Bäche renaturieren

Wenn bis 2028 an mindestens 10.000 Kilometern der bayerischen Bäche die Struktur des Gewässers verbessert wird, fördert dies nicht nur die Artenvielfalt, sondern das Wasser wird in der Landschaft als Maßnahme gegen die zunehmende Trockenheit zurückgehalten und es wird dadurch auch noch aktive Hochwasservorsorge betrieben.

Zum Beispiel wirken sich schon einfache Maßnahmen zur Lenkung der Strömung auch positiv auf nachfolgende Gewässerbereiche aus. Zudem kühlen zehn Meter breite Uferstreifen das Wasser als Maßnahme gegen die Klimakrise. Der Rückbau von Querbauwerke, die auch Wanderhindernisse für Fische sind, verhindert wiederum die Wassererwärmung im Staubereich.

Stand jetzt wird Bayern seine gesetzlichen Verpflichtungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie deutlich verfehlen. Bei Verstoß gegen EU-Recht ist ab 2027 mit einem teuren Vertragsverletzungsverfahren für Deutschland zu rechen. Bayern muss daher zukünftig seine Anstrengungen für die ökologische Qualität seiner Gewässer vervielfachen

Bayerische Gewässer weit entfernt von einem guten ökologischen Zustand

Naturnahe Gewässer sind wesentlich widerstandsfähiger gegenüber Veränderungen, wie sie aufgrund der Zwillingskrise von Klimawandel und Artensterben zu erwarten sind. Die bayerischen Fließgewässer sind jedoch weit entfernt von dem guten ökologischen Zustand, zu dem sie bis 2027 nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie hätten entwickelt werden sollen. Nur rund 19 Prozent der bayerischen Fließgewässer befanden sich im Jahr 2020 in einem guten oder sehr guten ökologischen Zustand.

Bayern verfügt über rund 100.000 Kilometer Fließgewässer, rund 90 Prozent davon gehören zu den sogenannten kleinen Gewässern Dritter Ordnung. Diese kleinen Bäche und Quellen haben nicht nur eine hohe Bedeutung für die biologische Vielfalt. Sie spielen auch für die Hochwasservorsorge eine tragende Rolle, sofern sich das Wasser in den Auen verteilen und verlangsamt zurückfließen kann. Rund 72.000 Kilometer der Gewässer Dritter Ordnung sind nach der Wasserrahmenrichtlinie allerdings nicht berichtspflichtig und laufen deshalb Gefahr, vernachlässigt zu werden.

Das muss die Politik tun

Für die kleineren Bäche und Quellen sind in Bayern die Kommunen verantwortlich, die sich dabei oft alleine gelassen fühlen. Um eine gute Beratung der Kommunen sicherzustellen, wird deshalb mehr Personal in den zuständigen Behörden benötigt. Auch die dringend notwendige Informationsarbeit kann dadurch verbessert werden, so dass die Kommunen stärker für den Gewässerschutz sensibilisiert werden und diesen auch aktiv angehen. Um die Umsetzung von Maßnahmen zu erleichtern, müssen außerdem bürokratische Hürden abgebaut werden. Insgesamt ist auch eine größere Transparenz und Vereinfachung der verschiedenen Förderprogramme im Gewässerschutz notwendig.

Die Forderung des LBV stellt eine sinnvolle Ergänzung zur EU-Biodiversitätsstrategie dar, nach der bis 2030 mindestens 25.000 Flusskilometer in frei fließende Flüsse umgewandelt werden sollen. Das im Juni 2022 vorgelegte Europäische Nature Restoration Law fordert, dass bis 2030 mindestens 20 Prozent der europäischen Land- und Meerfläche renaturiert werden müssen. Laut Auenzustandsbericht 2021 sind nur noch neun Prozent der Auen in Deutschland ökologisch intakt.

Auch an den Quellen, dem Ursprung der Fließgewässer, besteht in Bayern weiterhin erheblicher Handlungsbedarf. Neben menschlicher Beeinflussung bringt auch die durch den Klimawandel verursachte Niederschlagsarmut diese gefährdeten Biotope in einigen Regionen Bayerns zunehmend in Bedrängnis und führt mancherorts zu einer Austrocknung ganzer Bachsysteme. Daher kommt dem Schutz und dem Erhalt natürlicher Quellen und der ökologischen Optimierung beeinträchtigter Quellstandorte inkl. der auf sie angewiesenen Tiere und Pflanzen eine große Bedeutung zu und muss in der kommenden Legislaturperiode eine hohe Priorität eingeräumt werden.

Mit dem 2014 beschlossenen Programm „NaturVielfaltBayern - Biodiversitätsprogramm Bayern 2030“ hatte sich die Bayerische Staatsregierung den Schutz von Quellen selbst zum Ziel gesetzt.

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