VOGELSCHUTZ 1-19

20 VOGELSCHUTZ 1|19 VOGELSCHUTZ: Steffi und Lukas, wie seid ihr zu eurer Lei- denschaft für Vögel gekommen? Lukas Sobotta: Als ich Steffi 2010 kennengelernt habe, konnte ich gerade einmal Amsel, Spatz und Meise unter- scheiden, das warʼs! Steffi, die von ihrer Mutter alle Arten im Garten beigebracht bekommen hat, hat mich dann immer schallend ausgelacht, wenn ich bei Spaziergängen einen Vogel nicht vom anderen unterscheiden konnte. Schließlich hat sie mir ein Vogelbestimmungsbuch und farbige Einmer- ker geschenkt. Steffis waren pink, meine waren blau, und dann ging die Challenge los: Wer als erster einen Vogel sieht und bestimmen kann, bekommt einen Einmerker ins Buch. Der Wettbewerb hat irgendwann eine verrückte Eigendyna- mik bekommen und heute sind Vögel unsere Leidenschaft. VS: Was gibt euch euer Hobby? Steffi Sobotta: Für mich ist es der Ausgleich zum stressi- gen Alltag, bei dem ich total entspannen kann. Außerdem hat man einen Grund, in der Natur unterwegs zu sein, und man kann toll Vitamin D tanken. Vogelbeobachten ist echt ein einfaches und günstiges Hobby – mit Suchtcharakter! In Deutschland wird man als Vogelbeobachter eher als Nerd abgestempelt, aber ganz anders ist es zum Beispiel in Großbritannien, da ist das ganz normal! VS: Und euer Radar ist immer an? Lukas: Ja, natürlich. Sogar zu Hause! Wir haben eine Kü- chenliste, eine Bettliste und eine Wohnzimmerliste, in die wir alle Vögel eintragen, die wir durchs Fenster sehen oder hören. Auch nach der Arbeit gehe ich schnell auf dem Nachhauseweg in die Habitate. Wenn ich einen Tag frei habe, dann fahre ich auch gezielt in Vogelschutzgebiete, nehme dort aber natürlich immer Rücksicht auf die Natur. VS: Das heißt, ohne Vogelschutzgebiete wäre euer Hobby sehr viel ärmer … Lukas: Ja, das stimmt, aber ich finde grundsätzlich, dass wir in Deutschland mit Naturschutzgebieten ganz schwach auf- gestellt sind. Bei uns werden zwar viele Naturschutzgebiete ausgewiesen, und das sieht nach außen hin gut aus, aber geschützt werden sie dann viel zu wenig. Während bei uns in ausgewiesenen Naturschutzgebieten viele ihren Hund losmachen oder andere sogar Holz machen, gibt es in den Nature Reserves im Ausland Ranger, die genau aufpassen. Aus dem Oman sind Steffi und Lukas Sobotta gerade zurückgekommen. Sie waren Vögel beobachten. Vögel sind seit neun Jahren die große Leidenschaft des Erlanger Paares. Um in- teressante Arten zu sehen, stehen die beiden begeisterten 34- und 38-jährigen LBVler auch mal bei 35 Grad in der prallen Sonne und entsprechender Geruchskulisse in einer Müllkippe im Oman oder warten bei strömendem Regen vier Stunden im Stoppelacker, bis endlich ein Vogel vorbeifliegt. Ein Interview über die Leidenschaft des Birding. I N T E R V I EW „Vogelbeobachten macht süchtig“ Bekassine Alpen- schneehuhn Bienenfresser Dank der Vogelschutzrichtlinie können wir heute noch viele Arten beobachten, die sonst schon längst verschwunden wären. Blaumeise

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