Große Defizite nach drei Monaten im Fall Luchs

Spurensicherung nach Bekanntwerden der Taten mangelhaft

Nachdem Naturschützer genau heute vor drei Monaten im Lamer Winkel bei Cham vier abgetrennte Luchsbeine fanden, die in der Nähe von Wildtierkameras ablegt worden waren, treten die Behörden bei den Ermittlungen immer noch auf der Stelle.

Vorderextremitäten von einem Luchs | © lbv © lbv
Die gefunden Vorderbeine der zwei getöteten Luchse

Alle bisher durchgeführten Untersuchungen haben zu keinen konkreten Hinweisen geführt, eine verheerende Bilanz nach drei Monaten. Wie auch in den anderen drei bekannt gewordenen schweren Delikten von Umweltkriminalität in den letzten vier Monaten, agieren die Ermittler hilflos. Im Falle eines vergifteten Uhus bei Beratzhausen wurden die Ermittlungen aktuell sogar ergebnislos eingestellt.

Artenschutz-Spezialeinheit dringend notwendig

Luchs | © Andreas Hartl © Andreas Hartl
Der Luchs steht unter Naturschutz

Neben den getöteten Luchsen tappen die Behörden auch bei den Fällen eines vergifteten Uhus, zweier verstümmelter Wiesenweihen und eines abgebrannten Sumpfohreulennests im Dunkeln. Der Schwachpunkt bei den Ermittlungen liegt für uns klar auf der Hand: Wir haben das Gefühl, dass sich nach dem Bekanntwerden eines Falls zunächst niemand darum kümmern will. Werden die Ermittlungen dann irgendwann aufgenommen, ist es schon zu spät, da bereits alle Beweise beseitigt oder viele Spuren vernichtet worden sind. Deshalb besteht der LBV weiterhin auf seine Forderung an den Innenminister, eine Artenschutz-Spezialeinheit zu gründen, welche sehr zeitnah nach Entdeckung eines Corpus delicti alle Spuren wie DNA-Träger und Fingerabdrücke unmittelbar am Tatort sichert. Die Beamten wirken hilflos, wenn erst nichts passiert, sie dann durchaus engagiert arbeiten und dies aber aufgrund Versäumnissen in der Anfangsphase immer ohne Ergebnis bleibt. Ohne die Unterstützung speziell geschulter Beamter wird deshalb auch die Aufklärungsquote zukünftiger Umweltkriminalitäts-Fälle vermutlich weiterhin bei null bleiben

Örtliche Jäger bringen Fass zum überlaufen

Drei Luchse schmusen im Schnee | © Manfred Waldhier © Manfred Waldhier
Luchse schmusen

Das Auffinden von vier Luchsbeinen im Lamer Winkel im Mai hat die Gemüter vieler Menschen sehr erregt. Seitdem haben jedoch örtliche Jäger in einem Fernseh- und einem Zeitungsinterview die abscheuliche Straftat als „Kaschperltheater“ abgetan, über einen „untragbar hohen Luchsbestand“ spekuliert und einen „geregelten Luchsabschuss“ gefordert, was bei vielen bayerischen Naturfreunden für große Aufregung gesorgt hat. Der LBV begrüßt zwar das Vorgehen des Bayerischen Jagdverbands vor Ort, fordert aber weitere konkrete Schritte. Die Forderung örtlicher Jäger, dass „den Naturschützern mal ein Denkzettel verpasst werden müsse und die Täter eher aus deren Reihen stammten“, hatte das Fass schließlich zum Überlaufen gebracht. So traf sich letzte Woche Eric Imm, Vorstandsmitglied des Landesjagdverbands, mit der örtlichen Kreisgruppe der Jäger und der Hegegemeinschaft. Dieser Gesprächstermin war überfällig und ein richtiger Schritt zur Deeskalation der Situation.

Wir begrüßen es sehr, dass sich der Landesjagdverband hier in einem öffentlichen Gespräch klar und deutlich gegen die Wilderei von Luchsen und für die Einhaltung der strengen Schutzvorschriften für den Luchs ausgesprochen hat. Nun muss der Druck weiter erhöht werden. Er ermutigt den Landesjagdverband deshalb zu weiteren Aktivitäten, um vor Ort eine positivere Stimmung für den Luchs zu erzeugen und solche schlimmen Übergriffe wie im Mai dieses Jahres künftig zu verhindern. Es muss ein regelmäßiger Informationsaustausch vor Ort mit den Verantwortlichen der Arbeitsgruppe Große Beutegreifer stattfinden. Diese Forderung unterstützt auch der Vorsitzende der LBV-Kreisgruppe in Cham Karl Heinz Schindlatz.

Luchsbestand stagniert seit Jahren

Seit Jahren stagniert der Bestand des Luchs auf sehr niedrigem Niveau. Wir haben in Bayern deshalb die europarechtlich geregelte Verpflichtung, den Luchs zu schützen. Nicht zuletzt gibt es deshalb das langjährige Luchsmonitoring-Projekt, werden nun auch grenzüberschreitende Projekte mit Tschechien durchgeführt, versucht eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aller betroffenen Interessensgruppen seit Jahren den Luchsmanagementplan umzusetzen und sorgt eine Trägergemeinschaft aus LBV, WWF, BN und Jagdverband durch einen vom Bayerischen Naturschutzfonds geförderten Ausgleichsfonds dafür, betroffenen Tierhaltern Risse an Haustieren und Gehegewild zu entschädigen.

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© Ralph Sturm

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