Stunde der Gartenvögel: Schleichender Rückgang stabilisiert sich

Erstes Zwischenfazit: Blaumeise erholt sich, Haussperling gleichbleibend häufig & Rotkehlchen genießt Vogel-des-Jahres-Bonus

Die Vögel im Siedlungsraum werden aktuell im Freistaat zumindest nicht seltener beobachtet als im Vorjahr. Das zeigt eine erste Zwischenbilanz der 17. „Stunde der Gartenvögel“, bei der am Sonntagnachmittag bereits mehr als ein Drittel der bayerischen Meldungen im Vergleich zum Vorjahr online eingegangen sind. Der seit Jahren schleichende Rückgang der häufigen Vogelarten im Siedlungsraum scheint diesen Frühling zumindest auf einem schwachen Niveau zu stagnieren und nicht noch weiter fortzuschreiten.

Haussperling | © Reinhold Liebert © Reinhold Liebert
Bisher liegt der Haussperling auf Platz 1

Aufgrund der zunehmenden Schottergärten und Flächenversiegelung haben es die Vögel in unseren Gärten immer schwerer. Vielleicht haben einige Teilnehmende die vermehrte Zeit zuhause genutzt und sich Gedanken gemacht, wie sie ihren Garten etwas naturnaher und somit vogelfreundlicher gestalten können.

Das wäre eine erfreuliche Entwicklung für Bayerns Vogelwelt. Die schon jetzt gute Beteiligung lässt uns hoffen, dass viele Menschen, die im Vorjahr wegen des Lockdowns zum ersten Mal teilgenommen haben, den Spaß an der Vogelbeobachtung für sich entdeckt und jetzt erneut mitgemacht haben.

An der Spitze in Bayern stand am Sonntagnachmittag der Haussperling vor Amsel und Star.

Beobachtungen vom Wochenende können noch bis zum 24. Mai per Post, Fax oder am besten online gemeldet werden.

Grünfink stagniert, Rotkehlchen in jedem zweiten Garten zu sehen

Rotkehlchen singt auf einem Ast | © Michael Thomas © Michael Thomas
Das Rotkehlchen - Vogel des Jahres 2021 - wurde durchschnittlich in fast jedem zweiten Garten beobachtet

Unter den zehn bisher am häufigsten beobachteten Gartenvögel können wir seit längerem einmal wieder Positives bei Haussperling, Blaumeise und auch Grünfink berichten. Der Spatz (1.), sonst gerade mal in zwei Drittel der Gärten, wurde mit knapp 70 Prozent bisher an so vielen Orten beobachtet wie seit 2014 nicht mehr.

Die seit Jahren immer weiter abnehmenden Beobachtungen des Grünfinks (9.) gehen aktuell erstmals nicht noch weiter zurück. Und auch bei der der Blaumeise (6.), die im vergangenen Jahr auch in Bayern einen historischen Tiefstwert aufgrund einer tödlichen bakteriellen Lungenkrankheit erreichte, gibt es gute Neuigkeiten. Die Blaumeise scheint sich von der heftigen Infektionswelle im Vorjahr erholt zu haben, da sie mit zwei Individuen pro Garten wieder deutlich häufiger gesehen wird als noch 2020.

Dabei mag bei der Bestandserholung auch die Größe ihrer Gelege eine Rolle spielen, da sie zwar nur einmal brütet, dabei aber bis zu 18 Eier legt.

Den Sprung in die Top Ten hat dieses Jahr das Rotkehlchen als Zehnter noch geschafft. Die erst vor kurzem zum Vogel des Jahres gewählte Art wurde bisher durchschnittlich in knapp jedem zweiten Garten beobachtet und liegt damit über dem Durchschnitt der Vorjahre. Das mag zum Teil auch am Bonuseffekt der Auszeichnung zum Vogel des Jahres liegen. Viel mehr Menschen nehmen seither den hübschen Vogel mit der roten Brust, der für mehr Strukturen und Vielfalt im Garten steht, bewusster wahr.

Haussperling zahlenmäßig vorn, Amsel aber in mehr Gräten zu finden

Amsel ist in einem Baum mit Blüten | © Maria Bauer © Maria Bauer
Auch wenn der Spatz zahlenmäßig auf Platz eins steht, so wurde die Amsel in mehr Gärten gesehen, sogar in 9 von 10

Der häufigste Gartenvogel in Bayern ist zur Zwischenbilanz am Sonntagnachmittag der Haussperling (1.) vor der Amsel (2.). Der Spatz liegt zahlenmäßig eindeutig vorne, die Amsel jedoch ist in weitaus mehr bayerischen Gärten zu finden, nämlich in 9 von 10.

Das Rennen um den letzten Podiumsplatz ist denkbar spannend. Aktuell verteidigt der Star weiterhin den 3. Rang, doch der Abstand zum Feldsperling (4.) ist gering, da nur einige hundert Individuen die beiden trennen. Auch die Kohlmeise auf der 5. Position kommt dieses Jahr wieder in mehr Gärten vor als im Jahr 2020.

Das Endergebnis der Stunde der Gartenvögel 2021 wird Anfang Juni bekanntgegeben, wenn auch alle postalischen Meldungen eingegeben sind und die LBV-Artenschützer*innen die Daten final ausgewertet haben.

Wer viele Vögel in seinem Garten beobachten möchte, sollte vor allem auf strukturelle Vielfalt achten. Mit Beeren heimischer Sträucher als Nahrung, dichtem Gestrüpp zum Nestbau und Verstecken oder auch einfach Ecken, in denen sich die Natur selbst entfalten kann, hilft man den gefiederten Gästen direkt vor der eigenen Haustür. In einem Schottergarten hingegen fühlen sich keine Vögel wohl. Tipps für einen vogelfreundlichen Garten haben wir hier zusammengestellt.

Stunde der Garten- und Wintervögel als Deutschlands größte und längste bürgerwissenschaftliche Mitmachaktion

Im vergangenen Jahr haben im Freistaat über 25.000 Vogelfreund*innen bei der „Stunde der Gartenvögel“ mitgezählt und Beobachtungszahlen von insgesamt mehr als 520.000 Vögeln aus über 17.000 Gärten gemeldet. Diese Daten liefern uns wichtige Trends in der Bestandsentwicklung der in Siedlungen brütenden Vogelarten. Gemeinsam mit der Schwesteraktion, der „Stunde der Wintervögel“, handelt es sich damit um Deutschlands größte und längste bürgerwissenschaftliche Mitmach-Aktion. Mehr Infos und landkreisgenaue Ergebnisse gibt es HIER.

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© Ralph Sturm

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