LBV magazin 3-25

LBV MAGAZIN 3|25 11 schaft, von Naherholung, Tourismus und Wirtschaft auf 97 Prozent der Fläche werden oftmals vollkommen außer Acht gelassen. Übrigens könnte gerade auf diesen Flächen die berühmte Spessart-Eiche gezielt gefördert werden. Freiwilliger Naturschutz braucht Geld Die Ziele des Natur- und Artenschutzes sollen in Bayern weitgehend durch freiwillige Maßnahmen erreicht werden. „Freiwilligkeit statt Ordnungsrecht“ ist eine Maxime, die ich gerne unterstütze. Für freiwillige Maßnahmen brauchen wir aber die erforderlichen Gelder. Wir haben einmal durchgerechnet, was es kosten würde, die gesetzlich vorgeschriebenen Ziele aus dem Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen!“ sowie weitere von der Staatsregierung beschlossene und angekündigte Ziele wie die Wiedervernässung trockengelegter Moore, 15 Prozent Biotopverbund, die Umsetzung des Bayerischen Streuobstpakts oder die Ausweitung des Vertragsnaturschutzes zu erreichen. Dabei kommen wir auf einen zusätzlichen jährlichen Finanzbedarf von 200 Millionen Euro. Mehr als die Hälfte hiervon ist übrigens erforderlich für die Wiedervernässung von Mooren – dabei gehe ich davon aus, dass hierfür auch Bundesmittel zur Verfügung stehen. Mit Kofinanzierung aus Berlin und Brüssel bräuchten wir für diese Umsetzung also etwa zehn Euro pro Jahr je Einwohner und Einwohnerin in Bayern. Das sollte uns die Erhaltung unserer Lebensgrundlage wahrlich wert sein! Naturschutzgesetze erhalten Neben Geldern brauchen wir natürlich auch gute Naturschutzgesetze. Diese sind auf allen Ebenen, von der EU über den Bund bis nach Bayern, vorhanden – noch. Derzeit gibt es besorgniserregende Bestrebungen, unsere Naturschutzgesetze zu schwächen, oftmals unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus. Forderungen europäischer CSU-Politikerinnen und -Politiker zur Abschaffung der erst letztes Jahr verabschiedeten EU-Renaturierungsverordnung sind beschämend für das Bundesland, das mit “Rettet die Bienen!” zum Pionier im Naturschutz wurde. Und es lässt befürchten, Dr. Norbert Schäffer dass auch unser Volksbegehrensgesetz in Gefahr ist. Ein weiteres aktuelles Beispiel sind die sogenannten Modernisierungsgesetze in Bayern. Hierdurch werden beispielsweise die Rahmenbedingungen für Umweltverträglichkeitsprüfungen beim Bau von Liften und Skipisten gelockert. Zusammen mit zahlreichen anderen Organisationen, beispielsweise dem Deutschen Alpenverein (DAV), wehren wir uns in unserer Kampagne „Rettet die Berge“ gegen diese Auswüchse. Bürokratieabbau gerne, aber nicht als Vehikel, um Umweltstandards zu senken und Naturschutzgesetze zu schwächen. Wer beispielsweise denkt, auf den Bericht zur Lage der Natur in Bayern verzichten zu können, der verhält sich wie ein Arzt, der angesichts eines fiebernden Patienten das Fieberthermometer wegwirft, mit der Begründung, das Fieberthermometer würde dem Patienten ja nicht helfen. Wir müssen unbedingt wissen, wie es unserer Natur geht. Dafür brauchen wir gute Zahlen als Grundlage für konsequentes Handeln. Wenn es der Welt um uns herum, unseren Tier- und Pflanzenarten, unseren Wäldern, unseren Gewässern und unserem Klima wirklich gut gehen würde, dann, ja dann könnten wir auf „Fieberthermometer“ verzichten. Leider ist dies nicht der Fall! SAULOCH, DEGGENDORF I FOTO: RALF HOTZY Folgen Sie mir auf LinkedIn unter Dr. Norbert Schäffer

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