VOGELSCHUTZ 1-21
VOGELSCHUTZ 1|21 13 FOTOS: DR. OLAF BRODERS, CHRISTOPH BOSCH, HANS-JOACHIM FÜNFSTÜCK, ZDENEK TUNKA Kurzportraits der acht bayerischen Ramsar-Gebiete Ammersee Das Ramsar-Gebiet (6.517 ha) umfasst den See, im Norden das Naturschutzgebiet „Ampermoos“ und im Süden das Natur- schutzgebiet „Vogelfreistätte Ammersee- Südufer“. Es ist eines der bedeutendsten süddeutschen Überwinterungs- und Rast- gebiete für Wasservögel (z.B. Reiherenten), bedeutsames Brutgebiet für Wasservögel (z.B. Zwergtaucher), Röhrichtbrüter (z.B. Schilfrohrsänger) und vor allem auch für Wiesenbrüter (z.B. Bekassine). Hier wurde der Grundstein der Gebietsbetreuung in Bay- ern gelegt: LBV-Ramsar-Gebietsbetreuer Christian Niederbichler ist seit 1997 im Einsatz. Schwerpunkte sei- ner Arbeit sind die Streuwiesen im Ampermoos und am Ammersee-Südende. Seine Arbeit vor Ort ist der beste Be- weis, dass sich ein langer Atem lohnt: Die Brutbestände der Bekassine haben sich verdoppelt und der Brachvogel, der Ende der 70er Jahre im Ampermoos als ausgestorben galt, ist wieder zurückgekehrt. Die Pflegemaßnahmen helfen nicht nur bedrohten Vogelarten, sondern schaffen auch Blühinseln und Schmetterlingslebensräume. Im Herbst und Winter sind die Streuwiesen wichtiger Schlafplatz für überwinternde Kornweihen. Im Maximum wurden schon bis zu 100 Vögel an einem Abend gezählt. Auf dem See rasten und überwintern jährlich bis zu 20.000 Enten und Ral - len. Problematisch ist die voranschreitende Verlan- dung des Südendes des Sees. Dadurch wird das Naturschutzgebiet see- seitig immer kleiner und die Rückzugszonen für Vögel werden immer wei- ter eingeschränkt. Ismaninger Speichersee mit Fisch- teichen Wie stark sich Störungsfreiheit auf die (Wasser-)Vogelwelt auswirkt, ist besonders gut am Is- maninger Speichersee im Nordosten von München zu sehen. Obwohl das Ramsar-Gebiet nur knapp 1.000 ha groß ist, kommen im Sommer aktuell über 100.000 Was - servögel hierher, um ihr Gefieder zu erneuern. Das Gebiet ist damit einer der wichtigstenMauserplätze für Entenvögel in ganz Europa. Der knapp 600 ha große Speichersee und das angrenzende Teichgut mit 30 großen und 65 kleinen Teichen bietet den Vögeln reichlich Nahrung, ruhige Som- mer ohne Bade- und Bootsbetrieb sowie eine ganzjährige Jagdruhe. Das ist möglich, weil Speichersee und Fischteiche eine künstlich geschaffene technische Anlage sind, die im Kernbereich für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Sie wurde vor über 90 Jahren zur regenerativen Stromgewin - nung aus Wasserkraft sowie zur Nachklärung von Abwäs- sern, auch durch Karpfenmast, errichtet. Der Überfluss an Nahrung ernährte „nebenbei“ täglich um die 50.000 Was - servögel. Als das Klärwasser in den 1990er Jahren besser gereinigt wurde, brachen die Vogelzahlen zunächst dras- tisch ein. Um den langfristigen Erhalt dieses einzigartigen Gebietes zu sichern, pachtete der Bayerische Naturschutz- fonds das Teichgut und arbeitet mit LBV, OG und BN an der gezielten Optimierung des Gebietes für Mausergäste. Die langjährige Gebietsmanagerin Karin Haas setzt sich dafür ein, dass das integrierte Managementkonzept umgesetzt wird. Mittlerweile werden mehr Mausergäste als vor der Nährstoffreduktion gezählt. Vor allem für die europäischen Schnatter- und Kolbenenten ist der Ismaninger Speicher- see mit Fischteichen inzwischen unverzichtbar. 24 Pro - zent der Schnatterenten und 36 Prozent der Kolbenenten (jeweilige Flyway-Population) flogen im Sommer 2020 zur Mauser ins Gebiet. Typische Wintergäste in bayerischen Ramsar-Gebieten: Tafel- (links) und Schnatterenten (Mitte und rechts). Zwergtaucher mit Jungvogel. Bekassinen nutzen gerne erhöhte Struk- turen wie Zaunpfähle.
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