Jahresbericht der LBV-Vogelstation 2013

Besonder Patienten und Ereignisse in Regenstauf

Zum Schluss kam der doch noch: Jacko! Und wir dachten schon, ihm sei etwas zugestoßen. Doch plötzlich, Anfang Dezember, landet ein Storch so vertraut auf dem Dach der Gehege, dass kein Zweifel besteht: Jacko hat sein Winterquartier bezogen. 

Wanderfalke in der Luft | © Z. Tunka © Z. Tunka
Wanderfalke ausgewildert und selbstständig

Bereits das sechste Jahr in Folge verbringt er nun etliche Wochen in Regenstauf und kann darauf zählen, bei Schnee und Kälte etwas Futter zu bekommen. Doch die Zahl der in der Oberpfalz überwinternden Störche ist wieder relativ hoch. Regelmäßig rufen Leute bei uns, der Feuerwehr oder der Polizei an und melden die armen Tiere, "die ja kein Futter haben" und verhungern müssen.

Hier sind z.T. lange Telefonate von Nöten, um den besorgten Bürgern ihre Ängste zu nehmen und sie darauf hinzuweisen, dass wir nicht durch Bayern fahren um diese Tiere zu füttern und dass der Staat nicht die Futterkosten für die Störche im Winter übernehmen kann. Wir kümmern uns ja gerne um verletzte Störche, ziehen junge Störche auf und wildern sie wieder aus, doch Störche, die offenbar ihren Instinkten nicht mehr folgen (können) mit aller Gewalt durch den Winter zu bringen ist eine sehr schwierige und fragliche Angelegenheit. Das Leben der Störche und das Phänomen nicht ziehender Exemplare versuchen wir auch jungen Menschen bei Wanderungen im Regenstaufer Storchengebiet näher zu bringen.

Insgesamt weniger Vögel behandelt

Behandelte Vögel in Regenstauf 2013

In diesem oben stehenden Absatz finden sich anhand eines aktuellen Beispiels alle unsere Aufgabenbereiche: Beratung und Aufklärung, Pflege verletzter/junger Vögel und Umweltbildung. Wie jedes Jahr haben wir auch 2013 versucht, diese Aufgaben mit unseren ehrenamtlichen Helfern und den Mitarbeitern der Umweltstation zu meistern (Jahresbericht mit vielen Bildern als PDF-Download). Es war ein ereignisreiches Jahr, wenn auch der Herbst dieses Jahr nur wenige Patienten brachte, so konnten wir die Zeit für besonders für Instandhaltungsarbeiten in den Gehegen nutzen.

Insgesamt 469 Vögel in unserer Station gepflegt worden. Das sind deutlich weniger als im letzten Jahr. Worauf dieser starke Rückgang zurückzuführen ist und wie die Zahl im Vergleich mit den beiden vorangegangenen Jahren zu bewerten ist, ist sehr schwer. Da wir diese Statistik in dieser Form erst seit 2011 führen, lässt sich noch keine Aussage zu längerfristigen Durchschnittswerten treffen. Was wir aber sagen können: So gern wir die Arbeit mit den Vögeln auch machen, weniger Patienten bedeuten mehr Zeit für andere Aufgaben.

Neubau des Singvogelgeheges

Weißstorch Jacko | © LBV © LBV
Jacko in Regenstauf

So konnten wir auf unseren Wegen und in vielen Gehegen den Kies erneuern, was sowohl optisch als auch aus Hygienegründen sehr zu begrüßen war. Insge-samt sechs Anhänger Kies mussten daher mit Schubkarre und Eimern verteilt werden. Eine schweißtreibende aber notwendige Arbeit. Des Weiteren konnten wir die "Privatsphäre" unserer Patienten in den Gehegen erweitern. In drei weiteren Volièren haben wir Trennwände eingezogen, so dass der Kontakt unter den verschiedenen Arten unterbunden wurde und die Vögel deutlich mehr Ruhe genießen können, wenn wir Nebenan sauber machen, füttern usw.

Als wichtigste bauliche Maßnahme in diesem Jahr muss aber der Neubau unseres Singvogelgeheges angesehen werden. An dieser Stelle nochmals meinen herzlichen Dank an alle, die an der Entstehung beteiligt waren. Das Gehege bietet nun einen extra Schutzraum für die darin lebenden Patienten sowie eine insgesamt sichere Unterkunft. Die weitere Instandhaltung aller Gehege bedarf einfach einer regelmäßigen Begutachtung und am besten einer schnellen Behebung von Mängeln. Doch das gehört mittlerweile neben Füttern und der Reinigung zur Routine der meisten Helfer.

Fischadler überlebte - Sumpfohreule nicht

Grünspecht | ©  R. Rößner © R. Rößner

Zu den meisten interessanteren Patienten dieses Jahres habe ich ja in den einzelnen Quartalsberichten bereits ein paar Worte verloren, wie z.B. unsere vielen jungen Turmfalken, die auf dem Gelände der Station ihre ersten Flugübungen machten, oder die jungen Gänsesäger. Auch die Entwicklung unserer Jungstörche habe ich knapp erzählt. Doch um das Jahr auch hinsichtlich sei-ner Besonderheiten in der Patientenliste abzuschließen, seien hier noch ein paar der neuesten Geschichten erwähnt.

