meter vom Boden ab und verschwinden ein paar Meter weiter in der Dickung. Weil sie die Tiere nicht an einem der festgelegten Punkte gesehen hat, sind sie für die Kartierung heute zwar nicht relevant. „Rebhuhn-Sichtungen sind aber immer ein Highlight“, freut sie sich. Immerhin sind sie das Maß aller Dinge. Ihre Ansprüche an einen Lebensraum sind so hoch, dass sie das letzte Glied einer langen ökologischen Kette bilden. Fühlt sich das Rebhuhn wohl, sind Arten wie Feldlerche oder Goldammer schon lange zufrieden. „Hier ist es turbulent“, merkt Annika Lange bereits, als sie den ersten Fuß aus dem Wagen setzt. Aus dem nahegelegenen Wäldchen zwitschert die Mönchsgrasmücke. Ein helles, mehrsilbiges „stiglit“ zeigt der jungen Biologin, dass auch der Stieglitz in der Nähe ist. Er ist eine der Arten, die ebenfalls von der vielfältigen und bunten Landschaft profitieren, weil sie sich vornehmlich von den Samen verschiedener Blütenpflanzen und Gräser ernährt. Doch jetzt schnell weiter. Langsam wird die Zeit knapp. Schon nach 8 Uhr. Den letzten Kartierungspunkt, der für heute auf der Liste steht, mag Annika Lange besonders gerne. Zwischen Bäumen und Wiesen schlängelt sich ein kleiner Fluss durch die Landschaft. „Hier hat man deswegen öfter auch mal Arten, die die Nähe zum Gewässer brauchen“, erklärt sie. Ihr Lieblingsort hält auch heute wieder eine Überraschung bereit. „Was ist das?“, fragt sie sich selbst und bleibt stehen. Zur Antwort gibt der Vogel noch einmal einen sonderbaren Laut von sich, der ein bisschen wie das Zirpen einer Grille klingt. „Schwirl!“, freut sich die 30-Jährige. „Wahrscheinlich ein Feldschwirl, den hab ich ja dieses Jahr noch gar nicht gehört“, sagt sie strahlend. Um sicher zu gehen, spielt sie auf ihrem Tablet den Ruf des vermeintlichen Sängers ab. Es passt, das ist er. Wie das Rebhuhn mag der kleine, unscheinbare Feldschwirl brachliegende landwirtschaftliche Flächen, auf denen er Schutz und Nahrung findet. Inzwischen steht die Sonne hoch am strahlend blauen Himmel. Um zu einem weiteren Punkt zu fahren, ist es jetzt zu spät. Also zieht Annika Lange Bilanz: Über 20 Arten konnte sie an den verschiedenen Punkten hören und sehen. Einen Rebhuhn-Glücksmoment gab es obendrauf. Für Annika Lange zeigt das: Die Maßnahmen wirken. Und das frühe Aufstehen hat sich heute einmal mehr gelohnt. Über das Projekt In den Landkreisen Coburg, Kronach und Lichtenfels wird das Rebhuhn seit 2018 durch ein Kooperationsprojekt von der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken, dem LBV und der Wildland-Stiftung Bayern unterstützt. Hierbei konnte in den Kerngebieten durch die Anlage von Blühflächen eine deutliche Bestandsverbesserung erreicht werden. Im Projekt „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern“ werden die Bestrebungen zur Populationsunterstützung seit 2023 auf ein deutlich größeres Gebiet ausgeweitet. Ziel ist ein überregional stabiler und gut vernetzter Bestand, der lokale Verluste gut ausgleichen kann. Das Gebiet in Oberfranken ist eine von bundesweit zehn Projektregionen im Projekt „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern“, das im Rahmen des Bundesprogramms „leben.natur.vielfalt“ gefördert wird. Mehr Informationen zum Projekt unter rebhuhn-retten.de. Höhepunkt jedes Außeneinsatzes: Rebhuhn-Sichtungen. FRANZISKA BACK Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Landesgeschäftsstelle Hilpoltstein E-Mail: franziska.back@lbv.de LBV MAGAZIN 3|24 21
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