VOGELSCHUTZ 1-21
12 VOGELSCHUTZ 1|21 T H EMA Moorflächen wie das Donaumoos ist nur ein Beispiel dafür. Während es weltweit eher um das Überleben der Menschen geht und z. B. eine Überfischung der Gebiete vermieden werden soll, besteht in Bayern die Gefahr der Übernutzung, vor allem in Form einer ausgeprägten Freizeitnutzung. Tatsächlich bezeichnet der Begriff Ramsar-Gebiet keinen rechtlichen Schutzstatus, sondern stellt eher ein Prädikat dar, das verliehen wird. Jedoch müssen die Vertragsstaaten für die Gebiete Managementpläne aufstellen, für eine angemes- sene Betreuung sorgen und den ökologischen Zustand über- wachen. Ein wichtiger Meilenstein für die Schutzgebiete war das ab 1992 von der Europäischen Union eingeführte Schutz- gebietssystem Natura 2000 nach den Maßgaben der Fau - na-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH). In der Folge gelang es durch Bemühungen von verbandlichem wie amtlichem Naturschutz, alle bayerischen Ramsar-Gebiete zu Natu- ra 2000-Vogelschutzgebieten (SPA) und bis auf eine Aus - nahme auch zu FFH-Gebieten aufzuwerten und sie damit nach europäischem Recht unter Schutz zu stellen. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass die Jagd in Ramsar- Gebieten international grundsätzlich erlaubt ist. Jedoch in un- seren bayerischen SPA-Gebieten, die durch unzählige andere Störfaktoren beeinflusst werden, verursacht durch die hohe Dichte an Menschen, fordert der LBV, vollständig auf die Jagd zu verzichten. So hat sich gezeigt, dass in Bereichen, wo eine Jagdruhe mit den Jagdpächtern vereinbart werden konnte, die Artenvielfalt und die Individuenzahlen zunehmen und nicht-jagdbare Arten wie beispielsweise Kolben- oder Reiher- ente zusammen mit jagdbaren Arten wie Tafel- oder Stock- ente vermehrt beobachtet werden können. Auch verringern sich die Bestandsschwankungen deutlich – was ein Hinweis darauf ist, dass sich die Vögel länger ungestört an Rastplät- zen aufhalten können und weniger Energie verbrauchen. Gebietsbetreuung und Ruhezonen Bis in die 1990er Jahre geschah dennoch trotz guter Vorsät- ze praktisch nichts zum effektiven Schutz dieser ökologisch sensiblen Gebiete. Daher wurde der Ruf nach einer geziel- ten Betreuung immer lauter. Unterstützt und gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds startete der LBV dazu 1997 das Pilotprojekt „Ramsar-Gebietsbetreuung Am- mersee“. Das Konzept bewährte sich und überzeugte auch politische Entscheidungsträger. In der Folge entstanden ab 2003 landesweit hauptamtliche Gebietsbetreuerstellen, die sich mittlerweile um über 50 Natura 2000-Gebiete küm - mern, mehr als zehn davon in der Trägerschaft des LBV. Angesichts der großen Bedeutung der Gebietsbetreuung in Bayern ist es für den LBV nicht nachvollziehbar, warum der Freistaat weiterhin nur befristete Stellen finanziert. Die Ramsar-Konvention wurde am 2. Februar 1971 in der iranischen Stadt Ramsar geschlossen und erhielt daher ihren Namen. Mit ihr verpflich - ten sich die 21 Gründerstaaten, sich für den Erhalt und Schutz internatio- naler Feuchtgebiete stark zu machen, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel. Sie trat 1975 in Kraft. Deutschland trat ihr 1976 bei, aktuell haben 171 Nationen die Kon - vention unterzeichnet. Neben der Er- fassung wertvoller Feuchtgebiete will die Konvention den regen fachlichen Austausch zwischen den Mitglieds- staaten fördern. Eine Deklaration als Ramsar-Gebiet stellt keine konkrete rechtliche Handhabe dar, sondern ist ein Prädikat (Gütesiegel). Der Schutz selbst geschieht auf freiwilliger Basis der Unterzeichnerstaaten. Die Um- setzung der durch die Konvention ein- gegangenen Verpflichtungen erfolgt beispielsweise durchmehrere europäi- sche Richtlinien und das Umweltrecht auf nationaler Ebene. Ein internatio- nales Ramsar-Sekretariat in Gland, am Südwestufer des Genfersees am Sitz der International Union for Conserva- tion of Nature and Natural Resources (IUCN), dient der Überwachung der Umsetzung der Konvention und ihrer Weiterentwicklung. Derzeit genießen weltweit 2.388 Gebiete mit fast 2,1 Mil - lionen Quadratkilometern den Schutz gemäß den Richtlinien der Konvention. Was ist Ramsar? Das landschaftlich viel- fältige Chiemseegebiet ist Heimat für eine große Anzahl an Tier- und Pflanzenarten.
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