LBV magazin 4-25

LBV MAGAZIN 4|25 11 wiegende Eingriffe in geschützte Lebensräume ohne umfassende Umweltprüfung stattfinden können. Ein aktueller Fall in einem bayerischen Natura 2000-Gebiet zeigt bereits, welche gravierenden Folgen diese Änderung für den praktischen Naturschutz hat. Gletscher in den Alpen als Fieberthermometer Die UN haben das Jahr 2025 zum Internationalen Jahr der Gletscher ausgerufen. Gletscher zeigen wie ein Fieberthermometer die dramatischen Veränderungen in unseren Gebirgen, auch in den Bayerischen Alpen. Bis vor Kurzem hatte Bayern noch fünf Gletscher an Zugspitze und Watzmann. Der Südliche Schneeferner an der Zugspitze hat im Jahr 2022 seinen Gletscherstatus verloren. Auch die weltberühmte Eiskapelle am Watzmann ist dieses Jahr zusammengebrochen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass bis Anfang der 2030er Jahre alle Gletscher in Bayern verschwunden sein werden. Eine Wanderung von St. Bartholomä am Königsee zur Eiskapelle war für mich in meiner Kindheit der Höhepunkt unseres Familienurlaubs. Jahrzehnte später waren wir mit unseren Kindern dort. Heute gibt es die Eiskapelle nicht mehr. Niemals vergessen, was wir bereits verloren haben In den kommenden Jahrzehnten werden wir uns wohl daran gewöhnen, dass es am Watzmann keine Eiskapelle gibt. Für mich eine Mahnung, dass wir niemals vergessen dürfen, was wir bereits verloren haben. Ein Blick beispielsweise auf die Liste in Bayern ausgestorbener Brutvogelarten wirkt wie die Vogelartenliste aus einem anderen Land. Auch ich muss mir immer wieder bewusst machen, dass beispielsweise Kampfläufer, Kornweihe, Lach- und Trauerseeschwalbe, Rotkopf- und Schwarzstirnwürger, Schreiadler oder Triel durchaus zu unserer Vogelwelt gehörten. Oder der Bestandszusammenbruch ehemals häufiger Vogelarten wie Dr. Norbert Schäffer Rebhuhn und Kiebitz: in meiner Kindheit und Jugend mindestens 20 Mal so häufig wie heute. Vögel sind ein hervorragender Indikator für den Zustand unserer Natur, sozusagen ein Fieberthermometer für unsere Umwelt, genauso wie unsere Gletscher. Naturschutz ist nicht verhandelbar Mit unserem erfolgreichen Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen!“ haben wir die Grundlage gelegt, um den Zusammenbruch der Biologischen Vielfalt aufzuhalten und wenigstens einen Teil von dem zurückzubekommen, was wir über die letzten Jahrzehnte verloren haben. Tatsächlich haben wir in den vergangenen Jahren einige Erfolge erreicht. Jetzt aber scheint sich der Wind zu drehen: Aus Rückenwind für den Natur- und Artenschutz ist heftiger Gegenwind geworden. Gelder sollen gestrichen und Gesetze geschwächt werden. Für den LBV aber ist klar: Natur- und Artenschutz war noch nie so wichtig wie heute! Der Erhalt unserer Lebensgrundlagen kann nicht warten. Daher hat die LBV-Delegiertenversammlung, das höchste Gremium des LBV, während der Sitzung im Oktober 2025 in Coburg eine entsprechende Resolution verabschiedet. Für den LBV ist klar: Naturschutz ist nicht verhandelbar! BIRKHAHN UND BIRKHUHN I FOTOS: MARKUS BOSCH Das Verschwinden der Vögel ist ein Indikator für unsere Umwelt Folgen Sie mir auf LinkedIn unter Dr. Norbert Schäffer

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