LBV magazin 1-25

32 LBV MAGAZIN 1|25 LBV AKTIV IM GESPRÄCH Ohne Fläche kein Naturschutz LBV: 2024 hat der ehrenamtliche Wiesenweihenschutz in Bayern sein 30-jähriges Jubiläum gefeiert. Du bist von Anfang an dabei. Wie kam es dazu? Ralf Krüger: Das entstand zufällig, als wir die Nachricht erhielten, dass Wiesenweihen in einem Getreidefeld bei Riedenheim aufgetaucht seien. Darum haben wir uns allein schon aus Neugier gekümmert und so nahm alles seinen Lauf. Ich hatte bis dahin keine einzige Wiesenweihe gesehen, wollte sie aber schon immer gerne mal beobachten. Und wie der Zufall es wollte: Ich hatte schon immer den heimlichen Wunsch, bei einem Projekt zum Schutz einer Greifvogel-Population mitzumachen, so wie ich es im Hinblick auf den Wanderfalken aus meiner Heimat Kassel kannte. Die Wiesenweihe brütet in Bayern in Getreidefeldern. Wie erlebst du die Zusammenarbeit mit den Landwirten? In der Regel als sehr unproblematisch. Die Landwirte sind neugierig, etwas besorgt am Anfang. Mittlerweile haben sich da langjährige, gute Bekanntschaften ergeben. Man trifft sich auch zu längeren Gesprächen auf dem Feld. Du stehst seit dreißig Jahren jeden Sommer auf dem Acker. Was treibt dich an? Zum einen das Wissen um die Seltenheit und die Gefährdung der Wiesenweihe. Ein zusätzlicher Reiz liegt darin, zunächst viel Zeit und Arbeit aufzuwenden, um dann die Bruten doch stets zu finden. Tschakka! Es ist immer ein wunderbares Gefühl. Was sind besondere Herausforderungen beim Wiesenweihenschutz? Eine Besonderheit der Wiesenweihe liegt darin, dass sie überwiegend außerhalb von Schutzgebieten lebt – sowohl in ihren Brutgebieten bei uns als auch in den Rast- und Überwinterungsgebieten im Sahel. Alle Weihenarten sind im Prinzip potenziell oder stark bedroht, weil sie – bis auf eine Art – nicht auf Bäumen, Gebäuden oder Brücken brüten, sondern auf dem Boden. Sie stehen daher potenziell in Nutzungskonkurrenz zum Menschen. Mit ihren spezifischen Lebensraumanforderungen sind Weihen hervorragende Zielarten für Schutzprogramme, von denen auch andere Arten profitieren sollen. Der Naturschutz steht vor großen Herausforderungen. Was wünschst du dir für die kommenden Jahre? Das Wichtigste ist Fläche. Ohne Fläche kein Naturschutz. Und gerade im Hinblick auf die Arten der Offenlandschaft, zu denen die Wiesenweihe gehört, müssen wir bei uns so viel mehr tun. Wenn sogar einst häufige Arten wie Rebhuhn, Feldlerche oder auch Goldammer massiv zurückgehen, ist das ein klares Zeichen, dass wir mehr Flächen in der landwirtschaftlichen Flur brauchen. Wir müssen anfangen, konzentriert und fokussiert Flächen zu schaffen, und zwar nicht nur im quantitativ marginalen Bereich. Für ein Musterprojekt in Bayern würde sich Unterfranken anbieten. Wie können wir mehr Menschen für unsere Anliegen begeistern? Durch direkte Ansprache, jeder in seinem Kreis. Ralf Krüger, Wiesenweihenschützer der Kreisgruppe Würzburg Ehrenamtliches Engagement bewahrte die Wiesenweihe in Unterfranken vor dem Aussterben. FOTOS: CHRISTIANE KÖLLNER-KRÜGER, ZDENEK TUNKA INTERVIEW: MARLIS HEYER Wer sind die Menschen, die im LBV aktiv sind? In jeder Ausgabe lernen Sie einen von ihnen näher kennen und bekommen so spannende Einblicke in die vielfältige ehrenamtliche Naturschutzarbeit.

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