LBV magazin 2-25

LBV MAGAZIN 2|25 21 FOTOS: DR. REINHARD WITT, PETER BRIA (3) Bei der Auswahl der Balkonpflanzen sollte man solche bevorzugen, die reichlich Pollen und Nektar als Futter für Insekten bieten. Dazu gibt es ein paar einfache Tipps: Heimische Pflanzen sind exotischen vorzuziehen, da sich die hiesigen Bestäuber im Laufe der Evolution besser an diese angepasst haben. Des Weiteren haben Wildpflanzen meist einen höheren ökologischen Wert als Zierformen. Letztere haben beispielsweise häufig gefüllte Blüten, da deren Staub- und manchmal auch Fruchtblätter in reine Schaublüten umgewandelt wurden, und bieten kein Futter. Wildpflanzen wie der Gewöhnliche Natternkopf und heimische Glockenblumenarten sind hingegen wichtige Pollenquellen für Wildbienen. Um über die ganze Saison ein Büfett für Bienen, Schmetterlinge und Käfer zu schaffen, sollte es am Balkon über einen möglichst langen Zeitraum blühen. Früh blühen z.B. die Sal-Weide und das FrühlingsFingerkraut, man kann sie auch in Töpfen auf dem Balkon anpflanzen, für die Weide ist ein größeres Pflanzgefäß notwendig. Wertvolle Blühpflanzen für den Balkon sind Wiesen-Margerite, -Flockenblume, -Witwenblume, -Salbei sowie Wilde Möhre und Heilziest. Lässt man die Samenstände von Sonnenblumen oder Wilden Karden stehen, locken sie als natürliche Futterstelle Vögel an, auch auf dem Balkon. Auf Pestizide und Kunstdünger sollte man auf dem Naturbalkon komplett verzichten. Sie vergiften nützliche Bodenlebewesen und Wildtiere. Auch sind sie für den Menschen in manchen Fällen schädlich. Ein funktionierender ökologischer Kreislauf benötigt keine Pestizide, in ihm sorgen zum Beispiel Marienkäfer und ihre Larven oder Blaumeisen dafür, dass Blattläuse nicht überhandnehmen. Als Dünger eignet sich selbstgemachte Brennnesseljauche. Beim Einkauf von Erde ist es besonders wichtig, eine torffreie Sorte zu wählen. Denn der Torfabbau ist doppelt schädlich für den Arten- und Klimaschutz. Einerseits werden dabei die Moore und damit einzigartige Lebensräume, auf die viele seltene Tier- und Pflanzenarten angewiesen sind, zerstört. Zum anderen setzt der Torfabbau große Mengen CO2 frei, was den Klimawandel weiter vorantreibt. Mittlerweile gibt es im Handel eine große Auswahl an Blumenerden ohne Torf. Aber Vorsicht: Auch „torfreduzierte“ Erden enthalten oft noch einen erheblichen Torfanteil. Eine Bio-Zertifizierung der Erde ist aus ökologischer Sicht sinnvoll; allerdings bedeutet bio nicht gleich torffrei, deshalb ist es am besten, auf beides zu achten. Nisthilfen am Balkon Auch Nistmöglichkeiten können helfen, verschiedene Wildtiere auf den Balkon einzuladen. So ist für einige Wildbienenarten ein Insektenhotel geeignet, an dem man die Gäste auch schön beobachten kann. Pollenreiche Pflanzen sollten sich in unmittelbarer Nähe dazu befinden, da die Distanz zwischen Futterquelle und Nistplatz nicht zu groß sein darf. Die Nisthilfe sollte an einem sonnigen, vor der Witterung geschütztem Standort, der nicht der prallen Mittagssonne ausgesetzt ist, angebracht werden. Sie sollte nicht frei hängen, da das die Bienen stört. Sowohl beim Kauf als auch beim Bau eines Wildbienenhotels sind ein paar Details relevant: Als Brutröhren eignen sich Bohrlöcher in Hartholzblöcken mit Durchmessern von 2–9 Millimeter. Die Löcher sollen dabei in die Rindenseite des Holzes gebohrt sein und nicht in die Stirnseite mit den Jahresringen. Außerdem sind auch hohle waagrecht angebrachte Pflanzenstängel, die am hinteren Ende verschlossen werden, als Niströhren möglich. Bei beiden Varianten ist es wichtig, dass die offenen Enden glatt abgeschliffen werden, damit sich die Wildbienen ihre Flügel nicht verletzen. Nistkästen für Vögel auf dem Balkon werden gerne von Blau- oder Kohlmeisen angenommen. Die Vorderseite des Kastens sollte nach Osten bis Süden zeigen, das Einflugloch sollte möglichst vom Hauptgeschehen des Balkons abgekehrt sein. Zur Reinigung sollte das alte Nest im Oktober oder November entfernt und in der Biotonne oder im Kompost entsorgt werden. Mit dieser blühenden Vielfalt und Rückzugsorten fühlen sich sicher Wildtiere und Menschen auf dem kleinen Naturparadies am Balkon wohl. Beim Einkauf von Erde auf torffreie und zusätzlich Bio-Ware achten. Wildbienen nutzen Wildbienenhotels auch am Balkon gerne als Nisthilfe. MARION DORSCH Projekt Biodiversität und Klimawandel E-Mail: marion.dorsch@lbv.de

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