Der Herbst ist häufig geprägt von Zugvögeln, und siehe da: Ende September und Anfang Oktober kamen zwei Fischadler. Der erste wurde an einer Straße aufgefunden und erlag leider nach wenigen Stunden inneren Verletzungen. Der zweite wurde wieder mal aus einer Teichüberspannung geholt und war zum Glück nicht weiter verletzt. Interessantes Detail: Der Vogel trug einen schwedischen Vogelwartenring und wurde in diesem Frühjahr als Jungvogel in einem Horst in Smaland/Südschweden beringt. Nach einer Woche war der Adler wieder fit und konnte im Rahmen der Tagung der der deutschen ornithologischen Gesellschaft in Regensburg im Beisein mehrerer Ornithologen aus ganz Deutschland ausgelassen werden.

Zwei weitere Zugvögel wurden auch an der Straße gefunden und erlagen leider ebenso ihren Verletzungen. Es handelte sich um sehr seltene Arten, weshalb uns der Tod dieser Tiere sehr traf. Aus Niederbayern erhielten wir eine Zwerg-schnepfe und aus Oberbayern eine Sumpfohreule. Erstere starb nach weni-gen Stunden, die Eule hielt mich für ihre Pflege noch eine halbe Nacht wach und starb am nächsten Tag im Wartezimmer beim Tierarzt. Dieser behielt sie jedoch gleich da, um die Todesursache zu untersuchen: Innere Verletzungen aufgrund der Autokollision. Sehr schade!

Nachdem wir mit der Bekassine im Sommer bereits den Vogel das Jahres 2013 beherbergen durften, hatten wir im Herbst mit einem Grünspecht auch den Vogel das Jahres 2014 zur Pflege.

Im Zeichen der Wanderfalken

Wanderfalke | © Z. Tunka © Z. Tunka
Das Training der Falken ist aufwendig aber für sie überlebensnotwendig.

Für mich persönlich stand das Jahr 2013 auch ganz im Zeichen von männlichen Wanderfalken. Drei verletzte Jungvögel haben wir im Jahr 2012 bekommen. Nachdem die Verletzung ausgeheilt bzw. die Mauser abgeschlossen war mussten diese Hochleistungsflieger körperlich wieder auf die Anforderungen des Lebens in freier Wildbahn vorbereitet werden. Dies geschah durch falknerisches Training, das ich mit jedem dieser Vögel absolvierte. Zwei dieser Falken hielten sich nach dem Training und der Auswilderung noch längere Zeit im Gebiet auf und ließen sich ab und zu sehen, wenn ich sie "besuchen" kam. Das Training dieser Falken ist aufwendig aber für sie überlebensnotwendig.

Ein weiteres junges Wanderfalken-Männchen wurde uns im Juni dieses Jahres wieder von der Autobahnbrücke Sinzing gebracht. Der erste Flugversuch war missglückt. Kein Problem, nach wenigen Tagen konnten wir den jungen Mann wieder bei seiner Familie auslassen. Er flog los und war kurz darauf wieder in die Familie integriert. In der Regel hört man von solchen Vögeln nichts mehr. Doch im Oktober kam ein Anruf aus Sinzing, ein Falke mit Beute in den Händen sei dort leblos aufgefunden worden. Und tatsächlich, der Falke, den ich im Juli nur wenige Kilometer entfernt ausgelassen habe, flog wohl nach einem erfolg-reichen Beuteflug (Beute: Tannenhäher) gegen ein Gebäude und verstarb. Das ist der traurige Aspekt. Der für mich positive Aspekt an der Sache: Der Falke,den wir eine Woche in Pflege hat-ten, war zum Zeitpunkt des Todes in bester körperlicher Verfassung, selbstständig und nachweislich ein erfolgreicher Jäger. Durch solche Geschichten wird unsere Arbeit immer äußerst facettenreich bleiben.

Vorausblick 2014

Seeadler | © Z. Tunka © Z. Tunka
Eine Seeadlerdame vom Inn muss dauerhaft in Österreich gepflegt werden

Was das nächste Jahr bringt? Wir wissen es nicht! Das einzige, was ich jetzt mit Sicherheit sagen kann: Ab dem 3. Januar haben wir den Seeadler vom Inn für ein paar Wochen wieder in unserer Station. Ab dem Frühjahr wird er allerdings einen Dauerpflegeplatz in Österreich beziehen. Eine Auswilderung ist leider nicht mehr möglich und so haben wir uns nach einem guten Platz für die stattliche Seeadlerdame umgesehen. Mein Dank gilt an dieser Stelle Dr. Elvira v. Schenck, die den Adler mit dem Team des Wildparks Eekholt in Schleswig-Holstein das Jahr über untersuchte und betreute.

Das ist der einzige Ausblick, den ich für 2014 geben kann. Ansonsten sind wir Monat für Monat und Woche für Woche gespannt, welche Patienten und Geschichten an uns herangetragen werden. Eines noch: Ab dem Jahr 2014 wird es nur noch einen Halbjahres- und einen Jahresbericht geben. Das gibt Ihnen die Möglichkeit sich länger auf Neuigkeiten von uns zu freuen. Denn Vorfreude ist ja bekanntermaßen die schönste Freude! 

Wer uns und unsere Arbeit selbst unterstützen möchte, kann dies gerne in Form von geballter Muskelkraft bei der einen oder anderen „Saubermach-Reparatur-Aktion“, oder aber auch gerne in Form einer Spende, die wir für das Futter und/oder Material zur Instandhaltung der Gehege benötigen, tun.

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© Ralph Sturm

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