VOGELSCHUTZ_4_17

6 VOGELSCHUTZ 4 I 17 STAND PUNKT Zusammen mit unserem bundesweiten Partner Naturschutz- bund Deutschland (NABU) haben wir den Star zum „Vogel des Jahres 2018“ gewählt. Auf den Waldkauz folgt damit ein Singvogel. Bundesweit ist der Bestand dieser Vogelart in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Grund genug, den Star auf der Roten Liste bedrohter Vogelarten in Deutschland von „ungefährdet“ (im Jahr 2007) auf „gefährdet“ (2015) hochzustufen. In Bayern scheint es dem Star noch re- lativ gut zu gehen. Wir rechnen durchaus mit stabilen Bestän- den, eine Situation, die wir sehr intensiv beobachten. Die Gar- tenbesitzer unter uns können den Star durch den Verzicht auf Pestizide und die Anschaffung von Nistkästen fördern. Durch den Einkauf von Biolebensmitteln, die in einer artenreichen Agrarlandschaft produziert werden, können wir alle „Staren- freunde“ werden. Insektenrückgang besorgniserregend Einen Grund für den bundesweiten Rückgang des Stars liefert auch die kürzlich in der Zeitschrift PLOS ONE veröffentlichte Studie eines internationalen Forscherteams zum Rückgang von Insekten, die viel öffentliche Aufmerksamkeit erhalten hat. Ein internationales Wissenschaftlerteam hat darin be- legt, dass die Biomasse von Insekten seit den 1990er Jahren um ca. 80 % zurückgegangen ist. Zwar haben wir Natur- und Artenschützer diesen Trend erwartet, der Umfang hat aber auch uns erschreckt. Die überragende Bedeutung unserer In- sektenwelt, als Beispiel sei nur die Bestäubungsleistung von Honig- und insbesondere Wildbienen genannt, ist hinlänglich bekannt. Vieles deutet nach Aussage der Wissenschaftler da- rauf hin, dass die Ursachen in der intensiven Landwirtschaft, insbesondere im Einsatz von Pestiziden liegen. Es wird aller- höchste Zeit, dass wir dieses Thema endlich ernst nehmen und kurzfristig zumindest eine deutliche Reduktion von Pes­ tiziden, v.a. Neonikotinoide und Glyphosat, in der Landwirt- schaft erreichen. Weiterhin brauchen wir ein fundiertes Insek- ten-Monitoring, um zu verfolgen, was derzeit um uns herum vor sich geht! Rebhuhn gemeinsam schützen Gerade auch Rebhühner brauchen die Insektennahrung in Feld und Flur. In den vergangenen drei bis vier Jahrzehnten hat der Bestand des Rebhuhns nicht nur bei uns, sondern eu- ropaweit um über 90 Prozent abgenommen. Ein Wert, der den Bayerischen Jagdverband und den LBV in gleicher Weise be- unruhigt. Wir haben immer wieder mit dem BJV und dem Bay­ erischen Bauernverband darüber gesprochen, wie wir wieder mehr Struktur – von der nicht nur Rebhühner profitieren – in die Agrarlandschaft bekommen. Die Liste unserer gemein- samen Projekte ist lang und beeindruckend. Die bereits jetzt stattfindenden zahlreichen Aktivitäten von Jägern zum Schutz des Rebhuhns und seines Lebensraumes wurden vom LBV und von mir persönlich immer wieder begrüßt. Im September begann dann, wie jedes Jahr, die Jagdzeit auf Rebhühner. Der LBV nahm dies zum Anlass, in einer Presseinfo mit der Überschrift „Jäger können Rebhuhn schonen“ auf die prekäre Situation des Rebhuhns hinzuweisen und an die bayerischen Jäger zu appellieren, freiwillig auf Rebhuhnjagd zu verzich- ten – sofort mit dem Hinweis, dass die intensive Landwirt- schaft Schuld am Zustand unserer Rebhuhnbestände ist. Mit keinem Wort haben wir behauptet, Rebhühner wären durch die Jagd aus unserer Landschaft verschwunden. Vielmehr heißt es in unserer Presseinfo explizit, dass „die Jagd nicht die Hauptursache für den Rückgang ist, diesen aber [– und ich denke diese Befürchtung ist nachvollziehbar –] beschleu- nigen kann“. Wir halten es für sinnvoll und nachvollziehbar, wenn Jäger freiwillig auf die Jagd von Rebhühnern verzichten, um ein Zeichen zu setzen. Die Jagd auf eine hochbedrohte Vogelart ist auch der Öffentlichkeit nicht zu vermitteln, selbst wenn punktuell, bedingt durch gezielte Schutzmaßnahmen, lokal noch relativ gute Bestände dort eine Bejagung durch- aus zulassen würden. Der LBV wünscht sich dieser besorg- niserregenden Situation entsprechend umsichtiges Handeln, auch bei den Jägern, mehr nicht. Die Zeitschrift Die Pirsch hat unsere Presseinfo entweder nicht richtig gelesen – oder nicht verstehen wollen. In jedem Fall greift Redakteur Martin Weber den LBV in seinem Vorwort massiv an und fällt zurück in alte Stereotypen. Es ist schlichtweg falsch zu behaupten, wir hätten Jäger als „reine Schießer“ bezeichnet. Meine Bitte an alle Beteiligten, Naturschützer wie Jäger: Lassen wir uns von einigen wenigen Ewiggestrigen, die sich in Klischees of- fensichtlich wohl fühlen, nicht auseinanderdividieren und kon- zentrieren wir uns auf das, was wirklich wichtig ist: zusammen unsere Agrarlandschaft so zu gestalten, dass Rebhuhn & Co. dort wieder ein besseres Auskommen haben! WIR WERDEN NICHT AUFGEBEN!

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