VOGELSCHUTZ 1-21
VOGELSCHUTZ 1|21 11 FOTO: DR. OLAF BRODERS Vor 50 Jahren wurde mit der Ramsar-Konvention eines der ersten globalen Naturschutzab- kommen unterzeichnet. Heute führen besonders wertvolle und zugleich bedrohte Lebens- räume für Wat- und Wasservögel das Prädikat Ramsar-Schutzgebiet. Einige davon befinden sich direkt vor unserer Haustür. I n Bayern gibt es heute acht Ramsar-Gebiete, die – wie man durch Ringfunde belegt hat – Drehkreuze des Vo- gelzugs sind. Sie sind für überwinternde, rastende und mauserndeWasservögel essenzielle Rückzugsgebiete, wenn diese aus ihren Brutgebieten aus ganz Europa und Nordasi- en zu uns kommen. Allein an den drei großen Voralpenseen Chiemsee, Ammersee und Starnberger See halten sich im Winter bis zu 70.000 Wasser- vögel auf. Die bayerischen Ramsar-Gebiete sind darüber hinaus wichtiges Bruthabitat für zahlreiche Vogelarten, die auf Feucht- gebiete angewiesen sind, wie zum Beispiel schilfbrütende Rohrsängerarten oder Wie- senbrüter wie der Große Brachvogel. Viele Gebiete leiden jedoch unter einer übermäßigen Freizeitnutzung: Sommers wie winters werden sie regelmä- ßig von Menschen „überflutet“. Störung, Zerstörung und Ver - schmutzung sind die Folge. Der LBV wird sich deshalb nach- drücklich dafür einsetzen, dass der im Protokoll des Runden Tisches zum Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen!“ vereinbarte verbindliche Erarbeitung eines „in den Natu- ra 2000-Managementplänen bzw. Verordnungen veranker - tes Ruhezonen- und Ruhezeitenkonzepts für Wasservögel auf staatlichen Seenflächen“ auch nachgekommen wird. Die Geschichte von Ramsar Die Ramsar-Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten von internationaler Bedeutung wurde 1971 unterzeichnet und ist das älteste internationale Abkommen, das sich mit dem Erhalt und der nachhaltigen Nutzung natürlicher Res- sourcen beschäftigt und einen Ökosystem-Typus (Feucht- gebiete) in den Schutzfokus rückt (siehe Kasten). Sie war der erste Schritt hin zum „Übereinkommen über die biologische Vielfalt“, welches erst 1992 auf der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro beschlossen wurde. Vorausgegangen waren internationale Wasservogelzählungen in den 1960er Jah- ren, die einen dramatischen Rückgang von Wat- und Wasservögeln belegten. In Bay- ern trugen vor allem die ehrenamtlichen Wasservogelzähler der Ornithologischen Gesellschaft und des LBV dazu bei, syste- matisch die überwinternden Wasservögel (allen voran Rei- her- und Tafelenten sowie Blässrallen) zu zählen. Sie beleg- ten damit die große Bedeutung dieses Feuchtgebietstypus und gleichzeitig erkannten sie die Gefährdung für die über- winternden Wasservögel durch die verschiedenen mensch- lichen Einflüsse. Mittlerweile gehen die Ziele der Ramsar-Konvention über den Schutz von Wasservogel-Habitaten hinaus. An- gesichts der fortschreitenden weltweiten Zerstörung von Feuchtgebieten gewann seit 1990 das Konzept der „nach- haltigen und sinnvollen Nutzung“ ( sustainable and wise use ) an Bedeutung. Die natürlichen Verhältnisse im Ökosystem Feuchtgebiet sind auch deshalb schützenswert, weil sie über Ressourcen und Funktionen verfügen, die auch für den Men- schen unmittelbar wichtig sind. Die CO2-Speicherung durch Schutz für das Ökosystem Feuchtgebiet Wasser
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