10 LBV MAGAZIN 3|24 THEMA DR. NORBERT SCHÄFFER LBV-VORSITZENDER Vor fünf Jahren, vom 31. Januar 2019 bis 13. Februar 2019, lief die Eintragungsfrist für das Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen!“. Viele von Ihnen werden sich an diese Zeit erinnern, viele haben das Volksbegehren unterschrieben oder sogar aktiv dafür geworben. Ich denke noch oft an diese Zeit, unbestritten die stressigste Zeit in meinem gesamten bisherigen beruflichen Leben. Wochenlang 18-Stunden Tage, jeden Abend an einem anderen Ort eine Veranstaltung, dazwischen Koordinationstreffen, Pressetermine, Besuche bei Aktionsgruppen. All das hat sich gelohnt! Hunderte von Organisationen und Tausende von Einzelpersonen, koordiniert durch den Trägerkreis des Volksbegehrens, bestehend aus LBV, Grünen, ÖDP und Gregor Louisoder Umweltstiftung, haben das Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen!“ zum erfolgreichsten Volksbegehren in der Geschichte Bayerns gemacht. Runder Tisch Volksbegehren Niemals vergessen werde ich auch die Zeit unmittelbar nach der Eintragungsfrist. Am Runden Tisch Volksbegehren und in zahlreichen Arbeitsgruppen haben sich die unterschiedlichsten Akteure zusammengefunden und um Lösungen gerungen. Der Runde Tisch selbst wurde von Alois Glück moderiert. Niemand hätte dies besser gekonnt, vielleicht wäre es keinem anderen Menschen gelungen, dies zum Erfolg zu führen. Am 17. Juli 2019 hat der Bayerische Landtag, sicherlich auch aus Bedenken vor einem drohenden Volksentscheid, nicht nur den Text des Volksbegehrens angenommen, sondern ist durch ein sogenanntes Begleit- oder Versöhnungsgesetz sowie einen vom Landtag beschlossenen, aber nicht rechtlich bindenden Maßnahmenkatalog, weit über das eigentliche Volksbegehren hinausgegangen. Eine Sternstunde für den Natur- und Artenschutz in Bayern, der auch vom Ministerpräsidenten als „Meilenstein“ und „Zeitenwende“ bezeichnet wurde. Nationale und internationale Aufmerksamkeit Unser Volksbegehren hat weit über die Grenzen Bayerns hinaus große Aufmerksamkeit erhalten. Ich erinnere mich noch gut an eine Naturschutzveranstaltung in Berlin, wenige Tage nach der Eintragungsfrist. Unser Volksbegehren war in aller Munde. In mehreren Bundesländern wurden ähnlichen Initiativen angestoßen. Presseanfragen kamen nicht nur aus zahlreichen europäischen Ländern, sondern bis aus Australien, USA und Japan. Und das Interesse hält noch immer an: erst im Mai 2024 hatten wir eine Delegation der Ecosystem Conservation Society aus Japan zu Besuch beim LBV. Die Kolleginnen und Kollegen haben unsere Aktivitäten über die Jahre sehr genau verfolgt und wollten nun im Detail wissen, wie die Umsetzung der angekündigten Maßnahmen läuft. Ohne Übertreibung hat unser Volksbegehren national und international sehr große Wellen geschlagen. Darauf dürfen wir alle stolz sein! Reaktionen der Landwirtschaft In unserem Volksbegehren ging es uns nie darum, über andere zu gewinnen, auch nicht über die Landwirtschaft. Wir konnten dem Rückgang unserer Biologischen Vielfalt, also der Tiere, Pflanzen und Lebensräume, insbesondere in unserer Agrarlandschaft nicht einfach zusehen. Ein „Weiter so“ konnte es nicht geben, wissen wir doch, dass wir in den vergangenen 40 Jahren weit über die Hälfte der Vögel in der Agrarlandschaft verloren haben. Rebhühner, Feldlerchen, Kiebitze und Braunkehlchen aber sind hervorragende Indikatoren für den Zustand unserer gesamten Biologischen Vielfalt. Wir wollten zeigen, dass die Menschen in Bayern mehr Natur- und Artenschutz wollen und hierfür haben wir durch unser Volksbegehren den rechtlichen Rahmen geschaffen. Mir ist durchaus bewusst, dass wir viele Landwirtinnen und Landwirte durch unser Volksbegehren verärgert STANDPUNKT uns erkämpft! All das haben wir Ohne Übertreibung hat das Volksbegehren sehr große Wellen geschlagen
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