft wäre es, denn die Blindschleiche ist ein ausgezeichneter Helfer, weil ihre Nahrung zu 90% aus Schnecken besteht. Falls sie sich in Ihrem Garten befindet, so zeugt dies von einem reichen Nahrungsangebot und jede Menge Zufluchtsmöglichkeiten. Denn diese werden leider immer weniger! Bei der Stunde der Gartenvögel PLUS können Sie uns mitteilen, ob sich die Blindschleiche auch bei Ihnen wohlfühlt.

Blindschleichen bestimmen

Blindschleiche auf einer Hand | © Monika Graf © Monika Graf
Junge Blindschleichen

Im Gegensatz zu Schlangen, die nie aufhören zu wachsen, kann die Blindschleiche maximal rund 52 cm lang werden. Im Normalfall hat sie aber eine Länge von etwa 35 - 45 cm und besitzt oft einen dunklen Streifen vom Kopf bis zum Schwanzende auf dem Rücken. Ihre Färbung variiert zwischen Braun-, Grau- und verschiedenen Gelbtönen, wobei einzelne Vertreter auch eine intensive Blaufleckung aufweisen können. Die Jungtiere sind zumeist silbergrau oder leicht gelblich mit einer schwarzen Linie auf der Oberseite, die sich zum Kopf hin zu einem rundlichen Fleck verbreitert.

Ein wichtiges Merkmal zur Unterscheidung von Schlangen ist ihr Körperbau. Die Verwandtschaft mit den Echsen wird spätestens in dem Moment erkenntlich, wenn die Blindschleiche auf einen Feind trifft. Genau wie die Echsen besitzt sie nämlich eine Bruchstelle an ihrem Körper, die es ihr erlaubt, ihren Schwanz abzustoßen. Dieser bewegt sich nach dem Abwerfen noch eine Zeit lang, damit der Feind abgelenkt wird und die Blindschleiche entkommen kann. Des Weiteren kann man sie sehr gut an der Art ihrer Fortbewegung ausmachen: während sich Schlangen elegant und fließend bewegen, macht die Blindschleiche einen eher steifen und langsameren Eindruck. Außerdem "züngelt" sie etwas anders als die Schlange, nämlich mit einem offenen Maul.

Lebensraum und Nahrung

Blindschleiche schlängelt sich am Boden voran | © Ralph Sturm © Ralph Sturm

Blindschleichen sind fast überall in Europa sehr verbreitet und zählen neben Berg- und Zauneidechse zu den häufigsten Echsenarten. Sie bevorzugt vegetationsreiche und mäßig feuchte Biotope in Wäldern oder in deren Umfeld. In Siedlungsgebieten findet man sie häufig auf Lichtungen, in Gärten (da häufig in Komposthaufen), unter Steinen und Laub. An wärmeren Tagen zieht sie es vor, auf einem Stein in der Sonne zu liegen.

Da ihre Nahrung zu 90% aus Nacktschnecken und Regenwürmern besteht, ist sie ein fleißiger Helfer im Garten. Ab und zu frisst sie auch Schmetterlingslarven, Heuschrecken, Asseln oder Spinnen. Die Nahrungsaufnahme erfolgt allerdings nur von Mai bis August, vorrangig in der Dämmerung. An regnerischen Tagen ist sie auch tagsüber aktiv. Den Rest des Jahres verbringt sie zusammen mit anderen Artgenossen und Reptilien in Felsspalten oder trockenen Erdlöchern, die sie teilweise sogar selbst bohrt.

Feinde der Blindschleiche und wie Sie helfen können

Komposthaufen in einem Garten | © Oliver Wittig © Oliver Wittig
Komposthaufen dienen als Zufluchtsort

Unter den Säugetieren hat die Blindschleiche vor allem von Füchsen, Mardern, Dachsen, Hermelinen, Igeln oder auch Katzen etwas zu befürchten. Außerdem gehört sie zu dem Beutespektrum von circa 25 Vogelarten, wie z.B. Mäusebussarde, Weißstörche oder Rabenkrähen. Die Jungtiere der Blindschleiche werden auch häufig Opfer von Erdkröten. Wie bei so vielen heimischen Art ist ihr größter Feind allerdings der Mensch: durch intensive Land- und Forstwirtschaft wurde ihr Lebensraum in der vergangen Zeit massiv eingeschränkt. Durch das Auslegen von Schneckengift oder Verwendung von Pestiziden werden sie zudem auch direkt getötet.

Schaffen Sie der Blindschleiche daher einen Lebensraum in Ihrem Garten! Mit einfachen Holzstapeln, großen flachen Steinen, Trockenmauern und Komposthaufen können sie ihr einen großen Gefallen tun und ihr einen Unterschlupf für den Tag anbieten. Eine weitere Möglichkeit sind Heuhaufen: Lassen sie gemähtes oder geschnittenes Gras einfach auf dem Boden liegen und trocknen, um es später zu einem Heuhaufen aufzutürmen. Decken Sie ihn stets mit einer Plane ab, damit er bei Regen nicht zu feucht wird und verteilen sie darauf etwas Stroh, sodass die Plane nicht zu auffällig wirkt. Wie für alle Tiere gilt auch bei der Blindschleiche, dass sie trinken muss. Stellen Sie daher ausreichend Wasser zur Verfügung (z.B. durch einen Teich oder eine Wasserstelle).

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