Update zum Vogelsterben in Bayern

Erreger von Blaumeisensterben festgestellt - Todesursache bei anderen Singvögeln noch nicht geklärt

Der Erreger des mysteriösen Meisensterbens steht fest: Es ist ein Bakterium namens Suttonella ornithocola, das bei den Vögeln eine Lungenentzündung verursacht. Seit Anfang März erreichen uns vermehrt Meldungen zu krank wirkenden Vögeln. Über die Meldeplattform des NABU, dem bundesweiten LBV-Partner, sind bereits über 1.500 tote oder kranke Vögel aus dem Freistaat gemeldet.

Kranke Blaumeise | © Otto Schäfer/NABU © Otto Schäfer/NABU
Kranke Blaumeise

Neben Blaumeisen haben die Bayern auch andere Vogelarten wie Rotkehlchen, Goldammer und Gimpel auffällig oft gemeldet. Es ist wahrscheinlich, dass nicht alle gemeldeten Blaumeisen in Bayern und vor allem nicht die anderen Vogelarten an dem gefundenen Erreger Suttonella ornithocola erkrankt und verstorben sind.

In der Vogelwelt kursieren immer mehrere Bakterien oder Viren, an denen Vögel erkranken und sterben können. Um mehr über das bayerische Vogelsterben herauszufinden, rufen wir weiterhin dazu auf, kranke und offensichtlich an Krankheit verstorbene Vögel an unseren bundesweiten Partner NABU unter www.NABU.de/meisensterben zu melden.

Bisher kein Nachweis des Erregers in bayerischen Blaumeisen

Tannenmeise auf dünnem Zweig | © Mark Kumke © Mark Kumke
Nach jetzigem Wissensstand tötet der Erreger fast ausschließlich kleine Meisenarten. Hier: Tannenmeise

Der bei Meisen aus den besonders betroffenen Bundesländern, wie zum Beispiel Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen, festgestellte Erreger Suttonella ornithocola tötet nach jetzigem Wissensstand fast ausschließlich kleine Meisenarten. Das Bakterium ist erst seit 1996 aus Großbritannien bekannt.

Im April 2018 wurde Suttonella ornithocola erstmals bei mehreren Meisen im südlichen Nordrhein-Westfalen nachgewiesen. Neu für diesen Erreger ist das massenhafte überregionale Auftreten in diesem Jahr, das auch Luxemburg und Belgien betrifft. Die Todesfälle von Blaumeisen sind auffällig, da die Art besonders häufig in den bayerischen Gärten vorkommt. Aber auch andere Meisenarten, wie Tannen- oder Sumpfmeise, seltener auch die größere Kohlmeise können erkranken.

Bayern liegt nicht im Hauptverbreitungsgebiet der neuen Vogelkrankheit und bisher gibt es auch keinen Nachweis des Erregers in einer bayerischen Blaumeise. Ob die gemeldeten Todesfälle in Zusammenhang mit dem neuen Erreger stehen, muss deshalb noch weiter untersucht werden.

Weiter Vogelarten in Süddeutschland betroffen?

Rotkehlchen auf einem Ast | © Renate Eberle © Renate Eberle
Auch andere kleine Singvögel wie Rotkehlchen wurden uns als tot gemeldet

Die Meldungen aus Süddeutschland deuten darauf hin, dass noch weitere Vogelkrankheiten kursieren, die insbesondere Finkenarten, aber nicht Grünfinken, betrifft. In Bayern scheinen Finkenarten, wie Stieglitz oder Buchfink zu erkranken. Vermehrt werden uns auch andere kleine Singvogelarten, wie Rotkehlchen, Gimpel oder Goldammern gemeldet.

Die kranken Vögel verhalten sich apathisch und flüchten nicht bei Annäherung. Sie atmen schwer, sind aufgeplustert und suchen Wärme. Zudem sterben die Vögel meist innerhalb kurzer Zeit.

Wer Tiere mit den genannten Symptomen beobachtet, kann sie nach dem Tod zur Untersuchung einschicken. Wichtig ist, dass es sich um möglichst erst kürzlich verstorbene Vögel handelt mit augenscheinlichen Krankheitsanzeichen. Eine genaue Anleitung und die Anschrift des Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg gibt es unter weiter unten.

