LBV magazin 3-25

NAJU Nehmen wir die Vögel: Da ist der Schwarzspecht, der mit seinem kräftigen Schnabel Baumstämme aufpickt und damit auch Wohnungen für viele andere Tiere schafft. Die Waldohreule jagt lautlos in der Dämmerung, während der scheue Habicht im dichten Geäst nach Beute späht. Am Boden durchstreifen Rehe das Dickicht, Wildschweine wühlen den Waldboden auf, eine Art biologische Gartenpflege. Dachse und Füchse leben meist versteckt, doch ihre Spuren sind da für jene, die genau hinsehen. Und auch wenn er selten geworden ist: Der Luchs schleicht wieder durch manche Wälder – leise, wachsam, majestätisch. Selbst die kleinsten Bewohner tragen große Verantwortung. Käfer, Spinnen, Tausendfüßer: Sie zersetzen, reinigen, recyceln. Ohne sie würde das Laub meterhoch liegen und kein Baum bekäme je wieder einen Nährstoff zurück. Pilze weben unterirdische Netzwerke, verbinden Bäume, tauschen Wasser und Informationen aus – ein echtes „Wood Wide Web“, wie Forschende sagen. Diese Biodiversität sorgt dafür, dass der Wald funktioniert wie ein riesiges Uhrwerk, bei dem jedes Zahnrad zählt. Solche Ökosystemleistungen sind Gold wert. Bäume kühlen Städte, speichern CO2, schützen vor Erosion und Flut. Ein gesunder Wald ist wie eine Versicherung für unser Klima und doch wird er oft wie eine Rohstoffquelle behandelt. Der Wald braucht Zeit, Ruhe – und Respekt. Wer achtsam durch ihn geht, spürt: Zwischen moosigen Wurzeln, knarrenden alten Bäumen und geheimem Knacken im Unterholz scheint etwas zu wohnen, das älter ist als wir. Vielleicht sind es Naturgeister, wie wir sie aus alten bayerischen Sagen kennen, die für Wachstum, Kreisläufe und das Leben im Wald stehen und über das Gleichgewicht des Waldes wachen? Vielleicht ist das die eigentliche Magie: jeder Vogelruf, jeder Windstoß, das Rascheln der Blätter, eine sanft plätschernde Quelle, der Klang eines Baches, ein kleiner Wasserfall mitten im Wald, jeder Duft nach feuchtem Moos, jeder Schatten eines vorbeihuschenden Wildtiers. Wenn du das nächste Mal im Wald bist, sei achtsam und aufmerksam, bleib stehen oder setz dich hin, vielleicht unter einen der alten Bäume, ganz ruhig und still, beobachte, lausche und entdecke die Magie des Waldes, die Magie unserer heimischen Natur. Wert und Vielfalt neu entdecken Der Wald ist weit mehr als eine Kulisse für Spaziergänge oder Fantasy-Filme. Er ist Lebensraum, Schutzschild, Luftfilter, Frischwasserspeicher – und ein Hotspot der Artenvielfalt. Allein in unseren heimischen Wäldern leben über 6.000 Pflanzenarten, rund 250 Vogelarten und unzählige Insekten, Pilze und Säugetiere. Ein stilles, verwobenes Wunderwerk – und jede Art spielt darin eine Rolle. VON DER MAGIE DES WALDES 36 LBV MAGAZIN 3|25 Die Fotos stammen aus dem FotografieWettbewerb „Natur im Fokus“. Wir danken den jungen Preisträgerinnen und Preisträgern, dass sie uns diese besonderen Fotos zur Verfügung gestellt haben. Gesponnene Farben (Raphael Christoph) Tintenfischpilz (Hakon Mateo Hölig) Wer sitzt denn da unten (Theodor Kerber) Dem Wasser trotzend (Isabella Eberl) www.natur-im-fokus.bayern.de

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