VOGELSCHUTZ 4-18

32 VOGELSCHUTZ 4|18 eide Spektive sind etwa zwei Kilogramm schwer, selbstverständlich druckwasserdicht und mit 18 beziehungsweise 20 Millimeter Austrittspupillen- abstand geeignet für Brillenträger. Sie haben einen Nah- punkt von knapp fünf Metern. Beide Produkte werden in Mitteleuropa hergestellt und kosten je etwa 4.000 Euro. Damit hören die Gemein- samkeiten aber schon auf, denn konstruk- tiv gibt es gewaltige Unterschiede zwischen dem Tiroler und dem Hessen. Swarovski setzt auf die bewährte Kom- bination einer objektivseitigen Festbrenn- weite und einem 2,3fachen Zoomokular. Das Ergebnis ist eine Vergrößerung von 30fach bis 70fach bei einem Sehfeld von 35 Metern auf 1.000 Meter Entfer- nung bei kleinster und 19 Metern bei höchster Vergröße- rung. Zeiss hingegen dreht das Prinzip um. Als Objektiv kommt ein Dreifach-Zoom zum Einsatz, als Okular eine Festbrennweite. Daraus resultiert ein großzügiges Seh- feld von fast 59 Metern bei 23facher Vergrößerung (ca. 45 Meter bei 30fach). Bei 70facher Vergrößerung sind es 19,5 Meter. In der Praxis bedeutet dies, dass man mit dem Harpia von Zeiss beispielsweise leichter Greifvögel im Flug ver- folgen kann. Auch das Absuchen von Uferlinien bei gerin- gen und mittleren Vergrößerungen ist bequemer. Doch kein Licht ohne Schatten. Zur Steigerung der Bildqualität blendet das Harpia bei geringen Vergrößerungen ab. Die vollen 95 Millimeter Frontlinsendurch- messer nutzt es erst ab 40facher Vergrö- ßerung. Das wird an einem Regentag kurz vor Sonnenuntergang deutlich: Wo das Swarovski feine Äste im dunklen Wald- rand gut herausarbeitet, gerät das Harpia an seine Grenzen. Ab 40fach dann Hellig- keits-Gleichstand, wobei das Swarovski dennoch etwas knackiger bleibt. Wer also im Trüben nach der Rohrdommel sucht, ist mit dem Swarovski besser be- dient. Bei beiden Spektiven ist die Schärfe untadelig, wo- bei diese beim Swarovski geradezu ins Auge „springt“, während man beim Zeiss, wie schon beim DiaScope mit kombiniertem Grob-/Feintrieb ausgestattet, ganz exakt fo- kussieren kann. Farbränder, so man mittig durchs Okular blickt, sind bei beiden nicht zu entdecken. Der Kontrast er- scheint beim Swarovski etwas akzentuierter. Helle Objekte KAMPF DER GIGANTEN Das Swarovski ATX 30–70x95 und das Zeiss Victory Harpia 23–70x95 sind die aktuellen Spit- zenmodelle der beiden Premium-Optikhersteller. Trotz mancher Gemeinsamkeit gibt es fundamentale Unterschiede, die Vogelbeobachter kennen sollten. B Beide Spektive sind faszinierende Werkzeuge Vergleich der Top-Spektive von Swarovski und Zeiss R A T G E B E R Die Spitzenmodelle Swarovski ATX 30–70x95 (rechts) und Zeiss Victory Harpia 23–70x95 (links) der Premium-Optikhersteller

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