VOGELSCHUTZ 1-19

36 VOGELSCHUTZ 1|19 ngenutzte Großschutzgebiete wie Nationalparks, Wildnisgebiete oder die Kernzonen von Biosphären- reservaten sind in unserer Gesellschaft zwischen- zeitlich mehrheitlich positiv belegt. So ergab kürzlich eine von der Universität Würzburg gestellte Umfrage für die beiden bayerischen Na- tionalparks einen bayernweiten Zustim- mungswert von 96 Prozent. Und das kommt nicht von ungefähr. Ungenutzte Großschutzgebiete sind der Gegenentwurf zu unserer heutzutage ge- steuerten und immer intensiver genutzten Kulturlandschaft. Ebenso unterscheiden sie sich von anderen rechtlichen Schutzgebietsformen wie beispielsweise Naturschutzgebieten, Naturparks usw., da diese einer regelmäßigen menschlichen Nutzung oder Pflege unterliegen. Akzeptiert man nutzungsfreie Großschutzgebiete mit der Zielausrichtung Wildnis, so akzeptiert man damit Mehr Wildnis zulassen! Nutzungsfreie Großschutzgebiete bieten die einmalige Chance, ursprüngliche Natur und ihre Prozesse zu erleben und zu erforschen. Sie sind Heimat und Rückzugsgebiet für viele lebensraumtypische, oft zugleich bedrohte und seltene Arten. Und sie schaffen trotz Nut- zungsaufgabe neue wirtschaftliche Perspektiven für die Region durch sanften Tourismus und Umweltbildung. U Schutzgebiete ohne wirtschaftliche Nutzung haben einen hohen ökologischen und kulturellen Wert N A T U R S C HU T Z P O L I T I K auch Entwicklungen, die sowohl zufällige Ereignisse (z.B. Erdrutsch, Lawine) als auch den steuernden Einfluss öko- systembezogener Störungen (z.B. Feuer, Stürme, Insekten- befall) einbeziehen – Prozesse der Ökosystementwicklung, die ungeplant und ergebnisoffen ablaufen. Nutzungsfreie Großschutzgebiete sind als moderner, zukunftsorientierter und überzeugender Ansatz in der Weiterent- wicklung des Naturschutzgedankens zu werten. Über den Schutz natürlicher Pro- zesse entwickelt sich Wildnis. Dabei prä- gen Wandel und langfristige Zyklen das Naturgeschehen. Die Effekte von Wildnis durch Prozessschutz bieten dem Naturschutz neue Ent- wicklungschancen, neue Sichtweisen und neue Einblicke in die Natur. Für die Forschung wiederum eröffnen sich viele interessante Fragestellungen und Forschungsansät- ze. Denn nutzungsfreie Großlandschaften erlauben es, er- gebnisoffene Prozesse der Ökosystementwicklung gerade Die bayerischen Nationalparks finden bayernweite Zustimmung Der Borkenkäfer hat im Nationalpark Bayerischer Wald zuge- schlagen. Nun kann die Natur ganz neu wachsen.

RkJQdWJsaXNoZXIy NDEzNzE=