VOGELSCHUTZ 3-18

8 VOGELSCHUTZ 3|18 August ist für viele von uns Urlaubs- und Reisezeit. Zahl- reiche Menschen nutzen diese Zeit, um im In- und Ausland Großschutzgebiete wie Nationalparks und Biosphärenreser- vate zu besuchen. In vielen dieser Gebiete finden wir das Beste, was unsere Natur zu bieten hat. In Bayern verfügen wir mit demNationalpark Berchtesgaden und demNational- park Bayerischer Wald über zwei herausragende Schutzge- biete im Gebirge sowie im Mittelgebirge. Wir brauchen nutzungsfreie Großschutzgebiete Es ist seit Langem ein Herzenswunsch des LBV und anderer Naturschutzverbände, großflächig nutzungsfreie Schutzge- biete auch in der Laubwaldzone und entlang unserer Flüsse Donau und Isar einzurichten. Wir brauchen diese Flächen als einen wichtigen Baustein beim Schutz unserer Biologischen Vielfalt. Aber auch als Referenzflächen, um herauszufinden, wie sich Lebensräume verändern, wenn der Mensch nicht eingreift, nicht nutzt, nicht steuert, sondern nur beobachtet, dokumentiert und staunt. Sie alle haben die Dis- kussionen um einen dritten Natio- nalpark in Bayern verfolgt. Nachdem ein weiterer Park im Steigerwald, dem Spessart, der Rhön oder den Auen von Do- nau und Isar scheinbar nicht durchzusetzen war, haben wir mit der Ausweisung anderer Schutzgebietskategorien, wie beispielsweise einem Biosphärenreservat oder einemNatio­ nalen Naturmonument, gerechnet. Was Ministerpräsident Söder in seiner Regierungserklärung mit dem Titel „Das Be- ste für Bayern“ am 18. April 2018 vorgestellt hat, war diesbe- züglich für uns eine bittere Enttäuschung. Eine Aufstockung des Vertragsnaturschutzprogramms, die Einrichtung eines Artenschutzzentrums in Augsburg und die naturschutzfach- liche Aufwertung von Naturparks sind unbestritten Schritte in die richtige Richtung. Ein „Biodiversitätszentrum in der Rhön, ein Walderlebnis- und Eichenzentrum im Spessart, das ‚Zentrum Naturerlebnis alpin‘ am Riedberger Horn und an der Donau ein begehbares Donauaquarium“ aber kön- nen keine Schutzgebiete ersetzen. Umweltbildung und Um- weltinformationszentren sind selbstverständlich von großer Bedeutung. Durch diese alleine schützen wir aber keinen einzigen Mittelspecht und keinen einzigen Juchtenkäfer. Wir dürfen niemals zulassen, dass unsere wunderbare Natur durch Informationszentren ersetzt wird – Informationszen- tren, in denen wir dann auf Großleinwänden, digital, in ho- her Auflösung und 3D das bestaunen und bewundern kön- nen, was wir draußen Tag für Tag verlieren. Damit dürfen wir uns nicht zufriedengeben! Der LBV wird sich auch in Zukunft für die Ausweisung nutzungsfreier Großschutzgebiete, beispielsweise eines Bio­ sphärenreservats im Spessart, einsetzen. Wir werden ganz genau beobachten, ob durch die Ausweisung eines Natio- nalen Naturmonuments Weltenburger Enge neue Flächen unter Schutz gestellt oder nur bestehende Naturschutzgebiete mit einem neuen Label versehen werden und ob durch das neue Artenschutzzentrum in Augsburg tatsächlich Natur- und Arten- schutz in der Fläche ankommt. Angesichts der finanziellen Ausstattung der diversen Zentren und Einrichtungen hätten wir uns über eine absolut notwendige personelle Aufsto- ckung der Unteren und Höheren Naturschutzbehörden, die einen so unschätzbar hohen Beitrag zum Schutz unserer Na- tur leisten, wirklich gefreut. 100 Jahre Freistaat Bayern – Geschenke zum Geburtstag Der Freistaat Bayern feiert heuer sein hundertjähriges Be- stehen. Wahrlich ein Grund zu feiern! Und zum Geburtstag macht man Geschenke. Wie wunderbar wäre es, wenn der Freistaat seinen Bürgern zum Jubiläum ein Großschutz- gebiet schenkte! Keine Frage: Den vollen Wert dieses Ge- schenks könnten wir in unserer Lebenszeit nicht mehr wür- digen. Aber ebenso klar ist, dass unsere Nachfahren in 100 NATURSCHUTZ BRAUCHT FLÄCHE! DR. NORBERT SCHÄFFER LBV-VORSITZENDER S T A ND P UN K T Herzenswunsch des LBV: großflächig nutzungsfreie Schutzgebiete

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