LBV MAGAZIN 3|25 17 FOTO: FRANZISKA BACK Ein Stamm voller Geschichte – Martin legt die Jahresringe frei. Nördlich der Ortschaft Rain in Niederbayern liegt ein einzigartiges Waldstück. Alte, knorrige Eichen stemmen an diesem regnerischen Vormittag ihre breiten Kronen in den grauen Himmel. Umgestürzte Bäume liegen wie moosige Brücken über dem feuchten Waldboden, während der Geruch von nassem Holz und Erde in der Luft hängt. Mit 255 Hektar ist der Rainer Wald das größte Schutzgebiet des LBV. Mal wirkt er wild und urwüchsig, an anderer Stelle erinnern gerade gewachsene Reihen an seine frühere Nutzung als Wirtschaftswald. Flächenbetreuer Martin Werneyer verlässt den Weg, steigt über einen bemoosten Stamm, schiebt Zweige beiseite und verschwindet im dichten Grün. Sein Ziel: eine besonders dicke Eiche, vielleicht die dickste im Rainer Wald. Wie ein Denkmal steht der dicke Baum zwischen jungen Buchen und saftig grünen Gräsern. „Wie alt der Baum ist, weiß niemand genau – hundert Jahre mindestens, vielleicht deutlich mehr“, sagt Martin und streicht über die tief gefurchte Rinde. Stürme, Trockenperioden, Hitze: All dem hat die Eiche getrotzt. Beim Anblick dieses Giganten wird schnell klar, warum die heimische Stieleiche im Rainer Wald eine Schlüsselrolle spielt und warum sie eine der Baumarten ist, auf die Martin auch für die Zukunft setzt. Denn nicht überall strotzt der Wald so grün, so feucht und vital. Der Tod als Chance „Wenn man jetzt zwei Minuten weiterfährt, sieht der Wald ganz anders aus“, sagt Martin und schlägt sich zurück durchs Dickicht zum Geländewagen. Kaum rollt das Auto an, verändert sich das Bild: Statt ausladenden Laubbäumen stehen hier gerade gewachsene Fichten. Martin öffnet die Tür, steigt aus und geht ein paar Schritte. Der Boden federt nicht mehr unter den Füßen. Kein schmatzendes Wasser, kein üppiges Grün – stattdessen eine dicke, trockene Schicht aus Fichtennadeln. „Das ist wie ein geteerter Parkplatz“, sagt er und blickt auf den Boden. Im Gegensatz
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