LBV MAGAZIN 4|24 37 FOTOS: RALF HOTZY, MARKUS LERCH, JÜRGEN HOPFENSITZ, WERNER BRONNHUBER Anfang 2023 wurde der LBV – mit Förderung des Bayerischen Naturschutzfonds – Eigentümer einer Fläche entlang der Paar, einem Fluss erster Ordnung im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) „Paar und Ecknach“ im Landkreis Aichach-Friedberg. Die 7,5 Hektar befinden sich in einem Schwerpunktgebiet des Arten- und Biotopschutzprogramms (ABSP) und sind versehen mit jenem standorttypischen Vegetationsmosaik aus Altwässern, Schilfgürteln, Hochstaudenfluren und Auwald, das heute selten geworden ist. Die Besonderheit des Ankaufs liegt jedoch im Erwerb des Fischereirechts. Dieses erstreckt sich auf die gesamte Gemarkung Unterbernbach und umfasst den Flussabschnitt und alle Zuflüsse, die in diesen münden. Da sich die übrigen Gebiete zum weitaus überwiegenden Teil in öffentlicher Hand befinden, besteht nun die Möglichkeit, das Gebiet zu beruhigen und naturnah zu entwickeln. Die Paar mäandrierte stark in diesem würmzeitlich geformten Gebiet im Tertiären Hügelland und wurde erst durch den Bau der Bahnlinie Augsburg-Ingolstadt im Jahr 1876 zergliedert und teilweise begradigt. Die letzten „Korrekturen“ sollten während der Flurbereinigung der 1970er Jahre passieren, scheiterten jedoch am Widerstand des damaligen Eigentümers. Heute ist man über den Erhalt dieser Aulandschaft froh – während des vergangenen Juni-Hochwassers waren es gerade die LBV-Flächen, die mildernd und verzögernd auf die Flut wirkten. Die Grüne Flussjungfer, die Sumpfschrecke, die Große Goldschrecke und der Kleine Wasserfrosch zählen zu den kartierten Artenvorkommen. Die Flora benennt Fundorte von Fluss-Greiskraut, Scheinzypergras-Segge, Walzen-Segge, Stumpfblütiger Binse, Großem Wiesenknopf, KnöllchenSteinbrech, Vielwurzeliger Teichlinse und Fluss-Ampfer. Eine Besonderheit in diesem Gebiet ist das Vorkommen des Pyrenäen-Löffelkrauts. Erwähnenswerte Vertreter der Vogelwelt sind Baumpieper, Pirol und Eisvogel. Kartierung für einen Pflege- und Entwicklungsplan Dank der zahlreichen Artenkenner innerhalb der Kreisgruppe hat der LBV die Möglichkeit, das Gebiet selbstständig zu kartieren und die Ergebnisse in den Pflege- und EntwickDie Landschaft, durch die das Flüsschen Paar ruhig vor sich hinfließt, ist vielfältig und voller Naturschätze. Dank Flächenkäufen des LBV ist nun ein Teil geschützt und bleibt ein Paradies für seltene Flora und Fauna. lungsplan (PEPL) einzubringen. Bis Ende 2025 werden dabei Avifauna, Flora, Libellen, Tagfalter, Käfer, Fledermäuse und Amphibien untersucht und kartiert. Fischarten werden mittels Elektroabfischung erfasst und die sonstigen im Wasser vorkommenden Lebewesen werden mittels eDNA-Analyse bestimmt. Besonderheiten bis dato sind: Wendehals, Kleinspecht und Nachtigall sowie auf engstem Gebiet drei Paare der Rohrweihe. Die Tagfalterexperten konnten den Kleinen Schillerfalter und den seltenen Ulmen-Zipfelfalter nachweisen, die in Bayern beide auf der Vorwarnliste stehen. Bei den Libellen sind aktuell 13 Arten Kleinlibellen und 18 Arten Großlibellen kartiert. Als wertgebende Arten sind die Gemeine Keiljungfer und der Spitzenfleck zu erwähnen, ebenfalls beide auf der Vorwarnliste. Als erfreulicher Neufund gilt die Gabel-Azurjungfer. Bei den Käfern konnten mittlerweile über 400 Arten nachgewiesen werden. Mit dem drei Millimeter großen Österreicher Furchenbauch-Pillenkäfer gelang sogar ein Erstnachweis in Schwaben. Der Käfer gilt als Indikatorart für stabile natürliche Wälder. Botanisch weist das Gebiet neben den zuvor genannten Arten auch verschiedene FFH-Lebensraumtypen auf. Zum einen wurden diese bereits im Rahmen der Erstellung des FFH-Managementplans erfasst (zum Beispiel Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald oder Auwälder). Darüber hinaus konnten auf zwei Teilflächen auch bisher nicht erfasste Flachlandmähwiesen kartiert werden. Ein hervorragendes Jagdgebiet für Fledermäuse stellen die Wiesenflächen entlang der Paar dar. Vier Arten (Zwerg-, Bart-, Wasser- und Fransenfledermaus) konnten bislang nachgewiesen werden. Der Fang von Jungtieren und laktierenden Weibchen lässt auf Wochenstuben in den umgebenden Siedlungen schließen. Auch im kommenden Jahr werden die Kartierungen fortgesetzt. Interessierte sind eingeladen, daran teilzunehmen. Morgenstimmung in der Aue – Naturgenuss pur Grüne Flussjungfer: profitiert von Gewässerrenaturierungen im FFH-Gebiet Weibliche Sumpfschrecke: typische Vertreterin des Feuchtgrünlandes und auf der Roten Liste STEFAN HÖPFEL 1. Vorsitzender des LBV Aichach-Friedberg E-Mail: stefan.hoepfel@lbv.de
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