Der Erreger ist für Menschen und Haustiere ungefährlich. Dennoch wird zum Hantieren mit toten Tieren grundsätzlich Vorsicht und das Verwenden von Handschuhen empfohlen.

Social Distancing auch für Vögel

Stieglitz und Grünfink sitzen zusammen an einer Futtersäule | © M. Schöne © M. Schöne
Social Distancing hilft auch bei Vogel-Seuchen Ansteckungen zu reduzieren. Wer kranke oder tote Vögel in der Nähe des Futterplatzes findet, bitte Fütterung sofort einstellen

Ein Effekt des Corona-Lockdowns, der gewiss eine Rolle spielt, ist das gestiegene Interesse der Menschen an der Natur und Tierwelt vor ihrer Haustüre.

Viele Menschen schenken der heimischen Vogelwelt durch die Corona-Ausgangsbeschränkungen mehr Aufmerksamkeit, sodass tote Vögel aktuell auch häufiger entdeckt und uns gemeldet werden. So beziehen sich rund ein Drittel der bayerischen Meldungen auf andere Vogelarten außer Meisen.

Wer in seiner Umgebung nun erkrankte oder mehrere tote Vögel findet, sollte Anziehungspunkte wie Futter- oder Badestellen umgehend entfernen.

Social Distancing hilft auch bei Vogel-Seuchen Ansteckungen zu reduzieren. Wer die Vögel unterstützen will, sollte gute Bedingungen für die Brutzeit bieten und einen naturnahen, vogelfreundlichen Garten mit viel Nahrung für hungrige Jungvögel anlegen. 

Wie stark die Meisenbestände von der für Deutschland neuen Vogelkrankheit betroffen sind, werden die Ergebnisse der großen LBV- und NABU-Gartenvogelzählung „Stunde der Gartenvögel“ vom 8. bis 10. Mai zeigen.

Tote Vögel können eingeschickt werden

Besonders wichtig ist der virologische Nachweis von Usutu-, West-Nil-Virus oder anderen Viren in tot aufgefundenen Amseln, Blaumeisen und anderen Vögeln. Diese Untersuchungen nehmen das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg (BNI) sowie manche Untersuchungsämter vor. Das BNI sammelt bundesweit alle Untersuchungsergebnisse und wertet sie aus.

Bitte unterstützen Sie die wissenschaftliche Untersuchung toter Vögel durch das Einsenden toter Vögel. Die Vögel sollten baldmöglichst eingesammelt und frischtot eingeschickt werden. Bitte beachten Sie dazu folgende Punkte:

Wer eine tote Amsel findet und diese einschicken möchte, sollte folgende Punkte beachten:

  1. Obwohl nach aktuellem Wissensstand kaum eine Infektionsgefahr von den Vögeln ausgeht, wird zum Hantieren mit toten Tieren grundsätzlich das Verwenden von Handschuhen empfohlen.
  2. Die Amseln sollten zügig, idealerweise mit einem Tiefkühlakku versehen, gut gepolstert und wasserdicht verpackt versendet werden. Bei den warmen Temperaturen ist eine Isolation mit Styropor sinnvoll.
  3. Es empfiehlt sich besonders vor Wochenenden, die Einsendung mit dem BNI telefonisch abzustimmen.
  4. Bitte den Schriftzug "Freigestellte veterinärmedizinische Probe" auf der Verpackung anbringen.
  5. Das Porto trägt der Bürger, die Untersuchung ist kostenlos.

Der Absender wird über das Ergebnis informiert; neben der Anschrift dürfen auch der Fundort (mit Postleitzahl) und das Funddatum nicht fehlen. Wer die Vögel nicht einschicken möchte, kann sie entsorgen oder vergraben, beides ist unbedenklich. Die Postadresse des Bernhard-Nocht-Instituts 

Postanschrift

Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI)
Dr. Jonas Schmidt-Chanasit
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Bernhard-Nocht-Straße 74
20359 Hamburg

Weitere Kontakt:
Tel:. 040-42818-862,
Fax 040-42818-941

Internet: https://www.bnitm.de/

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© Ralph Sturm

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