LBV MAGAZIN 4|25 39 FOTO: RALPH STURM Auch Uhus sind immer wieder von Vergiftungen durch Bleimunition betroffen. Was muss Ihrer Meinung nach geschehen, um die Akzeptanz in der Jägerschaft für bleifreie Jagd noch weiter zu erhöhen? Welche Unterstützung braucht es vielleicht auch? Wenn es finanzielle Anreize gibt, ist das manchmal ganz nett. Munition ist extrem teuer geworden. Wenn man bleifreie Munition bezuschussen könnte, sodass sie am Ende sogar günstiger ist als bleihaltige, könnte das mit Sicherheit etwas ausmachen. Ich denke außerdem, dass es wichtig ist, immer wieder darauf aufmerksam zu machen, was die Jagd mit Blei für negative Auswirkungen auf die Umwelt birgt – für Greifvögel, aber zum Beispiel auch für Prädatoren. Auch einem Fuchs oder einem Wolf wünsche ich nicht, dass er so elendig verreckt. Zudem ist es ja auch für uns Menschen nicht gut. So ein Geschoss fliegt mit bis zu tausend Metern pro Sekunde in den Wildkörper hinein und da verflüssigt sich das Blei. Das nehmen die Leute zu sich, wenn sie den Hirsch essen. Braucht es Ihrer Meinung nach eine schärfere Gesetzgebung? In Bayern ist momentan das Schießen mit bleihaltiger Büchsenmunition im Staatswald verboten, in der gesamten EU ist außerdem bleihaltige Schrotmunition in und um Feuchtgebiete verboten. In vielen anderen Bundesländern darf aber auch im Privatwald schon lange nicht mehr mit Blei geschossen werden, auf EU-Ebene werden momentan Verschärfungen diskutiert. Ja – wichtig ist dann aber auch, dass es Kontrollen gibt. Wenn jemand bleihaltig schießt oder bleihaltige Munition in der Waffe führt, dann sollte das wirklich strafbewehrt sein. Denn so blöd es klingt: Was nichts kostet, ist nichts wert. Ich kann Ihnen sagen: Wenn da der Jagdscheinentzug droht oder das mal ein paar Hundert Euro Strafe kostet, wäre das durchaus effektiv. Wir haben ohnehin ein riesiges Problem mit Umweltkriminalität und auch bei der Jagd eine wahnsinnig hohe Dunkelziffer an Illegalität. Da wird insgesamt viel zu wenig nachgeschaut, die Polizei ist da draußen in der Natur fast nicht präsent. Wir bräuchten so etwas ähnliches wie die Wildhut in der Schweiz oder die Forstpolizei in Italien – Menschen, die draußen unterwegs sind, kompetent sind, professionell arbeiten und Umweltschutz und Gesetze da draußen umsetzten. Da haben wir bisher eine total offene Flanke. Was würden Sie sich von der Politik wünschen, damit die bleifreie Jagd zur Selbstverständlichkeit wird? Wir haben jetzt gerade eine Jagdgesetznovelle. Vielleicht könnte man diese Themen in dem Zug noch einmal forcieren und zum Beispiel auch als LBV an die Politik herantreten und sagen: Für den Artenschutz muss da noch mehr rein. Und dann sollte die Politik die Gesetzesinitiative ergreifen und schauen, dass die Vorgaben konkretisiert werden und das Ganze eben auch strafbewehrt und kontrolliert wird. Es muss mit Nachdruck klar werden: Das ist schädlich, besonders für gewisse Tierarten. Und was würden Sie sich in der Zukunft für die Zusammenarbeit zwischen Naturschutzverbänden und Jägerschaft wünschen? In der privaten Jägerschaft machen schon viele sogenannte Reviererhaltungsmaßnahmen, also legen zum Beispiel Biotopstreifen an. Aber da könnte man natürlich noch mehr machen. Vielleicht könnten da die Naturschutzverbände auch mehr auf die Jägerschaft zu gehen und anbieten, dass man etwas gemeinsam macht. Auf Kreisebene könnte man zum Beispiel Exkursionen zusammen durchführen. Auf der anderen Seite könnten wir zusammen auch Sachen machen, die gut fürs Wild sind – zum Beispiel Biotopverbesserungsmaßnahmen. Und ich glaube, viele Jäger machen auch gerne mit beim Fledermauskästenaufhängen oder anderen Maßnahmen für den Artenschutz. Oft muss man die Leute einfach nur zusammenbringen und entdeckt dann durchaus Schnittmengen in den Interessen. Wir sind da noch am Anfang, aber da ist einiges möglich. INTERVIEW: FRANZISKA BACK Wir haben ein riesiges Problem mit Umweltkriminalität
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