VOGELSCHUTZ 1-19

8 VOGELSCHUTZ 1|19 Den Menschen in Bayern liegt sehr viel an ihrer Natur. Sie nehmen nicht mehr hin, dass immer mehr Arten und Le- bensräume verschwinden. Es setzt sich die Überzeugung durch, dass wir ein Recht haben auf mehr Natur in Bayern. Dies zeigen alle entsprechenden Umfragen. Insektenster- ben und Artenverlust sind in aller Munde. Das zeigt auch der große Zulauf, den der LBV mit seinen demnächst 100.000 Unterstützerinnen und Unterstützern erfährt. Gleichzeitig sprechen die von vielen tausend erfahrenen Vogelkundle- rinnen und Vogelkundlern ehrenamtlich (!) erhobenen Daten eine deutliche Sprache: Wir haben in den vergangenen vierzig Jahren etwa die Hälfte der Feldvögel in unserer Agrarlandschaft verloren. Sie zeigen eindeutig, wie es um die Biologische Vielfalt insgesamt steht. Daran gemessen haben wir also die Hälfte des Lebens in unserer Agrarlandschaft bereits verloren. Und dieser ne- gative Trend ist ungebrochen. Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen“ Der desolate Zustand unserer Biologischen Vielfalt einerseits, das wachsende Bewusstsein der Bevölkerung andererseits waren sicherlich ausschlaggebend für den immensen, ja den überwältigenden Erfolg des Volksbegehrens Artenvielfalt „Rettet die Bienen“. Die Süddeutsche Zeitung schreibt: „Selten zuvor hat ein politisches Thema in Bayern so schnell Karriere gemacht wie das Volksbegehren zum Artenschutz.“ Die Auf- gabe, imWinter, bei Wind und Wetter, eine Million Menschen für Bienen, Schmetterlinge und Vögel zu begeistern und sie davon zu überzeugen, sich in ihren Rathäusern einzuschrei- ben, erschien uns zunächst fast nicht machbar. Doch letzt- endlich haben nicht „nur“ die geforderten 10 Prozent der Bevölkerung unterschrieben, sondern genau 1.745.383 Men- schen und damit 18,4 Prozent der wahlberechtigten Bevöl- kerung Bayerns. Das erfolgreichste jemals in Bayern durch- geführte Volksbegehren! Ohne Übertreibung kann man wohl sagen: Aus unserem Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen“ ist das bisher größte gesellschaftliche Statement für einen besseren Schutz unserer Natur geworden. Landwirte als Partner Während der Diskussionen um das Volksbegehren wurde immer wieder behauptet, die Forderungen richteten sich gegen Landwirte. Das ist falsch. Vielmehr werden Landwir- te davon profitieren, dass der Staat festgelegte Ziele, bei- spielsweise 30 Prozent Biolandwirtschaft bis zum Jahr 2030 oder die Mahd von 10 Prozent unserer Wiesen erst nach dem 15. Juni, erreichen muss. Durch ent- sprechende Programme wird der Staat viele Landwirte dazu ani- mieren müssen, ihre Bewirtschaf- tungsweise entsprechend zu ändern. Dazu zwingen kann der Staat die Landwirte nicht, nur Angebote machen – für Landwirte eine hervorragende Position. Deutlich zurückweisen muss ich auch den Vorwurf, der LBV hätte jemals gegen Landwirte Hetze betrieben. Dies war niemals der Fall, ist nicht der Fall und wird niemals der Fall sein. Die Landwirte sind verantwortlich für nahezu die Hälfte der Landesfläche Bayerns. Daher betrachten wir sie als Partner beim Schutz der Artenvielfalt. Denn in den land- wirtschaftlich genutzten Flächen liegen die größten Heraus- forderungen im Natur- und Artenschutz. In vielen Regionen Bayerns führen wir erfolgreiche Projekte zusammen mit Landwirten durch. Darauf sind wir sehr stolz. Der Gesetzesentwurf enthält absolute Minimalforderun- gen, die ohne weiteres umgesetzt werden können. So darf es beispielweise einfach nicht sein, dass bis auf 20 Zentimeter an Bäche und Flüsse heran gepflügt wird. Gewässerrandstreifen sind in ganz Deutschland gesetzlich vorgeschrieben – nur in Bayern nicht. Für mindestens fünf Meter breite Streifen als Puffer für Schad- und Schwemmstoffe brauchen wir also klare gesetzliche Vorgaben, da es diese in Bayern nicht gibt. Die Bayern wollen mehr Naturschutz S T A ND P UN K T Das Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen“ ist ein gesell- schaftliches Statement DR. NORBERT SCHÄFFER LBV-VORSITZENDER

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