VOGELSCHUTZ 4-21

Wirtschaftlichkeit wichtig Auch die Verbände und ihre Unterstützer müssen umdenken: Unsere heutigen Streuobstbestände sind überwiegend Relikte aus einer Vergangenheit mit kleinbäuerlicher Landwirtschaft. Wenn aber Streuobst eine Zukunft haben soll, muss der Schwerpunkt künftig auf gut nutzbaren Streuobstbeständen liegen, die nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten angelegt werden. Einheitliche Reifezeitpunkte und die Verwendung von ertragreichen Sorten spielen hier zum Beispiel eine Rolle. Maschinelle Ernte sowie Düngung im Traufbereich der Obstbäume, wo diese unter Mangel leiden, müssen möglich sein. Solche Bestände stellen die Kernbereiche künftiger Streuobstlandschaften dar. Prägendes Landschaftsbild Wenn wir Streuobst als landschaftsprägende Elemente erhalten wollen, reicht es nicht aus, ein paar „Vorzeige-Obstwiesen“ anzulegen, auf denen das ökologische Optimum zelebriert wird. Wir dürfen nicht vergessen, dass auch unsere heutigen alten Streuobstbestände unter rein ökonomischen Gesichtspunkten angelegt und in den Jugendjahren intensiv gepflegt wurden! Die Akteure des Streuobstpaktes stellen sich all diesen Herausforderungen und wollen ein ambitioniertes Programm zum Streuobsterhalt auflegen. Für eine erfolgreiche Umsetzung müssen wir uns den großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit stellen. Es geht darum, nicht nur Bäume zu pflanzen, sondern mit nachhaltiger Landwirtschaft und leistungsfähigen regionalen Wertschöpfungsketten das Artensterben zu stoppen und unsere Lebensgrundlagen für künftige Generationen zu erhalten. Der Streuobstpakt hat das Potenzial, eine Kehrtwende im Streuobstanbau in Bayern einzuleiten. ALEXANDER VORBECK Geschäftsführer Schlaraffenburger Streuobstagentur E-Mail: alex.vorbeck@ schlaraffenburger.de Symbolträchtige Pflanzaktion nach Vertragsunterzeichnung. VOGELSCHUTZ 1|22 21 FOTOS: ALEXANDER VORBECK (2), STMUV Auch auf gutem Boden Den Streuobstbestand in Bayern nur an den Baumzahlen zu messen, ist ebenfalls zu kurz gegriffen. Die Praxis zeigt, dass sich die Streuobstbestände auf Grenzertragsflächen konzentrieren. Gebiete mit guten landwirtschaftlichen Böden gleichen dagegen einer Streuobstwüste. Der Erhalt der Streuobstkulisse und ihre Erweiterung in ausgeräumten Landschaften sollte daher unser erklärtes Ziel sein. Streuobst sollte flächendeckend vorhanden und erlebbar sein. Für künftige Streuobstflächen sind klare Zielvorgaben und konkrete Nutzungskonzepte nötig. Schon bei der Planung müssten die Aspekte Wirtschaftlichkeit, Biodiversität und Landschaftsbild schwerpunktmäßig einbezogen werden.

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