VOGELSCHUTZ_4_17

30 VOGELSCHUTZ 4 I 17 BEWUSST KONSUMIEREN „Geiz ist geil“ oder „Auf Dauer günstig“, in kaum einem an- deren Land Europas spielt die Ernährung eine geringere Rolle als in Deutschland, zumindest was den Preis angeht. Nur rund zehn Prozent des monatlichen Einkommens werden hierzulande für die Ernährung ausgegeben, in Italien sind es knapp 14 Prozent, in Griechenland sogar rund 19 Prozent. Die Landwirtschaft gerät durch das enorme Preisdiktat der großen Discounter massiv unter Druck. Nach dem Motto „Wachsen oder Weichen“ dominieren heute Massentierhal- tung und Monokulturen. Dem einzelnen Landwirt bleibt dabei dennoch kaum eine Chance, seinen Betrieb wirtschaftlich am Leben zu erhalten. Die ökologischen Folgen dieser industriellen Landwirtschaft sind eklatant. So haben beispielsweise die Wasserwerke zu- nehmend mit Rückständen, insbesondere Nitraten, aus der Landwirtschaft zu kämpfen. Die Böden werden durch inten- sivsten Ackerbau dauerhaft ausgelaugt und finden sich durch ungehinderten Bodenabtrag als Schlamm in den Gewässern wieder. Auch die Biodiversität wurde hierbei in den letzten Jahrzehnten massiv beeinträchtigt. Strukturen wie Hecken, Raine oder Brachflächen, die viele Tier- und Pflanzenarten beherbergen, sind in unserer Agrarlandschaft kaum noch zu Warum Verbraucher beim Einkauf umdenken lernen müssen Vielen Verbrauchern scheint der Zusammenhang kaum bewusst zu sein, dass sich unsere heutigen Ernährungsgewohnheiten massiv auf die Biodiversität, also die Vielfalt von Arten und Lebensräumen, insbesondere in unserer Kulturlandschaft auswirken. Vielmehr lässt sich zunehmend eine Entfremdung des Konsumenten vom eigentlichen Lebensmittel und dessen Produktion feststellen. finden. Ebenso sind mit der Intensivierung der Landnutzung viele Biotoptypen nahezu verschwunden. Verlust an Lebensräumen und Artenvielfalt Ehemals artenreiche Blühwiesen wandelten sich fast gänzlich zu intensiv mit Gülle gedüngten „Grasäckern“. Finden sich auf einer Blühwiese über 20 Pflanzenarten pro Quadratmeter so sind es in der Intensivwiese nur einige wenige Grasarten. Das hat natürlich eklatante Auswirkungen beispielsweise auf die Insekten- oder Vogelvielfalt. Besonders bei einst sehr häufigen Arten wie der Feldlerche oder dem Kiebitz verzeich- nen die Fachleute starke Einbrüche. Insektenforscher stellen nicht nur den Rückgang einzelner Arten fest, sondern auch eine deutliche quantitative Verringerung. In manchen Regi- onen wurde ein Rückgang von bis zu 80 Prozent der reinen Biomasse an Insekten festgestellt. Das hat schwerwiegende Folgen, stellen Insekten doch ein wichtiges Glied der Nah- rungskette dar. Alternative Ansätze Eine Reihe von Regionalprojekten, wie zum Beispiel die Mo- dellgemeinde Biodiversität Tännesberg oder Vermarktungs­ initiativen wie Juradistl oder Altmühltaler Lamm zeigen Wege

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