Vogel des Jahres 2024: Kiebitze kehren aus ihren Überwinterungsgebieten zurück

Artenhilfsprojekt packt an für den stark gefährdeten bayerischen Wiesenbrüter – Ehrenamts-Power im Kiebitz-Schutz

Gaukler der Lüfte, Feldpfau und Wiesen-Punk: Der Vogel des Jahres 2024 trägt viele Namen. Momentan kehren die Kiebitze aus ihren Überwinterungsgebieten im Mittelmeerraum oder Großbritannien und Irland zurück. In großen Trupps ziehen die Vögel mit den metallisch schimmernden Flügeln und der markanten Federhaube aktuell über den Freistaat. Die ersten Kiebitze lassen sich jetzt in ihren Brutgebieten auf geeigneten Ackerflächen nieder, um ihre Jungvögel großzuziehen.

Fliegender Kiebitz | © Marcus Meyer © Marcus Meyer
Die Kiebitze kehren allmählich aus ihren Winterquartieren zurück.

Im Rahmen des Artenhilfsprojekt „Vanellus vanellus muss ein Bayer bleiben“ bereiten wir uns bereits auf Hochtouren auf die diesjährige Brutsaison der Kiebitze vor. Besonders in den Gebieten Donautal und Gäuboden sowie Isar- und Vilstal suchen wir aktuell nach ankommenden Kiebitzen und arbeitet intensiv daran, die Reviere der Vögel und ihre Nester zu schützen. Damit der Schutz nicht auf diese Gebiete beschränkt bleibt, schult das Projektteam ehrenamtliche Helfer und hauptamtliche Naturschützerinnen und Naturschützer aus ganz Bayern. Anfang Februar erlebten wir ein überraschend großes Interesse für den Vogel des Jahres: In einem Workshop bildeten wir gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband Mühldorf rund 60 Kiebitz-Schützer weiter. Diese werden in den Brutgebieten vor ihrer Haustüre die Kiebitze im Auge behalten und bei Schutzmaßnahmen unterstützen.

Naturbegeisterte können die Trupps der schwarz-weißen Vögel vor allem bei ihrer Rast auf überfluteten Flächen und anderen Nassstellen beobachten. In den kommenden Wochen teilen sich die Gruppen auf die verschiedenen Brutgebiete in Bayern auf. Dabei suchen die auf Wiesen brütenden Vögel vor allem noch nicht bearbeitete Ackerflächen und Brachen auf. Auf diesen niedrig bewachsenen Flächen mit offenem Boden haben die Kiebitze einen guten Überblick über ihre Umgebung und können herannahende Fressfeinde schnell erkennen. Wasserstellen ziehen Kiebitze magisch an, weil sie und ihre Jungen im weichen und feuchten Boden gut nach Insekten, deren Larven, Würmern und Schnecken stochern können.

Vanellus vanellus muss ein Bayer bleiben - Ein wichtiges Projekt zum Schutz der gefährdeten Art

Kiebitz mit Küken | © Hennig Werth © Hennig Werth
Um die Jungtiere großziehen zu können, sind die Kiebitze auch auf den Schutz durch Landbewirtschaftende angewiesen.

Der Kiebitz ist wie viele andere Wiesenbrüter und Feldvögel in Bayern stark gefährdet. Sein Bestand ist in den letzten 25 Jahren um 90 Prozent zurückgegangen. Damit der Kiebitz nicht vollständig aus der bayerischen Kulturlandschaft verschwindet, sind umfangreiche Schutzmaßnahmen und Projekte nötig. Hier setzt unser überregionales Projekt „Vanellus vanellus muss ein Bayer bleiben“ an, dass vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gefördert wird. Die Kiebitze brüten genau in der Zeit, in der Landwirtinnen und Landwirte für die Bearbeitung von Zuckerrüben, Kartoffeln und Mais auf die Felder müssen. Damit die Nester nicht übersehen werden, überprüft unser Team regelmäßig die Flächen in den Projektgebieten.

Finden wir ein Nest, können wir es in enger Abstimmung mit den Bewirtschaftenden schützen. Aus unserer Sicht können bayerische Landwirtinnen und Landwirten einen wichtigen Beitrag leisten, was den Bruterfolg des Vogel des Jahres auf ihrem Land angeht. Verschiedene Regionalförderungen und die neuen Agrarumweltmaßnahmen bilden bereits umfassende Möglichkeiten für den Schutz des Kiebitzes. Fördermittel allein reichen aber nicht aus, um diese gefährdete Art zu erhalten. Ebenso wichtig ist es, dass die verschiedenen Akteure, wie Landbewirtschaftende, Behörden, Jägerschaft und Naturschutz-Aktive sich vernetzen. Die Bevölkerung zu den Maßnahmen gezielt aufzuklären, gehört ebenfalls dazu.

Kiebitz: Vogel des Jahres 2024

Der „Vogel des Jahres“ wird von uns und unserem bundesweiten Partner NABU seit 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt. Im Jahr 2024 trägt der Kiebitz den Titel. Mit 27,8 Prozent der Stimmen hat er sich gegen vier andere Kandidaten durchgesetzt. Nach 1996 ist der Kiebitz bereits zum zweiten Mal der Vogel des Jahres und steht als solcher für die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft. Sein Bestand hat in Bayern und ganz Deutschland in den letzten Jahrzehnten katastrophal abgenommen, 90 Prozent der Brutpaare gingen verloren. Vor allem die Entwässerung und der Verlust von Feuchtwiesen machen ihm schwer zu schaffen. Darum war der Kiebitz bei der Vogelwahl mit dem Slogan „Wasser marsch!“ angetreten.

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© Ralph Sturm

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