LBV magazin 4-25

Sisi (im Aug. 2025) Nepomuk (im Juni 2025) Recka (im Okt. 2025) Vinzenz (links) und Sisi (rechts) begegneten im Allgäu gleich mehreren anderen jungen Bartgeiern. Einem Fotografen gelang ein Schnappschuss der beiden mit einem Wildvogel (oben). Im Juni 2025 brach Vinzenz zu einer ungewöhnlichen Deutschlandreise auf, die ihn bis an die holländische Nordsee verschlug. Glücklicherweise ist ihm dabei nichts passiert. die zeitweise Rückkehr von fünf der bis dahin sieben aus dem Auswilderungsprojekt stammenden Bartgeier im März 2025 in das direkte Umfeld des Nationalparks. Mit wechselndem gegenseitigen Kontakt beflogen die Jungvögel potenziell für Reviergründungen geeignete Bergketten mit hohen Wildbeständen, bevor sie nach einigen Wochen wieder in verschiedene Regionen des Alpenraums zogen. Etwa zur gleichen Zeit befand sich noch ein unbekannter, wildgeschlüpfter Jungvogel in der Region, der sich bis in den Sommer hinein im Nationalpark aufhielt und im Juli sogar eine Woche bei den in diesem Jahr ausgewilderten beiden Jungvögeln in der Halsgrube blieb, um Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Die deutlich gestiegene Zahl an weiteren Bartgeiersichtungen im Umfeld des Nationalparks ist ein auffälliger Nebeneffekt der Ansiedlungen: Immer häufiger werden junge Wildvögel ohne Markierung oder Sender beobachtet, die aus anderen Regionen des Alpenbogens stammen. Sie werden offenbar durch die Präsenz der lokal ansässigen Junggeier angezogen – ein positives Zeichen für die Vernetzung der Populationen. Der Nationalpark Berchtesgaden entwickelt sich also zunehmend zu einem Anziehungspunkt für Bartgeier im Ostalpenraum. Sowohl die GPS-Daten der Auswilderungsvögel als auch die Nachweise von Bartgeiern aus Frankreich und der Schweiz in den Ostalpen verdeutlichen die enorme Mobilität von jungen Bartgeiern. Mit außergewöhnlichen, wenn auch vom Betreuungsteam mit Sorge betrachteten Flugleistungen sorgte in diesem Jahr Bartgeier Vinzenz für Aufmerksamkeit, als er nach einem Ausflug von über 1.600 Kilometern bis an die Nordseeküste völlig entkräftet wieder eingefangen und erfolgreich in die Alpen zurückgebracht werden konnte. Solche „Eskapaden“ junger Geier sind nicht ungewöhnlich, bergen jedoch Risiken – etwa durch die Kollision mit Windkraftanlagen. In Frankreich und Spanien sind bereits mehrere Bartgeier auf diese Weise oder durch Stromleitungen zu Tode gekommen. In den Niederlanden wurde Vinzenz mit großem Interesse von der dortigen Birder-Szene begleitet. Beobachtungen wurden zahlreich auf Vogelplattformen gemeldet. Zeitweise versammelten sich Dutzende Beobachter unter seinen Schlafbäumen, sodass der anwesende Projekthelfer die Schaulustigen zur Einhaltung einer ausreichenden Distanz zum erschöpften Vogel auffordern musste. Nach der Rückführung und tiermedizinischen Versorgung von Vinzenz in einer Wildtierstation bei Oldenburg „Nationalpark Berchtesgaden wird zum Anziehungspunkt“ 2023 16 LBV MAGAZIN 4|25 Dagmar (im April 2025) 2022 FOTO: CHRISTIAN STEIGER FOTO: ANNA KÄPPELI FOTO: FLORIAN EGGER FOTO: SPEEDYFOTO FOTOS: HANSRUEDI WEYRICH, MALTE KAMP, MATTHIAS FELDHOFF, MARKUS LEITNER

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