LBV magazin 3-24

das erste Projekt zum Rebhuhn in der Region gestartet ist, stellt er eine seiner Flächen als Wohlfühlort für Rebhuhn & Co. zur Verfügung. Im Spätsommer mulcht er eine Hälfte der Fläche und sät sie neu an, die andere Hälfte bleibt stehen. So hat das Rebhuhn immer alles, was es braucht: einen Ort, um sich zu wärmen und Insekten zu suchen, sowie genügend Platz, um sich vor Feinden zu verstecken. „Die Fläche beherbergt viele Arten, im Herbst habe ich schon Kiebitze gesehen“, erzählt er. Für ihn ist klar, dass viele Landwirtinnen und Landwirte großes Interesse daran haben, die Artenvielfalt zu bewahren. „Wir arbeiten in der Natur, wir beobachten die Natur und natürlich freue ich mich auch, wenn da ein Rebhuhn fliegt.“ Genauso klar ist für Rebelein aber, dass es für stillgelegte Flächen eine angemessene Entlohnung braucht. „Es muss halt zumindest so viel rauskommen, damit man am Ende das wieder drin hat, was durch Ertragsverluste verloren geht“, meint er. Im Rahmen des Projekts „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern“ erfolgt der finanzielle Ausgleich hauptsächlich durch staatliche Förderprogramme, wie das Kulturlandschaftsprogramm oder das Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm. Angekommen an einer solchen Rebhuhnfläche startet Annika Lange wieder die Stoppuhr und lauscht. Diesmal kommt sie auf zwölf Arten in zehn Minuten. Während sie durch das hohe Gras zurück zum Auto stapft, blickt die Biologin auf die Uhr. Denn nur bis vier Stunden nach Sonnenaufgang darf kartiert werden. Solche Regeln sind wichtig, damit in den insgesamt zwölf Projektregionen, die es im Rahmen von „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern“ in Deutschland gibt, alle nach den gleichen Methoden arbeiten und die Ergebnisse somit am Ende vergleichbar sind. Während Annika Lange ihren Wagen über ruckelige Feldwege zu einem weiteren Kartierungspunkt steuert, wird klar, dass nicht nur Rebhuhn und andere Vögel von der vielfältigen Landschaft profitieren. Feldhasen hoppeln Haken schlagend durch die Flur und verschwinden dann im dichten Grün, Rehe springen in großen Sätzen durch das hohe Gras. „In meinem ersten Jahr im Projekt hatte ich ein paar richtige Aha-Momente“, erinnert sich Annika Lange. „Ich stand im Sommer vor einer Blühfläche und habe einfach gemerkt, wie da das Leben rauspulsiert.“ Das Bewusstsein dafür, wie es ist und wie es sein könnte, macht die 30-Jährige oft traurig. Denn in der kargen Agrarlandschaft fehlt von diesem pulsierenden Leben oftmals jede Spur. Kein Surren und Brummen, kein Zwitschern und Trällern. Unverhoffte Begegnung Plötzlich lässt Annika Lange den Wagen langsamer werden. Am Wegesrand wackeln Grashalme, etwas Braunes blitzt auf, dann marschieren aufgeregt zwei kleine braune Hühner auf den Schotterweg – Rebhühner, ein Pärchen. Minutenlang laufen sie vor dem rollenden Auto her, werden immer schneller, rennen irgendwann beinah. „Sie können zwar fliegen, aber sie tun es ungern“, erklärt die Biologin. Schließlich wird es den beiden doch zu bunt. Flatternd heben sie einige ZentiMit Karte und Navi geht es von Punkt zu Punkt. REPORTAGE „Ich stand im Sommer vor einer Blühfläche und habe einfach gemerkt, wie da das Leben rauspulsiert.“ 20 LBV MAGAZIN 3|24 FOTOS: FRANZISKA BACK (2), GUNTHER ZIEGER

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