38 LBV MAGAZIN 4|25 FOTO: BBV Maximilian Keler ist seit 2014 Vorsitzender des Bund Bayrischer Berufsjäger. POLITIK Bleifreie Jagd: Interview mit Berufsjäger Max Keler LBV: Herr Keler, Sie sind seit vielen Jahren als Berufsjäger aktiv und jagen selbst mit bleifreier Munition. Welche Erfahrungen haben Sie beim Umstieg von bleihaltiger auf bleifreie Munition gemacht und welche Unterschiede bemerken Sie in der Praxis? Max Keler: Ich habe schon relativ früh zumindest teilweise bleifrei gejagt, so seit Anfang der 2000er. Komplett bleifrei jage ich ungefähr seit sechs Jahren. Meine Erfahrungen waren unterschiedlich. Es ist immer ein bisschen waffenabhängig – nicht jede Waffe ist mit jeder Munition gleich gut. Vor allen Dingen in der Anfangszeit war die Wirkung im Wildbret nicht immer optimal. Das hat sich aber im Laufe der Zeit verändert, das bleifreie Geschoss hat gut aufgeholt. Ich würde sagen, dass es inzwischen eine ausreichende Auswahl an bleifreien Geschossen für den üblichen jagdlichen Alltag gibt, die alle Bedürfnisse abdecken können. Es gibt keine Notwendigkeit mehr, mit Blei zu schießen. Trotzdem schießen viele noch mit bleihaltiger Munition. Welche Vorbehalte gegenüber bleifreien Geschossen begegnen Ihnen in der Jägerschaft? Es gibt Vorbehalte, zum Teil sind die auch finanzieller Art. Denn Billig-Munition ist meistens keine bleifreie Munition. Und es gibt die Vorbehalte gegenüber der Waidgerechtigkeit – also, dass die Tötungswirkung von einem BleigeDie Jagd mit bleihaltiger Munition hat besonders auch im Alpenraum entsetzliche Auswirkungen auf Greifvögel. Der LBV setzt sich deshalb für ein grundsätzliches Verbot bleihaltiger Munition ein. Mit Max Keler, dem Vorsitzenden des Bund Bay- rischer Berufsjäger, haben wir über alte Vorurteile, neue Entwicklungen und gemeinsame Perspektiven für Naturschutz und Jägerschaft gesprochen. schoss besser sei. Aber das kann man heute eben so pauschal nicht mehr behaupten. Es gibt schlechte Bleigeschosse und gute bleifreie Geschosse und umgekehrt. Bei alten Kalibern und antiquierten Gewehren kann es außerdem sein, dass es auf dem Markt keine verfügbare bleifreie Munition gibt – da stellt sich aber grundsätzlich die Frage, ob solche Waffen zum jagdlichen Gebrauch eingesetzt werden sollten. Denn wenn man auf Kreaturen schießt, sollte man meiner Meinung nach das Beste haben, das verfügbar ist, und nicht irgendwelche Nostalgien bedienen. Die Jagd mit bleihaltiger Munition hat oftmals entsetzliche Auswirkungen auf Greifvögel – und stellt auch eine Gefahr für die im Alpenraum ausgewilderten Bartgeier dar. Wird die Jägerschaft hier momentan ihrer Verantwortung gerecht? Ich denke, es hat sich da schon sehr viel verändert und verbessert. Es ist mehr Bewusstsein da. Allerdings wird oft ein bisschen in Abrede gestellt, ob das wirklich so dramatisch und kritisch ist mit dem Blei. Aber wir haben nun mal einige Fälle, wo Greifvögel nachweislich an Bleivergiftungen gestorben sind – das muss reichen, damit wir alle auf bleifrei umsteigen. Und zwar ganz konsequent und ausschließlich. Ich habe schon mal einen Uhu gefunden, der an einer Bleivergiftung schwer erkrankt und dann leider auch verendet ist. Das sind so Schlüsselerlebnisse: Wenn ich nur einer Kreatur helfen kann, dass sie nicht so verendet, ist das Grund genug, bleifrei zu schießen. Es gibt keine Notwendigkeit mehr, mit Blei zu schießen
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