Zum Schutz bedrohter Birkhühner: LBV fordert Rückbau von überflüssigem Sessellift

Naturschutzverband begrüßt längst überfälliges Ende des klassischen Skibetriebs am Jenner

Der LBV zeigt sich erfreut über die Entscheidung der Berchtesgadener Bergbahn AG, den Jenner ab der kommenden Saison nicht mehr zu beschneien und den klassischen Skibetrieb dort dauerhaft einzustellen. Als Konsequenz fordert der LBV nun den schnellstmöglichen Rückbau der damit künftig überflüssigen Sesselbahn im Bereich Mitterkaser. Die Drahtseile dieser Anlagen stellen ein erhebliches Kollisionsrisiko für die dort lebenden und vom Aussterben bedrohten Birkhühner und andere Vogelarten dar. Der LBV hatte den künstlich aufrechterhaltenen Skibetrieb am Jenner und die damit verbundene Schädigung der Umwelt bereits in der Vergangenheit scharf kritisiert und die Gemeinde Schönau am Königssee aufgefordert, die finanzielle Unterstützung einzustellen.

 

Kunstschneepiste/Symbolbild | © AdobeStock © AdobeStock
An immer mehr Orten kann der Skibetrieb nur noch durch Kunstschneeproduktion aufrechtgehalten werden. (Symbolbild)

Aus Sicht des LBV tragen die jetzt ergriffenen Maßnahmen am Jenner nicht nur zur Ressourcenschonung und zum Umweltschutz bei, sondern verdeutlichen auch die mittlerweile schwierige wirtschaftliche Situation des alpinen Skibetriebs in den tieferen Lagen der bayerischen Alpen.  Klassisches Pistenskifahren am Jenner war in den vergangenen Jahren aufgrund der zunehmenden Klimaerwärmung und des damit einhergehenden Mangels an Naturschnee kaum noch möglich. Der Skibetrieb konnte nur noch durch die oft unrentable Kunstschneeproduktion am Leben gehalten werden. Ein Umdenken war daher längst überfällig.

Birkhuhn | © Henning Werth © Henning Werth
In der Region des Jenners gibt es noch ein Vorkommen des vom Aussterben bedrohten Birkhuhns.

Nach den begrüßenswerten Beschlüssen zu schonenderen Formen des Wintertourismus in der Region fordert der LBV nun weitere Maßnahmen. So soll der Sessellift am Mitterkaser, der nur für den Skibetrieb genutzt wurde und künftig nicht mehr benötigt wird, abgebaut werden. Der Lift ist eine Gefahrenquelle für Tierarten wie das vom Aussterben bedrohte Birkhuhn, das in der Region noch vorkommt. Durch den überdimensionierten und mit hohen Steuergeldern geförderten Ausbau der Jennerbahn vor einigen Jahren wurde der heimische Birkhuhnbestand bereits erheblich gefährdet. Der Schutz der heimischen Tier- und Pflanzenwelt ist ein zentrales Anliegen des LBV und gerade im betroffenen Gebiet an der Grenze zum Nationalpark Berchtesgaden von großer Bedeutung. Die Beseitigung stillgelegter Nebenbahnen muss die logische Konsequenz sein, um die Überlebenschancen der bedrohten Raufußhühner zu erhöhen.

Die Entwicklung am Jenner sollte auch ein deutliches Signal für andere Skigebiete in Bayern sein.  Obwohl Umweltverbände wie der LBV immer wieder mahnen, werden weiterhin Bahnneubauten und der Ausbau von Beschneiungsanlagen geplant – beispielsweise an der Kampenwand und am Götschen in der Nähe des Jenners. Wo ökologische Argumente bei den Entscheidungsträgern oft ungehört verhallen, sorgt die nun nicht mehr zu leugnende wirtschaftliche Realität hoffentlich für ein verstärktes Umdenken. Der LBV fordert weiterhin klar die Abschaffung der staatlichen Seilbahnförderung. Das Beispiel Jenner zeigt, dass trotz der Investition von hohen Steuergeldern ein sich wirtschaftlich selbst tragender Alpinskibetrieb in Bayern in absehbarer Zeit nicht mehr möglich sein wird.

Hintergrund

Ursprünglich hatten die Betreiber der Jennerbahn bereits für die laufende Wintersaison geplant, die Pisten aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr zu präparieren und zu beschneien. Ein Beschluss der Gemeinde Schönau am Königssee, den defizitären Skibetrieb mit jährlich 300.000 Euro finanziell zu unterstützen, zögerte diese Entscheidung jedoch hinaus.  Knapp ein halbes Jahr später hat der Vorstand der Berchtesgadener Bergbahn AG nun das endgültige Ende des klassischen Skibetriebs am Jenner aufgrund der dennoch unrentablen Entwicklung bekannt gegeben. Künftig soll der Schwerpunkt am Jenner auf sanftere Formen des Wintertourismus gelegt werden. Erst vor wenigen Jahren war der Neubau der Jennerbahn mit 10,5 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln gefördert worden.

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© Ralph Sturm

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