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as ist denn das für eine schö- ne Blume, die hab´ ich ja noch nie gesehen!“ Diese Reaktion erlebe ich immer, wenn Besucher bei meinen frühsommerlichen Garten- führungen vor dem Beet mit Korn- raden stehen. Die Kornrade – wegen ihrer giftigen Samen, die das Getrei- de verunreinigten, in der Kulturland- schaft chemisch ausradiert und des- halb vom Aussterben bedroht – zieht mit ihren filigranen, magenta-weiß gezeichneten Trichterblüten immer wieder die Blicke in ihren Bann. Und sie ist nur eine von Hunder- ten heimischer Blütenpflanzen, die unseren Garten verschönern und verzaubern können. Allein die Wild- nelken bieten eine große Formenviel- falt: von den Karthäuser-, Sandgras- und Pechnelken in der Magerwiese über die genügsame Felsennelke im Steingarten, die feuchtigkeitslieben- de Kuckuckslichtnelke am Teichrand bis hin zur unübersehbar bis Okto- ber blühenden, hoch aufgerichteten Kronlichtnelke. Demgegenüber steht das Stan- dardsortiment von Baumärkten, Discountern und Gärtnereien mit vielleicht 60, ökologisch meist we- nig nützlichen Arten wie Geranie, Eisbegonie und Kapmargerite, die Die schönen Wilden Vielfältig, schön, robust und ökologisch nützlich sind unsere heimischen Blüten- pflanzen. Sie können jeden Garten in eine grüne Oase verwandeln, an der man lange Freude hat. Heimische Wildpflanzen statt Baumarktware angeblich dem Wunsch der Kunden entsprechen. Doch diese mit Dünger hochgezüchteten, meist in Torfsub­ strat kultivierten, bunten Pflanzen sind als schnell konsumierbare Weg- werfware konzipiert und lassen sich wunderbar jedes Jahr aufs Neue ver- kaufen. NATUR UND GÄRTNER PROFITIEREN Wildblumen dagegen sind nicht nur ein ästhetischer Genuss im Garten, sie sind auch ökologisch von gro- ßer Bedeutung. Sie bieten Nahrung, Unterschlupf und Kinderstube für unzählige Tiere. Manche von ih- nen stehen in enger Beziehung mit Spezialisten wie der Glänzenden Natternkopf-Mauerbiene oder der Glockenblumen-Scherenbiene. Die- se Arten sind auf stabile Bestände ihrer Wirtspflanzen angewiesen – verschwinden diese, gehen auch sie verloren. Weitere Pluspunkte für die Wil- den im Garten: Sie sind extrem „dankbar“. Die richtige Pflanze am richtigen Ort wächst problemlos. Zu- dem kann man mit einer Selbstaus- saat rechnen. Wildpflanzen überste- hen auch längere Trockenperioden sehr gut. Zwar kommt es auch hier zu sichtbaren Trockenschäden, da- für treiben die Pflanzen aber beim nächsten Regen schnell wieder nach. In der freien Landschaft auf der Roten Liste: die Kornrade (Agrostemma githago) 30 VOGELSCHUTZ 1|18 FOTOS: BIRGIT HELBIG Insektenweide und Augenschmaus: Trockenbeet, unter anderem mit Aufrechtem Ehrenpreis, Storchschnäbeln, Lupine und gelb blühendem Sedum Echtes Seifenkraut (Saponaria officinalis) G A R T E N W

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