LBV magazin 4-25

LBV MAGAZIN 4|25 41 FOTOS: MONIKA SCHIRUTSCHKE (4), MONICA OSTERMEIER Gerne erklären die Kinder anderen, wie sie in der Natur lernen, oder machen Umfragen über die Vor- und Nachteile der Erschließung der Alpen. 300 Grundschulkinder aus dem Ober- und Ostallgäu nehmen jährlich das LBV-Angebot in Anspruch. Für etwa ein Drittel ist es der erste Ausflug in die nahegelegenen Alpen. Der Blick auf die Vielfalt in den Bergen ist bei diesen LBV-Fortbildungen für alle eine neue Erfahrung, ob für die Kinder oder die Lehrkräfte. Dazu gehört zum Beispiel das Entdecken von Frühlingsenzian, Silberwurz, Flussuferläufer und Steinfliegenlarve. Doch in den Alpen trifft Wildnis auch auf moderne Infrastruktur, was mit den Kindern bei ihren Ausflügen konträr diskutiert wird. Denn einerseits sind Bergbahn oder ein Spielplatz willkommene Bequemlichkeiten, auf der anderen Seite ist den Kindern klar, dass beides einen negativen Einfluss auf die Biodiversität hat. Im Rahmen von „Klassenzimmer Alpen“ machen die Kinder Umfragen mit Wandernden und kommen so mit anderen ins Gespräch. Dabei kam heraus, dass beide Gruppen gern die Bergbahn nutzen, jedoch keine weiteren Bahnen in den Bergen möchten und die Natur als höchstes Gut ansehen. Auch in die Rolle der Erklärenden schlüpfen die Kinder sehr gerne, wenn sie interessierten Passantinnen und Passanten zeigen können, welche Wassertiere sie gefangen haben und was das über die Wasserqualität aussagt. Sie merken durch den offenen Austausch, dass sie und ihr Tun ernst genommen werden – eine wichtige Erkenntnis für das eigene verantwortungsvolle Verhalten jetzt und in der Zukunft. Verknüpfung zum Alltag der Kinder Der Alltag der Kinder spielt sich in der Regel nicht am Berg, sondern zu Hause und in der Schule ab. Dennoch hat das eigene Verhalten dort immer Auswirkungen auf die Natur, letztendlich auch auf die Tiere und Pflanzen, die sie am Berg bewundert haben. Welchen Einfluss wir durch unseren Konsum und unser alltägliches Verhalten auf die Biodiversität und auf andere Menschen nehmen, können Kinder sehr wohl verstehen, wenn man es ihnen anschaulich erklärt. Genau dies versucht die projektbegleitende, interaktive Ausstellung „Klassenzimmer Alpen“. In ihr können z.B. Besuchende den Rucksackinhalt auf seine Nachhaltigkeit hin überprüfen. Wählt man eine Brotzeitbox statt der Einwegverpackung landet weniger Mikroplastik in der Nahrungskette. Der Autoschlüssel steht für einen hohen CO2-Ausstoß bei der Anreise und somit für die Klimaerwärmung. Auswirkungen davon können der Lebensraumverlust von Schneehuhn und anderen Alpenarten sein. Auch der Wasserverbrauch wird in der Ausstellung thematisiert: Auf einem Spielfeld ist eine sommerliche Vorgartenszene dargestellt, in welcher wie bei einem Puzzle noch einige Teile fehlen. Hier können die Kinder Lebensmittel und Alltagsprodukte einsetzen, etwa einen Apfel, einen Tofu- oder Rindfleischburger, ein Smartphone oder eine Jeans auf der Wäscheleine. Wie viel Wasser in diesen Dingen des täglichen Lebens versteckt ist und wie wir den Wasserverbrauch eindämmen können, lässt sich so spielerisch entdecken. Ausblick vom Berg Bei „Klassenzimmer Alpen“ erleben Kinder die Berge aus einer anderen Perspektive. Die einen haben sie bisher nur von unten gesehen, manche kennen sie lediglich von der Einkehr auf einer Hütte, andere sehen sie als eine Art Sportplatz. Mit dem LBV-Projekt werden sie für die Vielfalt begeistert, lernen genau hinzuschauen und Zusammenhänge zu erkennen. Sie erleben die Natur als großes Netzwerk, in dem jede Art ihre Bedeutung und ihren Platz hat. Genauso erfahren sie aber auch, dass sich der Blick vom Berg in die Welt lohnt. Kinder erkennen durch die Erlebnisse am Berg globale Zusammenhänge und werden sich ihrer Selbstwirksamkeit bewusst – beides Grundlagen für die Mitgestaltung einer lebenswerten Zukunft und Ziel unserer Bildung für nachhaltige Entwicklung im LBV. Unser sehr erfolgreiches und von der UN ausgezeichnetes Bildungsprojekt „Klassenzimmer Alpen“ wurde bisher durch die Regierung von Schwaben und das Bayerische Umweltministerium unterstützt. Im Schuljahr 2025/26 übernimmt die LBV-Stiftung Bayerisches Naturerbe die Finanzierung. MONIKA SCHIRUTSCHKE Diplom-Biologin Umweltbildung/BNE E-Mail: monika.schirutschke@lbv.de

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