Kleine Hufeisennase | © Dr. Andreas Zahn © Dr. Andreas Zahn

Hilfe für Hufis - Schutzprojekt für die Hufeisennasen der Frankenalb

Schutzmaßnahmen für die gefährdete Kleine und Große Hufeisennase in Bayern

Sowohl die Kleinen Hufeisennasen der Fränkischen Schweiz als auch die Großen Hufeisennasen sind vom Aussterben bedroht. Der Einsatz von Insektiziden und die Zerschneidung der Landschaft machen den Fledermäusen die Nahrungssuche schwer. Sie finden auch immer weniger geeignete Sommerquartiere in der Nähe guter und für sie erreichbarer Jagdhabitate. Die Hufeisennasen sind für die Aufzucht ihres Nachwuchses auf warme, ungestörte Dachböden angewiesen. Aufgrund moderner Bauweisen haben sie zu solchen aber keinen Zugang mehr.

Im Mai 2023 startete das Projekt „Hilfe für Hufis“, das durch den Bayerischen Naturschutzfonds und die Oberfrankenstiftung gefördert ist. Der LBV möchte gemeinsam mit dem Landesverband für Höhlen- und Karstforschung, dem Naturpark Fränkische Schweiz – Frankenjura sowie Hufeisennasenspezialistinnen und -spezialisten aus ganz Bayern und Thüringen die Verbreitung der beiden Fledermausarten genauer erforschen.

In enger Kooperation mit Naturschutzbehörden, Gemeinden und der Fledermauskoordinationsstelle Nordbayern werden an zahlreichen Quartieren Maßnahmen zum Schutz der Tiere geplant, welche in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen. Der LBV untersucht, welche vorhandenen Quartiere verbessert werden müssen und wo sich weitere Quartiere der Hufeisennasen befinden

Große Hufeisennase

 

 

Die Große Hufeisennase erreicht als größere der beiden heimischen Arten eine Spannweite von bis zu 40 Zentimetern. Mit maximal 25 Zentimetern zählt die Kleine Hufeisennase hingegen zu den kleinsten heimischen Fledermäusen. Sie hat in ganz Deutschland nur noch eine letzte Kolonie und diese lebt im Fledermaushaus Hohenburg, im Oberpfälzer Jura im Südosten der Frankenalb. Die letzte Wochenstube ist unerlässlich für den Erhalt der Großen Hufeisennase, weil sie deutschlandweit der einzige Ort ist, an dem Jungtiere geboren werden. Ein Verlust dieses Quartiers würde den Verlust der gesamten Population bedeuten.

 

Bisherige Schutzmaßnahmen

Zu Beginn der 1990er Jahre wurde die letzte Wochenstube der Großen Hufeisennase von Mitarbeitenden der Koordinationsstelle für Fledermausschutz in Nordbayern entdeckt. Nach vorübergehender Pacht konnte das Gebäude 2008 von staatlichen und privaten Naturschutzorganisationen (u.a. dem LBV) erworben werden. In den darauffolgenden Jahren wurde das Gebäude speziell an die Bedürfnisse der Hufeisennasen angepasst saniert.

Mit Mitteln von EU (LIFE), Bayerischem Naturschutzfonds und dem Naturpark Hirschwald führte der LBV zusammen mit dem Bundesforstbetrieb Hohenfels zwischen 2012 und 2018 ein Projekt zur Verbesserung der Habitatbedingungen und der öffentlichen Wahrnehmung im Umfeld der Wochenstube durch.

Kleine Hufeisennase

 

 

Die Kleine Hufeisennase hat noch drei Vorkommen in Deutschland. Die Population in Südbayern befindet sich dank zahlreicher Schutzmaßnahmen im Aufwärtstrend. Auch die Thüringer Kleinen Hufeisennasen profitieren von einer intensiven Betreuung. Von der Kleinen Hufeisennase findet sich in der Fränkischen Schweiz nur noch eine sehr kleine Population. Genetische Analysen lassen vermuten, dass kaum mehr als 60 Individuen dort leben. Im sogenannten „Banzerhaus“ befindet sich eine der letzten Wochenstuben der Kleinen Hufeisennase in der Frankenalb.

 

Bisherige Schutzmaßnahmen

Das Banzerhaus im oberfränkischen Waischenfeld (Landkreis Bayreuth) wurde wurde 2021 vom LBV mit Förderung des Bayerischen Naturschutzfonds erworben.

In den letzten Jahren wurden provisorische Einhausungen und Hangplätze angebracht, um die Tiere vor Prädation durch Marder zu schützen und ihnen warme Hangplätze in der Übergangszeit anzubieten. Im Frühjahr 2022 wurde im Rahmen einer vom Bayerischen Naturschutzfonds geförderten Machbarkeitsstudie im Gebäudekomplex ein Infrarot-Kamerasystem installiert, bestehend aus einem Recorder und mehreren IR-Videokameras. Die Kameras können per Fernzugriff gesteuert und ausgerichtet werden.

 

Beide Arten werden zudem seit Jahren sowohl im Winter als auch im Sommer von ehrenamtlichen und beruflichen Naturschützer und Naturschützerinnen überwacht und gezählt.

Warum geht es den Hufeisennasen so schlecht?

Laurachtal für die Große Hufeisennase | © Dr. Andreas von Lindeiner © Dr. Andreas von Lindeiner
Das Laurachtal für die Große Hufeisennase - so sieht ein ideales Habitat aus

Die Große Hufeisennase wird sowohl auf der Roten Liste für Deutschland als auch auf der Bayerischen als „vom Aussterben bedroht“ geführt. Deutschlandweit ist lediglich ein Wochenstubenquartier bekannt. Dieses liegt in Hohenburg, angrenzend an den Truppenübungsplatz Hohenfels. Zwischen 1950 und 1970 brach die Population der Großen Hufeisennase deutschlandweit ein und trieb die Art an den Rand des Aussterbens. Intensive Schutzmaßnahmen und Betreuung half, die letzte Population vor dem Verschwinden zu bewahren.

Auch die Kleine Hufeisennase hat zu kämpfen. Obwohl sie auf Deutschlands und Bayerns Roten Listen mit der Kategorie „stark gefährdet“ scheinbar ein wenig besser als die Große abschneidet, steht die Population in der Fränkischen Schweiz doch kurz vor dem Aussterben. Zu Projektbeginn im Jahr 2023 waren in der Gegend drei kleine Wochenstuben bekannt. Generell besteht die Population in der fränkischen Schweiz nur aus wenigen Individuen. Auch im Falle der Kleinen Hufeisennase geschah dieser enorme Rückgang in den 1960er Jahren.

Der vermehrte Einsatz von Pestiziden wie DDT erschwerte den Tieren die Nahrungssuche ungemein. Die Strukturen-reiche Landschaft mit Säumen, Hecken und anderen Leitelementen, auf welche die Hufeisennasen angewiesen sind, verschwand. Vielerorts wurde die Beweidung aufgegeben und Grünland verbuschte oder wurde umgebrochen. Die Forstwirtschaft wurde auf Fichtenmonokulturen ohne viel Unterwuchs umgestellt.

All diese Faktoren machten geeignete Nahrungshabitate schwer zu finden. Noch dazu in Reichweite geeigneter Quartiere. Auch diese wurden immer seltener. Moderne Bauweisen ließen den Tieren keine Einflugmöglichkeiten in Dachböden mehr. Der Einsatz von Holzschutzmitteln in den wenigen zugänglichen Quartieren setzte der Gesundheit der Tiere zu.

Projektüberblick "Hilfe für Hufis"

Projektlaufzeit

2023 - 2028

Projektgebiet

Das Projektgebiet erstreckt sich über das gesamte Verbreitungsgebiet der Hohenburger Population der Großen Hufeisennase und der Kleinen Hufeisennase der fränkischen Schweiz. Im Süden bildet der Truppenübungsplatz Hohenfels den Rand des Projektgebiets. Im Norden wurde die Kleine Hufeisennase bis kurz vor Kulmbach nachgewiesen. Im Westen reicht das Verbreitungsgebiet bis kurz vor Forchheim. Die östliche Grenze des Projektgebiets bildet der Truppenübungsplatz Grafenwöhr.

Projektziele

1. Entdeckung neuer/weiterer Quartiere

Hierfür werden im gesamten Gebiet sogenannte Lauschangriffe durchgeführt. Aufnahmegeräte, welche speziell für die Aufzeichnung der artspezifischen Ultraschallrufe der Fledermäuse entwickelt wurden, werden an Höhlen- und Kellereingängen angebracht.

An dadurch entdeckten Standorten, welche von den Hufeisennasen regelmäßig besucht werden, werden anschließend einzelne Tiere mit Netzen gefangen. Wenn ein Weibchen gefangen werden kann, wird es mit einem Miniatursender versehen und die nächsten Tage bis Wochen (bis der Sender von allein abfällt) jede Nacht mit einer Antenne verfolgt. Auf diese Weise sollen bisher unbekannte Wochenstubenquartiere gefunden werden.

2. Ermittlung geeigneter Standorte für künstliche Quartiere

Quartiere in Gebäuden werden immer seltener. Um diesem Problem entgegenzuwirken, sollen in einem zweiten Teilprojekt speziell für die Bedürfnisse der Hufeisennasen entwickelte „Fledermaustürme“ errichtet werden. Im Rahmen dieses Projekts werden hierfür geeignete Standorte in der Nähe guter Jagdhabitate ermittelt .

3. Auswahl von Winterquartieren mit Optimierungsbedarf

Die fränkische Schweiz ist übersäht mit Höhlen und Felsenkellern. Leider sind nicht alle von diesen gut für Fledermäuse zugänglich oder Prädatoren-sicher. Wir wollen diejenigen ermitteln, an welchen Optimierungsbedarf besteht. In dem zweiten Teilprojekt soll dann die Einflugsituation verbessert werden.

4. Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit

Oftmals sind die Hufeisennasen auf die Sympathie der lokalen Bevölkerung angewiesen. Um für die Problematik der beiden Zielarten zu sensibilisieren, werden im Projektgebiet verschiedene Umweltbildungsmaßnahmen durchgeführt und die Öffentlichkeit zu der Thematik aufgeklärt.

Ihre Ansprechpartnerin

Ihre Fragen zum Projekt beantwortet Ihnen Nicole Miller

Gefördert durch:

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